Bittersweet Moon
Beziehung funktionierte gut.
Nach meinem Diplom wollten wir zusammenziehen. Max erwähnte einige Male halb
ernst, halb scherzend sogar das Thema Heiraten und Kinder kriegen, obwohl ich
selbst nicht mal im Geringsten so weit war. Trotzdem freute ich mich auf den
Frühling und auf die Suche nach der ersten gemeinsamen Wohnung. Ich hatte Max
wirklich lieb. Er gab mir viele Gründe dafür - er war intelligent, gebildet,
geistreich, zuverlässig, treu, ein toller Musiker und gutaussehend dazu. Als
Pianist und Dirigent war er sogar hilfreich bei meiner eigenen Karriere. Ein
idealer Mann eben. Für alle unsere Freunde waren wir ein beneidenswertes
Traumpaar und so fühlten wir uns auch. Wie konnte ich ihn jetzt neben Robin
völlig vergessen? Meine Beziehung mit Max verdrängte ich regelrecht, um völlig
frei und offen für das Abenteuer mit Robin zu sein. Aber das verwunderte mich
nicht richtig. Ich befand mich in einem Ausnahmezustand und ich erkannte mich
selbst nicht mehr. Ich will nicht an Max denken, nicht jetzt, bitte, und
auch nicht morgen!, flehte ich mein Gewissen an . Wenn Robin mich
verlässt, werde ich genug Zeit zum Bedauern und Nachdenken haben. Diese Nacht
gehört aber nur uns. Ich will keinen kalten Schatten über meinen Traum fallen
sehen, ich will nicht von den Stimmen der Vernunft abgekühlt sein, während ich
noch seine heißen Berührungen auf meiner Haut spüre! Morgen treffe ich ihn noch
einmal und verbringe den letzten Abend mit ihm. Danach kann ich wieder
in mein altes Leben zurückkehren, wo auch Max auf mich wartet. Aber nicht
jetzt, nicht jetzt, nicht jetzt! Eilig stieg ich aus dem Taxi aus und meine
reuevollen Gedanken an Max blieben wie ein vergessener Regenschirm im Auto
liegen.
Verfolgt
von dem abklingenden Echo meines schlechten Gewissens rannte ich zu der Wohnung
und übersprang am Ende jede zweite Stufe. Atemlos zog ich meinen Mantel aus,
warf die Mütze auf den Garderobenständer, streifte die Stiefel ab und ließ mich
im Schlafzimmer auf mein Bett fallen. Ich war überwältigt von dieser
unglaublichen Nacht und trotz der Müdigkeit wusste ich, dass ich nicht sofort
einschlafen können würde. Aus dem CD-Regal suchte ich mir eine CD aus und legte
sie in die Hi-Fi Anlage ein. Ich hörte Robins Stimme zu, schaute mir seine
Fotos in dem Booklet an und fast meditativ vertieft blickte ich zurück auf den
unvergesslichen Abend, den ich gerade mit ihm verbracht hatte . War er
wirklich ?, fragte ich mich immer wieder. Mein Verstand zweifelte fast
daran. Als ob ich mich in einem surrealistischen Film befunden hätte, wo die
Grenzen zwischen der Wirklichkeit und der Fantasie längst verschmolzen waren
und die Hauptheldin nicht mehr wusste, welches Erlebnis stattgefunden, und
welches sich nur in ihrer überspannten Fantasie abgespielt hatte. Das
plötzliche Telefonklingeln im Wohnzimmer unterbrach grob meine ziemlich
verrückte Stimmung. O nein, hoffentlich ist nicht Max dran !, sprang ich
aus dem Bett. Er rief oft um die Zeit an, wenn er wusste, dass ich vorher in
der Bar jobbte.
"Hallo,
Diana hier", meldete ich mich mit gespielt müder Stimme.
"Hi,
ich bin's, Robin."
"Robin!",
wiederholte ich seinen Namen, der in meinen Ohren wie ein zauberhaftes Passwort
klang, das mir vor Kurzem den Zugang in eine neue Dimension meines Lebens
eröffnet hatte.
"Ich
kann nicht einschlafen, da wollte ich noch einmal deine Stimme hören. Habe ich
dich geweckt?"
"Nein,
nein, ich kann auch nicht schlafen", versicherte ich ihm gleich.
"Es
war wirklich schön heute mit dir, das wollte ich dir noch mal sagen."
"Danke...
Für mich war es auch ein unvergesslicher Abend", sagte ich ergriffen.
"Ich
möchte noch kurz wegen Morgen mit dir sprechen", meldete sich Robin wieder
nach einer kurzen Pause, während vor meinen Augen noch die kostbaren Bilder aus
dem letzten Abend tanzten. "Wegen der Jungs aus der Band müssen wir uns
keine Sorgen machen, wir haben vor Jahren schon einen Pakt geschlossen. Wir
sind alle in festen Händen, aber wir sind auch nur Menschen aus Fleisch und
Blut und für die besonderen Situationen, die sich ergeben könnten, haben wir interne
Sonderregeln bestimmt. Keiner stellt Fragen, es gibt keine Kommentare, wir
stützen uns gegenseitig den Rücken und vor allem - es bleibt auf jeden Fall
unter uns, egal was immer auch passieren mag. Also musst du dich morgen vor den
Jungs nicht verstellen. Nur Joe, der Tourmanager und seine Crew dürfen lieber
nichts bemerken. Joe und Claire sind seit Jahren
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