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Bizarre Beziehungen - V 1.0

Bizarre Beziehungen - V 1.0

Titel: Bizarre Beziehungen - V 1.0 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Annabella Leighton.
    Clives Augen traten im Augenblick des Wiedererken-nens aus den Höhlen. Er warf sich durch den Wagen auf das weiße Ding mit Annabellas Zügen zu. Er drückte das Gesicht an das kalte glatte Glas.
    Ja, jeder Zug, jede für Annabella charakteristische Linie war vorhanden. Das weiche fließende Haar. Die leicht geschwungenen Brauen. Die Augen, aus denen die tiefe Liebe Annabellas zu Clive schrie sowie der Schmerz darüber, daß er sie in ihrer Wohnung in Plantagenet Court in London zurückgelassen hatte. Die entzückend anmutige Form der Nase und die üppige Fülle der Lippen ...
    »Annabella!« schrie Clive auf.
    Er wußte nicht, ob die Glaswand des Wagens seine Worte nach außen trug, aber er drückte das Ohr ans Glas und hoffte auf ihre Antwort.
    »Clive! Mein Liebling!«
    Ja! Es war Annabellas Stimme, dünn und verzerrt wegen des dicken Glases, dennoch zweifellos die ihre.
    »Laß mich herein! Oh, Clive, ich flehe dich an!«
    »Sidi! Horace!« Er wandte sich an seine Gefährten. »Es ist Annabella. Helft mir! Wir müssen sie in den Wagen lassen!«
    »Nein, Clive Folliot. Es ist nicht Annabella.«
    »Sie ist's! Wie dieses Ungeheuer sie bekommen hat, kann ich mir nicht vorstellen, aber sie ist's! Ich weiß, daß sie's ist!«
    »Es ist ein Ren, Sör! So was können die, Sör!«
    »Nein! Horace, du mußt dich doch an das Ungeheuer auf der Brücke erinnern. Es trug das Gesicht meines Bruders. Jetzt hat dieses Ungeheuer hier Annabella gefangengenommen. Wir müssen sie in den Wagen lassen. Wir müssen sie retten!«
    »Es ist alles ein Trick, Sör. Es ist nur der Ren.«
    »Ich weiß, ich weiß!« Clive wandte sich vom Glas ab und zwang sich dazu, das Gesicht seiner Herzliebsten nicht anzusehen. »Ich kenne diese Ungeheuer. Aber wie kann ich ...?« Seine Stimme versagte.
    »Bitte, Clive!« Annabellas Stimme drang erneut durch das Glas.
    Hinter dem weißen Ding mit Annabellas Gesicht erblickte Clive die Soldaten in den schweren Anzügen, jene, die den Kampf zwischen dem roten Metallschiff und dem Ren-Fahrzeug überlebt hatten. Sie hatten sich losgemacht und trieben jetzt auf den transparenten Wagen zu. Sie hielten die Äxte bereit.
    »O Clive, laß mich nicht sterben! Bitte, Clive! Im Namen unserer gemeinsamen Liebe! Bitte! Im Namen unserer gemeinsamen Menschlichkeit!«
    Clive packte den Handgriff, der die Tür des Wagens lösen und Annabella den Eintritt erlauben würde. Er zerrte daran und bemühte sich, ihn zu drehen.
    Horace Hamilton Smythe ergriff Clives Handgelenk mit beiden Händen. Er zog Clive von der Tür weg.
    »Smythe, was machst du da? Laß mich los! Wenn du mir nicht helfen willst, Miß Leighton zu retten, dann stör mich wenigstens nicht bei meinen eigenen Bemühungen!«
    Horace Smythe packte Clive bei den Schultern und schüttelte ihn. »Werden Sie doch wieder vernünftig, Major! Sie wissen, daß das nicht Annabella ist! Sie wissen das sehr gut, Sör! Sie sagten das gerade selbst! Sie können sie - es - nicht hereinlassen. Das geht nicht, Sör! Wir verlieren sonst die ganze Luft, wir würden alle sterben, und nicht nur einer. Aber das spielt keine Rolle, Sör - das ist nicht Miß Leighton. Ich schwöre Ihnen, das ist nicht Miß Leighton!«
    Die Soldaten befanden sich jetzt dicht hinter dem Ding und hoben die Äxte.
    Wie ein Mann mit einem gespaltenen Bewußtsein wußte Clive zugleich, daß das Ungeheuer nicht Annabella war, und konnte dennoch nicht dem Versuch widerstehen, sie zu retten. Es wäre ihm fast gelungen, sich aus Horaces Griff zu winden, aber im kritischen Augenblick packte ihn Sidi Bombay am anderen Handgelenk. Die beiden Männer hielten ihn gemeinsam fest.
    Der erste Soldat war über Annabella. Sie ließ das Glas des Wagens los und stieß sich ein paar Meter weg, bereit, dem Angriff des Soldaten zu begegnen.
    Das weiße Ding war mit Tentakeln und Klauen und Reihen von Fängen und giftigen Stacheln ausgestattet, aber statt mit den Soldaten zu kämpfen, wartete es nur auf sie.
    Beim ersten Schlag mit der Axt wich das weiße Ding zum Wagen zurück. Einen flüchtigen Augenblick lang gewann es den Halt am Wagen wieder und drückte den Rumpf auf die ebene Fläche. Clive blickte erneut in das Gesicht von Annabella Leighton. »Auf Wiedersehen, mein Lieber«, hörte er die geliebte Stimme flüstern. »Selbst dies, mein Lieber, gibt mir die Kraft, dir zu vergeben, Clive. Selbst dies.«
    Mit einer verrückten Anstrengung riß sich Clive aus Sidi Bombays und Horace Hamilton Smythes Griff

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