Bittersweet Moon
Robin erzählte von den vergangenen Wochen, wie
er sie mit Konzerten verbrachte und ich beschrieb ihm meine Vorbereitungen auf
die bevorstehende Premiere. Dabei vergaß ich fast vollständig, dass ich mit
Robin S. redete und unter seinem Arm eingehakt durch die Nacht streifte. Mit
dem berühmten Rockstar und langjährigen Objekt meiner Begierde! In dieser
kurzen Zeit entwickelte sich ein prickelndes Gefühl der Verbundenheit und der
Nähe zwischen uns. Ich wusste nicht, ob es an dem fast vollen Mond lag, den ich
durch die dicken Schneewolken in meinen Adern spürte oder an der Musik die uns
verband, als wir so vertraut und innig miteinander plauderten. Egal, es fühlte
sich wunderbar an und ich genoss es mit meinem ganzen Wesen. Bald erreichten
wir den Park. Still und leer lag er vor uns und bedeckt mit dem unberührten
Schnee wirkte er wie eine romantische Filmkulisse. Die Straßenlaternen am
Wegrand trugen eine dicke Schneemütze und warfen gedecktes Licht auf diese
zauberhafte Winterlandschaft. Es herrschte eine wohltuende Stille um uns. Die
wenigen Autos, die auf den Straßen unterwegs waren, fuhren fast geräuschlos und
ich nahm sie kaum noch wahr. Offensichtlich waren wir die einzigen
Parkbesucher. Die Sitzbänke verschwanden schon unter der weichen Schneepracht
und die Äste des Gebüsches und der Bäume beugten sich angestrengt durch die
schwere weiße Last zum Boden. Meine Lieblingssitzbank unter der alten Weide war
kaum noch zu sehen. Die Trauerweide bildete mit ihren herunterhängenden Ästen
einen weißen Baldachin über der Sitzbank und wir schlüpften wie durch einen
Vorhang rein und setzten uns auf die Rückenlehne. Robin schob endlich seinen
Hut zurück und schaute mich an. Plötzlich verlor ich mein Gleichgewicht, als
ich auf meinen langen Mantel trat und ich schwankte kurz. Robin packte mich
fest um meine Taille und wir lachten gleichzeitig laut auf. "Hey, fall mir
nicht runter! Ist dir schwindlig von dem Champagner?", fragte er scherzend
und umarmte mich dabei immer noch. Nein, mir ist schwindlig von deiner Nähe ,
dachte ich, während sich unsere Gesichter gefährlich nah kamen. Wir schauten
uns in die Augen, ich spürte seinen warmen Atem auf meinem Gesicht und seine
Hände an meinem Körper und eine glühende Hitze breitete sich in mir aus. O
Gott, bitte lass es geschehen , betete ich lautlos, aber Robin zog sich
augenblicklich zurück und lockerte seine Umarmung. "Sitzt du jetzt
sicher?"
"Ja,
es ist in Ordnung so", antwortete ich. Ich spürte, wie seine Hände zögernd
und ungern von meinem Körper wegglitten und mein Herz machte dabei wieder einen
Freudensprung.
"Erzähl
mir was von dir", verlangte Robin plötzlich entschlossen von mir.
"Was
möchtest du wissen?"
"Oh,
alles, ich weiß gar nichts von dir, außer dass du eine tolle Sängerin bist."
"Mein
Leben ist im Vergleich mit deinem völlig langweilig und unwichtig", sagte
ich.
"Nein,
das stimmt nicht, du darfst nicht so denken! Nur weil ich ein berühmter Sänger
bin, heißt das nicht, dass mein Leben interessanter ist", widersprach mir
Robin. "Ich möchte wirklich mehr über dich wissen."
"Na
gut, wenn du meinst. Weißt du schon, dass ich ein Fan von dir bin?",
versuchte ich zu scherzen, um meine Verlegenheit zu verbergen. Er interessierte
sich für mein Leben!
"Bevor
ich es vergesse, ich habe deinen Backstagepass für morgen im Theaterclub dabei.
Ohne ihn kommst du nicht rein", sagte er und holte aus seinem Mantel einen
orangefarbenen Pass mit dem Bandlogo, der eingeschweißt in Klarsichtfolie war
und eine Kordel zum Umhängen hatte.
"Mit
diesem Pass kommst du hinter der Bühne überall rein, niemand wird dich
aufhalten", erzählte er weiter, während er mir den Pass um meinen Hals
hängte. Die große Aufschrift "Access all areas", die darauf
leuchtete, verriet mir, dass ich gerade stolze Besitzerin des unter den Fans am
heißesten begehrten Dokumentes geworden bin.
"Nur
die engsten Crewmitglieder tragen sie. Damit kannst du jederzeit in meine
Garderobe rein- und rausgehen. Diese Pässe kriegen normalerweise nur enge
Freunde und Verwandte, die uns Backstage besuchen wollen. So..., jetzt kann ich
sicher sein, dass ich dich morgen wieder sehe", sagte er mit sanfter
Stimme, die ich wie zartes Streicheln empfand und befreite vorsichtig meine
Haarlocke, die sich in der Kordel verfing. "Und jetzt erzähl mir alles
über dich."
Er
umarmte mich dabei mit einer Hand und drückte mich fest an sich, als ob wir
miteinander schon längst
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