Bittersweet Moon 3

„Schwör mir, dass du niemanden davon erzählen wirst“, schaue ich
ihr ernst in die Augen. Wenn Nick von diesen pikanten Details erfahren
würde, könnte ich eine friedliche Scheidung gleich vergessen!
    „Aber natürlich, Diana! Ich schwöre es! Dein dirty little
secret ist bei mir bestens aufgehoben, mach dir keine Gedanken darüber“,
versichert sie mir. „Mann, ist das abgefahren! Meine beste Freundin, die
ernsthafte und verantwortungsvolle Sopranistin, verhält sich wie ein zügelloses
Rock Groupie“, lacht sie schon wieder.
    „Tja, das ist einer der Vorteile, wenn man mit einem
Rockstar zusammen ist. Die sind nicht so spießig und konservativ wie die
meisten Männer“, grinse ich selbstzufrieden.
    „Sag mal, jetzt im Ernst … das muss echt geil gewesen sein,
oder?“, kichert sie etwas verlegen.
    „Oh ja, das war es. Schade nur, dass ich dabei so betrunken
war. Nüchtern würde ich es wahrscheinlich noch mehr genießen können. Aber
vielleicht würde ich es mich dann nicht trauen, wer weiß“, zucke ich mit den
Schultern.
    „Ich denke, es war besser so, im betrunkenen Zustand. So
hast du ein Alibi für dein hemmungsloses Benehmen. Ehrlich gesagt, beneide ich
dich für diese erotische Erfahrung“, seufzt sie und schaut sich wieder im
Spiegel an. „Mit dir als Vorbild kann ich vielleicht auch noch aus meinem
Schatten springen“,  schmunzelt sie und macht eine sexy Pose.
    „Yes, Baby, so ist es richtig! Lass deine wilde Seite heraus!
Born to be wild“,  singe ich laut und feuere sie an. Wir lachen und albern noch
eine Weile herum, eher sie sich wieder umzieht und sich von mir verabschiedet.
    „Danke dir, Diana! Wir sehen uns dann morgen“, gibt sie mir
ein Küsschen auf die Wange.
    „Bis morgen! Ich rufe dich an, um dir zu sagen, wo genau ich
auf dich warten werde.“ Ich schaue ihr gut gelaunt zu, als sie Born to be wild
singt und die Treppen herunter läuft. Mit ihrem strahlenden Gesicht wirkt sie
mindestens zehn Jahre jünger und es steht ihr ausgezeichnet.
    Auch ich habe mein Outfit für das Konzert schon
zusammengestellt. Ich habe mir einen schwarzen Minirock aus Kunstleder und ein
rotes Oberteil mit Fledermausärmeln gekauft, dass nicht zu körperbetont sitzt.
Schließlich will ich nicht wie ein Groupie aussehen, aber trotzdem als die
Geliebte eines Rockstars erkennbar sein. Dazu werde ich hohe schwarze Stiefel
mit einer noch erträglichen Absatzhöhe tragen. Und meine alte schwarze
Bikerjacke, die ich immer noch habe, obwohl ich sie in den letzten Jahren kein
einziges Mal getragen habe. Ich wollte sie schon wegschmeißen, doch eine kleine
Stimme in mir flüsterte mir zu - was, wenn du sie doch noch brauchen wirst? Jetzt
bin ich natürlich froh, dass ich sie aufgehoben habe.
    Später am Abend holt Nick Lucy ab und ich gehe früher als
üblich ins Bett. Für den morgigen Tag will ich ausgeschlafen sein und da ich
meine Periode gekriegt habe, bin ich etwas geschafft. Als ich im Bett liege,
schweifen meine Gedanken in die Vergangenheit, zu dem Abend, wo ich das erste
mal Robins Konzert besucht habe. Ich bin genau so verliebt wie damals. Der
einzige Unterschied ist, dass ich jetzt als Mutter und fast geschiedene Frau
mit deutlich mehr Lebenserfahrung trotzdem die Kontrolle über mein Leben
behalten kann und noch in der Lage bin, meinen Verpflichtungen und Aufgaben
außerhalb der Beziehung zu Robin nachgehen zu können. Damals habe ich mich
meiner Verliebtheit in Robin mit so einer bedingungslosen und emotionalen Wucht
hingegeben, dass ich bereit war, alles andere in meinem Leben zurückzustecken
oder sogar aufzugeben, nur um mit ihm zusammen zu sein. Ich habe mich fast wie
eine romantische Heroine aus Verdis Oper benommen, ohne Rücksicht auf Verluste
und Opfer. Dieser hohe, kompromisslose Einsatz zählt sich jetzt jedoch aus.
    Robin konnte mich gerade wegen dieser emotionalen
Intensität, die er mit mir erlebte, nie gänzlich vergessen und unser
Wiedersehen hat die alte Glut zwischen uns sofort erneut zu einer lodernden
Flamme entfacht. Diesmal kriege ich sogar noch viel mehr von ihm, als er mir
damals bieten konnte. Und vor allem muss ich dabei kein schlechtes Gewissen
haben.
    Ich schließe meine Augen mit unendlicher Dankbarkeit, wie
jeden Abend, seit unserer ersten Nacht in der Toskana.
     
     
     
     
     

Kapitel zwölf
     
     
     
     
    Am Samstag weckt mich gegen Zehn Uhr ein heftiger
Regensturm. Ich kann nicht glauben, dass ich so lange geschlafen habe! Nur in
meiner Pyjamahose