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Bizarre Beziehungen - V 1.0

Bizarre Beziehungen - V 1.0

Titel: Bizarre Beziehungen - V 1.0 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Ihnen Madame Clarissa Mesmer vorstellen, Urenkelin des berühmten Doktor Anton Mesmer? Und selbst Doktor, möchte ich hinzufügen.«
    »Major.« Sie streckte die bloße Hand aus.
    »Madame Mesmer.« Clive nahm die Hand in die seine und beugte sich darüber. Ihre Haut war weich und glatt, kühl bei der ersten Berührung, zeigte dann jedoch innerhalb von Augenblicken eine erstaunliche Wärme, und Clive hob den Blick. »Ist Madame richtig? Sie sind eine verheiratete Frau?«
    Sie zog die Hand zurück. »Ich nenne mich so, um Flegel zu entmutigen -und die unwillkommene Annäherung aggressiver Männer.« Clive tat einen tiefen Atemzug. Um Madame Mesmer herum lag ein wahrnehmbarer -und aufregender -Geruch.
    Die Frau ergriff wieder das Wort. »Herr du Maurier sprach oft von Ihnen, Major. Man könnte tatsächlich sagen, daß ich neben Herrn du Mauriers Sterbebett stehe, auf sein Geheiß, jedoch zu Ihrem Vorteil.«
    Sie sprach mit undefinierbarem Akzent. Clive versuchte, ihn irgendwo unterzubringen -deutsch? Ungarisch? Er hatte von Anton Mesmer gehört und wenig von ihm gehalten. Mesmer war Deutscher gewesen, der viele Jahre seines Lebens in Österreich studiert und gearbeitet hatte. Aber in seinem Leben gab es rätselhafte Perioden, die der Geschichte unbekannt geblieben waren. Wo hatte er jene Jahre verbracht?
    »Stets den Damen zu Diensten, Folliot.« Der schwächliche du Maurier brachte ein trockenes Gelächter zustande. »Was ist? Hat's Ihnen die Sprache verschlagen?«
    Der alte Mann schob sich höher in den Kissen. Madame Mesmer ergriff den altersschwachen Arm und half. Du Maurier sagte: »Die Blutsauger sind hinter mir her, Folliot. Ich habe bis jetzt die halbe Harley Street bereichert, und die andere Hälfte würde mir die Tür einrennen, wenn ich es ihnen gestattete, und sie alle würden herumstochern und etwas geltend machen und meine Schätze davontragen, aber von ihnen habe ich genug. Mehr als genug. Ich sterbe, aber ich habe keine Angst vor dem Tod. Nein! Der Tod ist das letzte der großen Geheimnisse des Lebens. Größer als das Auffinden der Nilquellen, größer als die Erforschung des Innern des Atoms, größer sogar als die Reise zu Mars und Jupiter oder den Planeten, oder zu einem anderen Stern. Und ich bin begierig darauf, dieses letzte Geheimnis zu ergründen.«
    Er legte sich in die Kissen zurück, rang nach Atem, sammelte neue Kräfte.
    »Ich wäre bereits gegangen, Folliot, aber ich wollte Sie noch einmal sehen. Und Madame Mesmer hat mir dabei geholfen, jene letzte Barriere zu überwinden und die psychische Kommunikation zu vervollkommnen. Kommunikation -und mehr -, denn sind Sie nicht hier, herbeigezogen über die Weiten des Raums und die Seiten der Zeit und die unfaßlichen Windungen der Dimensionen? Dies ist mein Triumph, Folliot!«
    Der alte Mann lehnte sich erneut in die Kissen zurück, die Augen schlossen sich, und der nahezu zahnlose Unterkiefer hing schlaff herab.
    »Ist er...?« Clive beugte sich vor und spähte zwischen die Bettvorhänge.
    »Nein. Noch lebt er.« Madame Mesmer hatte dem alten Mann die Finger aufs Handgelenk gelegt und nickte dann bestätigend, als sie den Puls spürte. »Er besitzt noch etwas Kraft. Das Ende naht, aber es ist noch nicht da.«
    Clive sah sich um, erblickte einen Stuhl und zog ihn nahe zu du Mauriers Bett heran. Zu Madame Mesmer sagte er: »Gestatten Sie ...?«
    Sie schüttelte den Kopf und trat ein wenig beiseite. Clive setzte sich. Madame Mesmer war nahe genug stehengeblieben, um die Konversation fortzusetzen.
    Sie sah Clive an und hob dabei fragend die Braue.
    »Sie sind wirklich von weit entfernt hierhergezogen worden?«
    »Vom Polarmeer, Madame. Und ich hatte wohl einen aufmerksamen Burschen, der bei dem Tausch für einen völligen Kleiderwechsel sorgte.«
    »Eine interessante Begleiterscheinung. Aber ob von Bedeutung ... Sie sagen, Sie seien aus einem anderen Jahr als dem jetzigen hierher gezogen worden.«
    »Ich verließ London im Jahr 1868. Ich reiste nach Sansibar, dann über den afrikanischen Kontinent und zum Äquator und von da aus zu anderen Stätten, deren Lage ich nicht einmal beschreiben kann.«
    »Und wie lange waren Sie verschwunden, Major Folliot?«
    »Du Maurier behauptet, für achtundzwanzig Jahre.«
    »Aber dafür, daß Sie so lange weg waren, sehen Sie sehr jung aus.«
    »Es schien mir eine Sache von ... Ich bin mir nicht sicher, würde jedoch sagen, es waren einige Monate. Maximal ein paar Jahre. Zwei oder drei Jahre. Vier im äußersten

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