Bittersweet Moon
versetzte er mir einen schmerzhaften Stich ins Herz. Er will
seine Frau nicht betrügen , sagte mir dieser Kuss. Und ich musste das
akzeptieren, er bestimmte die Regeln, weil er zu viel zu verlieren hatte.
"Wir müssen jetzt gehen", sagte er zögernd, jedoch mit bestimmtem,
nüchternem Klang in der Stimme und ließ mich los. Wortlos folgte ich ihm, wie
verloren und unfähig, zurück in die Realität zu finden. Als wir auf die Straße
zurückkehrten, suchte er wieder meine Hand und drückte sie fest. Dankbar
erwiderte ich den Händedruck, der mir wieder den Mut einflößte.
"Hoffentlich warten keine Fans mehr im Hotel auf mich", seufzte er
tief und schob sich seinen Cowboyhut tief ins Gesicht. "Jetzt bin ich
überhaupt nicht in der Stimmung für Autogramme und Smalltalk." Ich schwieg
nur und hörte die Uhr in meinem Traum Mitternacht schlagen. Aber nein, ich
habe ja noch eine weitere Nacht! Oder vielleicht sogar zwei? Mein Märchen ist
noch lange nicht aus , machte ich mir Hoffnung vor dem Abschied.
"Weiß
du was? Ich könnte durch den Haupteingang ins Hotel gehen und dir dann die
Hintertür aufmachen, so musst du nicht an den Fans vorbei", schlug ich
vor, als ich wieder sprechen konnte.
"Nein,
nein, ich komm schon klar. Ich möchte dich in ein Taxi steigen sehen, es ist
schon so spät, du solltest sicher nach Hause kommen", lehnte er meinen
Vorschlag kopfschüttelnd ab.
Wir
hielten das erste freie Taxi an und stiegen hinten ein. Erst fuhren wir zum
Hotel. Im Auto folgte ich einem spontanen Impuls und schrieb meine
Telefonnummer auf einen Zettel.
"Wenn
du vielleicht meine Telefonnummer haben willst," sagte ich fast schüchtern
und bot Robin den Zettel an.
"Sehr
gerne", erwiderte er und steckte ihn in seine Innentasche. Meine Finger
tasteten vorsichtig nach Robins Hand, die auf seinem Oberschenkel ruhte und
berührten sie zögernd. Robin reagierte sofort, er nahm meine immer noch kalte
Hand zwischen seine beiden Hände und hielt sie wie selbstverständlich fest.
Ermutigt durch Robins spontane Reaktion auf meine Suche nach Körperkontakt
lehnte ich mich mit dem Kopf an seine breite Schulter. Tief versunken in das
stille Glück, das in meinem Inneren weiter unvorstellbare Dimensionen annahm,
schaute ich durch das beschlagene Fenster in die verschneite Nacht. Ich würde
alles dafür geben, dass die Fahrt ewig dauern und dieser magische Augenblick
unserer wortlosen Nähe niemals ein Ende nehmen würde! Noch begriff ich nicht,
was zwischen uns entstand, ich ahnte es nur und ich traute mich nicht, es zu
glauben, aus Angst, der Zauber würde so zu schnell dahinschwinden. Der Weg zum
Hotel war wie erwartet leider viel zu kurz und das Taxi hielt vor dem
Haupteingang an. Ein klitzekleiner, bittersüßer Schmerz schlich sich
heimtückisch und fast unbemerkt in meine Brust als Robin meine Hand losließ,
aber ich nahm ihn wahr und erkannte sofort seine unheilvolle Ankündigung. Bist
du wirklich bereit dafür?, fragte ich mich noch einmal unangenehm berührt
und verbannte gleichzeitig die Antwort aus meinen Gedanken, noch ehe ich
Zweifel an ihr kriegen konnte. Es ist schon zu spät… Robin bezahlte dem
Fahrer meine Fahrt im voraus und bevor er ausstieg, führte er noch schnell
meine Hand an seinen Mund und küsste meine endlich erwärmten Fingerspitzen.
"Es
war eine unvergessliche Nacht, Diana. Ich danke dir", verabschiedete er
sich leise, ohne ein Lächeln, als ob auch er die folgenschwere Bedeutung des
Augenblicks erkannte, in dem wir uns befanden. "Wir sehen uns morgen Abend
im Club."
"Ich
muss dir danken", flüsterte ich, als er schon die Tür zufallen ließ. Das
Taxi drehte um. Während wir an dem Hotel vorbei fuhren, sah ich ihn noch, wie
er durch die große Glastür verschwand, ohne noch mal zu mir zu blicken. Mit
geschlossenen Augen versuchte ich weiter seinen Körper neben mir zu spüren...
Sofort vermisste ich ihn schmerzlich, noch mehr als ich befürchtete und auf dem
Weg zu meiner Wohnung zählte ich ununterbrochen die langen Stunden, die mich
von ihm trennten.
Das
erste Mal in dieser Nacht fiel mir plötzlich mein Freund Max ein. Mit Entsetzen
stellte ich fest, dass ich bis jetzt keinen einzigen Gedanken an ihn verschwendet
hatte, als ob er gar nicht existierte! Wir waren schon über ein Jahr lang
zusammen. Als junger Korrepetitor arbeitete er seit dem Spätsommer in einem
kleinen Operntheater, gute drei Autostunden von meiner Stadt entfernt.
Wir
sahen uns höchstens zweimal im Monat, aber die
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