Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bizarre Beziehungen - V 1.0

Bizarre Beziehungen - V 1.0

Titel: Bizarre Beziehungen - V 1.0 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
Weitergehen, Clive?«
    Der Raum wurde von dem Gaslicht erleuchtet, und während Neville auf Clives Antwort wartete, ging er im Raum umher und entzündete weitere Gaslampen.
    »Weitergehen - wohin, Neville?«
    »Zu den Ren.«
    »Du meinst, zurückkehren ins Dungeon? Wird Annie mich begleiten? Ist sie gleichfalls ein Teil deiner Verschwörung?« Nevilles Gesicht verdunkelte sich, die Mundwinkel bogen sich nach unten und zogen die Spitzen des Schnurrbarts herab, als ob dies die Kraft des ärgerlichen Stirnrunzeins verstärken sollte. »Ich brauche dir wohl nicht zu sagen, daß ich deine Redeweise und deine Anspielungen beleidigend finde, kleiner Bruder!«
    Clive spürte, wie er selbst als Reaktion auf Nevilles Benehmen in wachsendem Ausmaß ärgerlich wurde. Er stand auf und beugte sich zu seinem Bruder hinüber. »Ich habe mich in dieser Affäre anständig benommen, Neville! Ich brach in der Hoffnung auf, dich zu retten ...«
    »Oder mich tot aufzufinden«, unterbrach der Ältere »um dir somit die Rechte am Familientitel und die Besitztümer nach dem Tod unseres Vaters zu sichern.«
    Clive errötete bei der berechtigten Anschuldigung und fuhr fort: »Icn erlitt Schiffbruch und erhielt die fast tödliche Dosis eines Spinnengifts. Ich kämpfte mich durch Dschungel und Sumpfland, hielt tropische Hitze aus und riskierte den Angriff durch Löwen, Krokodile und Schlangen. Dies alles geschah, ehe ich das Dungeon überhaupt betrat! Während du, Neville, am Anfang dieser - dieser Verschwörung standest! Den Ausdruck Verschwörer auf dich anzuwenden, ist nicht nur zutreffend, Bruder, es ist noch nachsichtig.«
    Neville wandte sich von ihm ab. Das einzige Geräusch im Raum war das leise Zischen des Gases. Als sich Neville wieder umdrehte, um Clive ins Gesicht zu blicken, schien er in der einen Minute, als er sich abgewandt hatte, um weitere fünf Jahre gealtert zu sein.
    »An deinen Worten ist etwas Wahres, Clive. Ich war mit den Ren verbündet - seit ich erwachsen war, ja, schon seit meiner Kindheit. Das sollte ein Geheimnis bleiben, das nur Vater und ich teilten. So war's, Generation um Generation, seit es auf Tewkesbury Folliots gab. Um die Wahrheit zu sagen, Clive, unsere Verbindung mit den Ren reicht in die ferne Vergangenheit zurück, als der erste Baron Tewkesbury von Richard III. im Jahr 1483 geadelt wurde.«
    »Neville ging jetzt im Raum hin und her, und Clive ertappte sich dabei, daß er dem Bruder folgte, vor und zurück, vor und zurück, wie eine ägyptische Kobra der Flötenmusik eines Schlangenbeschwörers folgt. »Das Blatt auf unserem Wappen, das Wort Folliot selbst, verkündet unser Bündnis mit und unsere Treue zu den Plantagenets. Seit Richards Tod im Jahr 1485 nahmen Usurpatoren den Thron von England ein. Wenn die Ren im Dungeon triumphieren, werden sie einen Plantagenet auf den Thron von England setzen. Der Thron wird in die Hände der rechtmäßigen Erben übergehen. Clive, dieser Erbe wird ein Folliot sein!«
    »Verrat!« Clive konnte sich nicht mehr länger zurückhalten. »Sie sprechen Hochverrat, Sir! Sie, der den Titel des Barons anstrebt, der das Geld Ihrer Majestät annahm und bei den Grenadier Guards diente, der königliche Truppen im Kampf befehligte und sie bei der Verteidigung von Krone und Vaterland sterben sah. Sie waren die ganze Zeit über Verräter an der Königin Victoria!«
    »Kein Verräter, Sir! Ein Patriot!«
    Clive drehte sich auf dem Absatz um und wandte sich zur Tür.
    »Ich habe sie abgeschlossen, kleiner Bruder.«
    »Dann werde ich sie einschlagen oder dir den Schlüssel abringen. Keine Minute länger werde ich in der Gegenwart von derart stinkendem Verrat bleiben.«
    »Das wird auch nicht nötig sein, Clive. Es stimmt, daß du unfreiwillig und meistenteils ohne Kenntnis dessen, worin du stecktest, durch diese ganze Affäre hindurchgeschleust wurdest.«
    »Ja - und was schlägst du nun vor, Neville? Ich sage dir, ich wünsche nicht, Teil deines verräterischen Plans zu werden, und wenn die Gerechtigkeit ihren Lauf nimmt, werde ich dich noch mit einer seidenen Schnur erwürgt auffinden.«
    »Danach habe ich kein Verlangen, Clive. Aber du magst recht haben. Du magst recht haben. Je mehr wir von den Dingen lernen, selbst denen der Vergangenheit oder Zukunft, desto weniger sind wir in der Lage, das Verhängnis abzuwenden. Aber ich werde die Tür aufschließen und dir zu gehen erlauben, wenn du damit einverstanden bist, mit mir zur Heimat der Ren zu fahren und dort mit ihnen zu reden.

Weitere Kostenlose Bücher