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Bitterzart

Bitterzart

Titel: Bitterzart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabrielle Zevin
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rümpfte die Nase und fragte: »Warum sollte Scarlet denn was mit ihm anfangen?« Gable war in meiner Familie nie besonders beliebt gewesen.
    »Will ich doch gar nicht«, sagte Scarlet. »Er hat mir heute bloß leidgetan.« Sie erzählte Natty, was beim Mittagessen geschehen war.
    »Oh«, machte meine kleine Schwester, »da hätte er mir aber auch leidgetan.«
    »Ja, weil Scarlet und du zwei große Weicheier seid. Nur weil er verletzt ist, heißt das noch lange nicht, dass er hinter seiner Fassade nicht derselbe fiese Mensch geblieben ist.«
    »Entweder vertraust du mir nicht, oder du hältst mich für blöd«, sagte Scarlet. »Ich habe nicht vergessen, was er mit dir gemacht hat. Und ich bin nicht so verzweifelt, dass ich für deinen einarmigen, einbeinigen, entstellten Exfreund all meine Prinzipien über Bord werfe!« Sie kicherte. »Oh, das ist gemein! Darüber sollte ich nicht lachen.« Sie hielt sich den Mund zu.
    Natty und ich mussten ebenfalls lachen.
    »Das muss man doch zugeben: Irgendwie ist es schon lächerlich, was mit Gable passiert ist«, fügte Scarlet hinzu.
    »Es ist lächerlich«, stimmte ich zu. Mein ganzes Leben war lächerlich.
    »Aber jetzt mal rein theoretisch«, sagte sie, als der Bus an ihrer Haltestelle stoppte. »Meinst du nicht, dass so ein schweres gesundheitliches Trauma einen Menschen ändern kann?«
    »Nein!« , riefen Natty und ich im Chor.
    »War nur ein Witz, ihr Süßen.« Scarlet schüttelte den Kopf. »Du bist manchmal wirklich leichtgläubig, Annie.« Sie gab mir einen Kuss auf die Wange. »Bis morgen!«, rief sie und stieg aus.
    Kaum waren Natty und ich zu Hause angekommen, sagte Imogen mir, Nana würde mich brauchen, daher ging ich in ihr Zimmer.
    In den letzten Wochen hatte Nana tatsächlich leicht erholt gewirkt. Zumindest hatte sie mich nicht mehr mit meiner Mutter verwechselt.
    Ich beugte mich vor, um ihr einen Kuss zu geben. In einer türkisfarbenen Vase auf der Fensterbank standen gelbe Rosen. Sie hatte Besuch gehabt.
    »Hübsch«, bemerkte ich.
    »Ja, nicht schlecht. Mein Stiefsohn hat sie heute vorbeigebracht«, erklärte Nana. »Nimm sie mit in dein Zimmer, Annie, wenn du willst. Bei mir sind sie Verschwendung. Sie lassen mich an meine Beerdigung denken, die …«
    Ich wartete auf das Ende des Satzes, doch sie war verstummt. »Imogen hat gesagt, du wolltest mich sprechen«, sagte ich schließlich.
    »Ja«, erwiderte Nana. »Ich habe eine Bitte an dich. Yuris Sohn Mickey will nächsten Monat heiraten. Du musst mit Leo und Natty für mich an der Hochzeit teilnehmen.«
    Hochzeiten im Familienkreis waren nicht gerade meine Lieblingsbeschäftigung. Und Mickey wollte heiraten? Vielleicht hatte ich es mir ja eingebildet, aber ich war mir ziemlich sicher, dass er bei unserem letzten Treffen mit mir geflirtet hatte. »Wo findet die Hochzeit denn statt?«
    »Auf dem Grundstück der Balanchines in Westchester.«
    Der Ort bestand nur aus einer Handvoll Häuser und Ställen und einem so gut wie ausgetrockneten See. Ich hasste ihn. Nach dem Mord an meinem Vater hatten Natty und ich dort ein paar Wochen zugebracht, ich verband nur Unangenehmes damit.
    »Müssen wir da wirklich hin?«, quengelte ich.
    »Ist das so schlimm? Ich würde ja gerne selbst gehen, aber meine Beine tragen mich nicht mehr. Außerdem kannst du ja gerne deinen neuen Freund mitnehmen …«, fügte sie schelmisch hinzu.
    »Woher weißt du das denn?«, fragte ich.
    »Meine Ohren funktionieren noch. Deine Schwester hat es mir erzählt. Sie glaubt, dass du ihn heiraten willst, aber ich hab gesagt, dass meine Anya viel zu jung und zu pragmatisch für die Ehe ist, egal wie verliebt sie ist.«
    »Natty spinnt doch.«
    »Gehst du also zu der Hochzeit?«
    »Wenn es sein muss«, sagte ich.
    »Gut. Stell mir auch mal deinen Freund vor. Vielleicht an dem Tag, wo du zu der Hochzeit fährst? Gut, dann ist das erledigt.« Nana nickte und griff nach meiner Hand. »In letzter Zeit fühle ich mich klarer im Kopf«, sagte sie.
    »Das ist gut.«
    »Aber ich weiß nicht, wie lange das so bleibt. Und ich möchte alles geregelt wissen«, fuhr sie fort. »Du bist jetzt sechzehn Jahre alt?«
    Ich nickte.
    »Das heißt, wenn ich morgen sterbe, würde dein Bruder dein Vormund werden.«
    »Aber du stirbst nicht«, mahnte ich sie. »Die Apparate werden dich so lange am Leben halten, bis ich alt genug bin.«
    »Apparate können ausfallen, Anyeschka. Und manchmal –«
    »Darüber will ich nicht sprechen!«, fiel ich ihr ins Wort.
    »Du musst

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