Bittersweet Moon
spazieren gehen oder in ein Restaurant zu zweit essen gehen können.
Ich werde immer heimlich in den Hotelzimmern auf dich warten müssen, in
getrennten Taxis zu den Flughäfen fahren, ich werde weiter eine unsichtbare,
namenlose Frau bleiben, die niemals an deiner Seite erscheinen darf."
Als ich
sprach, überfiel mich bei dieser sorgsam unterdrückten Erkenntnis die ganze
traurige Bitterkeit und zeigte mir ganz klar, wie wenig ich mich damit abfinden
konnte. Diese absolute Geheimhaltung erniedrigte meine Liebe, als ob sie was
schmutziges und unwürdiges wäre, sie machte mich zu einem billigen Flittchen
und nicht zu der Frau, die Robins Liebe gewonnen hat.
"Diana,
du wirst dich irgendwann daran gewöhnen", nutzte Robin mein kurzes
Schweigen und unterbrach mich.
"Nein,
Robin, ich werde mich nicht daran gewöhnen, ich will mich an nichts gewöhnen,
was mit dir zu tun hat! Dafür ist mir unsere Liebe zu kostbar. Und ich will
auch nicht, dass du dich daran gewöhnst! Immer im Schatten, immer heimlich,
anonym, vorsichtig und versteckt, von wenigen Eingeweihten als deine Mätresse
geduldet - so werde ich schnell meinen Reiz für dich verlieren und
uninteressant werden. Und das will ich nicht erleben, verstehst du? Auch wenn
ich tatsächlich eure Backgroundsängerin wäre, müssten wir ständig Abstand
voneinander halten, unsere Gefühle verstecken und uns verstellen. Abgesehen
davon, ist das rein professionell keine gute Idee, sie ist für dich und für
mich mit zu vielen Risikos verbunden" sprach ich hastig und
leidenschaftlich. Robin wollte mir widersprechen, aber ich hielt ihn mit einer
Handbewegung auf und redete weiter, ich ließ alles raus, was mich so ängstigte
und mich mit Bitterkeit erfüllte:
"Claire
und du, ihr kriegt in zwei Monaten ein Baby, das darfst du nicht vergessen. Du
wirst dein Kind lieben und mehr Zeit mit deiner Familie verbringen wollen. Du
wirst dich auch mit Claire noch tiefer verbunden fühlen und die Bindung an mich
wird immer schwächer. Du wirst wieder öfter Sex mit Claire haben und du wirst
sexuell nicht mehr so ausgehungert sein wie jetzt. Du wirst nicht mehr so stark
das Bedürfnis nach mir spüren, glaub mir!" Robin sah mich fast mit
Entsetzen an, als ich so nüchtern und desillusionierend sprach, aber er
unterbrach mich nicht.
"Wir
beide, wir haben fantastischen, berauschenden Sex miteinander, aber auch das
wird sich mit der Zeit legen. Noch die heißeste Leidenschaft kühlt irgendwann
zwangsläufig aus, das müsstest du wissen, du bist viel erfahrener als ich.
Robbie, ich würde es nicht ertragen können, wenn du mich eines Tages nicht mehr
so gierig ansiehst wie jetzt und wenn unsere heißen Nächte zur Routine werden
und ich spüren werde, wie du mich nicht mehr so sehr begehrst. Dafür ist unsere
Beziehung zu einmalig, ich lass mir das nicht weg nehmen. Ich will es nicht
erleben, dass wir anfangen zu streiten oder dass wir unsere Liebe als etwas
selbstverständliches annehmen. Oder dass nach einer Weile mit jedem Morgen ein
Teil unserer Sehnsucht aufeinander erlöscht und mit jedem Abend ein Stück
Faszination füreinander dem Alltag zum Opfer fällt. Und vor allem Robbie, ich
will es mir nicht antun, es ansehen zu müssen, wie du mich immer weniger
liebst, wie du immer weniger Inspiration in mir findest. Ich bin nicht bereit,
das langsame Absterben deiner Liebe zuzulassen, dafür liebe ich dich viel zu
sehr. Ich will dich in meiner Erinnerung für immer als die Liebe meines Lebens
behalten."
Meine
Stimme zitterte vor Anstrengung, als ich diese Worte sprach und ich sah es auch
an Robin, wie sie ihn mitnahmen. Trotzdem fuhr ich fort, entschlossen und
ruhig: "Robin, du hast mir ein unglaubliches Geschenk gemacht. Ich war
jahrelang ein hoffnungsloser Fan und dann erhobst du mich wie durch ein Wunder
zu einem auserwählten Groupie, das gleich zu deiner Muse gekrönt wurde. Und
jetzt - jetzt bin ich quasi die offizielle Geliebte von Robin S., sogar von der
Ehefrau geduldet! Spätestens jetzt ist es an der Zeit für mich, in Würde die
Bühne zu verlassen. Jetzt habe ich alles - deine Liebe, dein Begehren, deine
durch mich inspirierten Songs und deine Träume von unserer gemeinsamen Zukunft.
Was will ich noch mehr? Ich kann nicht noch glücklicher werden, als ich mit dir
schon bin. Sehr wohl kann ich aber alles verlieren, wenn du mich eines Tages
nicht mehr liebst. Dann verliere ich auch meine schönsten und kostbarsten
Erinnerungen, weil mein Leid größer wird als das Glück
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