Bittersweet Moon 3
keinen
Asthmaanfall mehr und die Meeresluft in Kroatien hat ihr offensichtlich gut
getan. Wenn ich bei ihr bin, möchte ich alles auf der Welt tun, um sie zu
beschützen und sie glücklich zu machen. Auch wenn ich dafür meine eigenen
Bedürfnisse zurückstecken muss. Doch ich weiß, dass ich auch als Mutter das
Recht auf mein eigenes Glück und auf eine neue Liebe habe. Ich habe lange
versucht, meine Ehe Lucy zu Liebe aufrechtzuerhalten, obwohl ich dabei selbst
immer unglücklicher wurde. Aber ist es nicht so, dass die Kinder glückliche und
erfüllte Eltern brauchen, um sich selbst richtig wohl zu fühlen? Gott weiß, wie
glücklicher, ausgeglichener und fröhlicher ich mich fühle, seit ich mit Robin
zusammen bin und mich wieder verstärkt meiner vernachlässigten Kreativität
widme.
Mein Leben verläuft plötzlich in einem anderen Tempo, ich
bin wieder im Fluss und bewege mich vorwärts. Ich wache aus meinem von Routine
und Eintönigkeit geprägtem Alltag auf und erlebe ein Abenteuer nach dem
anderen. Und ich genieße es!
Der Manager von Blutschwur will sich Ende des Monats
mit mir treffen, um mit mir über die Aufnahmen als Backgroundsängerin zu
sprechen. Über meinen Kontakt mit Alexandra haben sich zwei neue Galeristen bei
mir gemeldet, die mich demnächst für ihre Vernissagen engagieren möchten. Ich
habe meinen Vertrag in der Musikschule ohne zu zögern gekündigt, weil mich die
stocksteife Schulleiterin deutlich spüren gelassen hat, wie sehr sie mein
privates Leben missbilligt. Die alte Ziege hat natürlich die Fotos aus Italien
gesehen, hat mir eine junge Klavierlehrerin kollegial verraten, aber sie hat
sich nicht getraut, mich deswegen rauszuschmeißen. Also bin ich ihr
zuvorgekommen. Durch meine Tantiemen für den Song kann ich mir diesen Schritt
durchaus leisten. Wenn das nicht mal cool ist!
Ich küsse Lucy noch mal vorsichtig auf ihren Lockenkopf und
verlasse leise ihr Zimmer. Ich weiß, dass ich eine gute Mutter bin, obwohl mein
Leben im Augenblick ziemlich rockt! Oder gerade deswegen!
Am Samstag ist es so weit! Forbidden Games spielen im
Astra in der Revalerstraße, um dem Publikum einen Vorgeschmack auf das neue
Album und die anschließende Tour zu geben. Das Konzert ist auch eine
symbolische Geste von Robin, mit der er der Musikwelt verkünden will, dass er
in Berlin mehr als nur ein Gast ist. Auch Jason möchte für eine Weile in Europa
leben, genauer gesagt in London, wo er dabei ist, eine Wohnung zu suchen. Für
Amerikaner ist Berlin nur einen Katzensprung von London entfernt und da auch
Brandon Engländer ist und das neue Management der Band ihr Hauptquartier in
London hat, passt alles gut zusammen. Zu meiner großen Freude, natürlich. Der
Gedanke, dass Robin in Zukunft mindestens sechs Monate im Jahr in Berlin
verbringen möchte, macht meine Vorstellung von einer richtigen Beziehung schon
viel zuversichtlicher.
Sally hat mir vergangenen Freitag die Backstagepässe für
mich und Mia ausgehändigt, Access All Areas natürlich. Als Mia am Nachmittag
vorbei kommt, um ihren Pass abzuholen, ist sie völlig aus dem Häuschen und ihre
hellgrünen Augen funkeln vor Aufregung, als sie ihn in Ruhe betrachtet.
„Wo befestige ich den Pass am besten?“, fragt sie mich, als
sie sich mit einer überschwänglichen Umarmung bei mir bedankt.
„Ich würde sagen, am Gürtel“, erwidere ich.
„Und jetzt sag mir bitte - was zieht man am besten für so
ein Konzert an? “, lautet ihre nächste Frage und sie schaut dabei so besorgt
aus, dass ich loslachen muss.
„Mia, du bist so süß! Du bist aufgeregt wie ein
sechszehnjähriges Mädchen“, necke ich sie. Aber ich verstehe sie total. Auch
ich selbst bin aufgeregt, fast wie beim ersten Mal, als ich Robin auf der Bühne
gesehen habe. „Zieh einfach das an, was dir selbst am besten gefällt.“
„Ja, das ist mir schon klar. Aber, soll ich eher bequeme
Sachen tragen, oder doch etwas, was mehr sexy ist?“ Sie kaut an ihrer Lippe und
ich sehe, dass sie wirklich meine Hilfe braucht.
„Okay, ich würde sagen, da du so einen exklusiven
Backstagepass hast und du ganz nah an der Band sein wirst - zieh lieber sexy
Sachen an.“
„Oh Gott, ich befürchtete schon, dass du das sagst!“, macht
sie ein verzweifeltes Gesicht. „Ich habe gar keine Sachen, die sexy und coole
sind, nur elegante Konzertkleider oder halt lässige Mama-Klamotten.“
„Ich verstehe. Dann schauen wir mal in meinen Schrank, ob
ich dir was borgen kann“, nicke ich und
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