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Bizarre Beziehungen - V 1.0

Bizarre Beziehungen - V 1.0

Titel: Bizarre Beziehungen - V 1.0 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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ein geschickter Schwimmer, aber Clive war sicher, daß es den Zug sicher erreichen und sich hineinziehen würde.
    Und für Chang Guafe vermochte er im Augenblick nichts zu tun. So wie er Chang Guafe kannte, würde er einen Weg finden, am Grund des Meeres zu überleben, schließlich an Land zurückzukehren und sich dann wieder seinen Geschäften zu widmen.
    Jetzt jedoch ...
KAPITEL 4 - Keine römische Orgie
    Clive zog sich an einer der kurzen metallenen Leitern hoch, die von jedem Wagen des Zugs herabhingen. Er blickte über die Schulter zurück und sah, daß das Frankenstein-Ungeheuer im Wasser eine etwas andere Richtung eingeschlagen hatte. Es wußte offenbar nicht so recht, was es tat. Es paddelte unbeholfen davon.
    Bald hatte das Ungeheuer einen weiter entfernten Wagen erreicht. Der Zug hatte sich zu einem Kreis zusammengezogen wie die legendäre Schlange der Skandinavier, die den eigenen Schwanz verschluckt. In jeder Richtung träfe das Ungeheuer unweigerlich wieder auf den Zug. Es hob eine leichenblasse Hand aus dem Wasser und brachte es fertig, die nächst gelegene Leiter zu ergreifen. Das Ungeheuer zog sich mit der überwältigenden Kraft der riesigen Muskeln aus dem Meer und klammerte sich an die Waggonseite.
    Es hantierte am Waggon herum, fand schließlich den Griff, der ihm die Tür öffnete, und verschwand im Innern.
    Clive Folliot wollte gerade dasselbe tun, als er fast umgestoßen wurde, weil der Zug sich wieder in Bewegung setzte.
    Er beschleunigte mit atemberaubender Geschwindigkeit und pflügte im Kreis durchs Wasser. Die Lokomotive wechselte plötzlich die Richtung und bewegte sich geradeaus. Die anhängenden Wagen streckten sich zu einer schnurgeraden Reihe, und der Zug beschleunigte wie wild, wobei die dampfende und schäumende Gischt zu beiden Seiten höher stand als ein Obelisk.
    Dann erhob sich der Vorderteil des Zugs aus dem Wasser, die restlichen Wagen folgten und wurden dem
    Griff des Meers entrissen. Der Zug schoß immer steiler aufwärts. Clive begriff, daß er sich nicht mehr eine Sekunde länger an der Leiter festhalten könnte. Er zerrte an der Waggontür, öffnete sie, zog sich ins Wageninnere und warf die Tür hinter sich zu.
    Er wandte sich um, um nachzusehen, welche Welt er da betreten hatte, und der Schock über den Anblick brachte ihn zum Taumeln.
    Dies war weder eine römische Orgie noch ein Indianertanz, noch eine Bergspitze des Himalaya. Auch kein Dampfboot des Mississippi oder ein türkisches Serail. Auch keine Welt mit exotischen Landschaften und fremdartigen Bewohnern -Clive wußte jetzt, daß die Erde nur einer von einer gewaltigen, vielleicht unendlichen Anzahl bewohnbarer und bewohnter Planeten war.
    An den Wänden liefen Holzpaneele entlang, vielleicht dunkelgebeiztes Buchenholz oder noch dunkleres Mahagoni. Die Decke war hoch und verlor sich fast in den Schatten, obwohl er noch erkennen konnte, daß sie mit Schnörkeln und Giebeln verziert war. Hohe Fenster reichten vom Fußboden bis zur Decke, aber dank der schweren Vorhänge davor drang so wenig Licht ins Innere, daß Clive nicht entscheiden konnte, ob jenseits der festverschlossenen Fenster Tag oder Nacht herrschte.
    Im Raum reihte sich ein übervoller Bücherschrank an den anderen. Neben dem verhängten Fenster stand ein massiver Schreibtisch aus einem so dunklen Holz, daß es schwarz erschien. Die Schubladen waren mit glänzend polierten Messingbeschlägen verziert. Die Tischplatte war mit Blättern übersät, von denen die meisten mit einer angenehmen, sorgfältigen Handschrift beschrieben waren, während sich auf anderen gekonnt ausgeführte Skizzen zeigten. Einige Federhalter lagen auf den Dokumenten verstreut.
    Der Raum wurde lediglich von einer Öllampe erhellt, deren Docht so niedrig gedreht war, daß die goldene Flamme flackernde hohe Schatten warf, wo sie nicht reflektiert wurde, wie zum Beispiel von der Messingverzierung des schweren Schreibtischs.
    Clive wandte sich vom Schreibtisch ab. An der gegenüberliegenden Wand, unter einem großen dunklen Baldachin auf einem verzierten Rahmen, stand ein riesiges vierfüßiges Bett. Welch ein Unterschied zu den Schlafgelegenheiten, die Clive gewohnt war, seit er das Dungeon betreten hatte: Eine dünne Decke, ein Haufen stinkender Lumpen, ein Blätterhaufen in der Astgabelung hoch in einem Baum -wohin ihn das Schicksal auch immer geführt, wo immer sich eine Gelegenheit zum Schlafen geboten hatte, dort hatte er geschlafen. Es hatte auch einige bequeme Betten gegeben.

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