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BKA - Die Jaeger des Boesen

BKA - Die Jaeger des Boesen

Titel: BKA - Die Jaeger des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Juergs
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erbitten. Mal auf Pressekonferenzen, mal bei Fernsehauftritten. Der Vorsitzende der portugiesischen Polizeigewerkschaft, Carlos Anjos: »Maddies Eltern haben mit ihrer internationalen Anzeigen- und Medienkampagne ein wahres Monster geschaffen, das nun außer Kontrolle geraten ist. Sie haben die Suche nach Madeleine enorm erschwert und zu keinem Zeitpunkt dazu beigetragen, ihrer Tochter zu helfen.« Sie aber wollten alle Möglichkeiten bei der Suche nach Maddie ausschöpfen, nichts unversucht lassen, einfach alles tun, was in ihrer Macht stand. In Rom waren die tiefgläubigen Katholiken, die in Praia da Luz täglich zur Messe gingen, sogar vom Papst empfangen worden, der sie segnete und versprach, für die Rückkehr ihrer Tochter zu beten.
    Jetzt, am 9. September 2007, sind sie zurückgekehrt nach England. Die Medien, die ihnen seit mehr als hundert Tagen bei jedem Schritt gefolgt waren, derer sich die McCanns bedient hatten mit ihren Appellen an die Entführer und ihren Bitten um die Unterstützung einer wachsamen Öffentlichkeit, warten bei ihrer Ankunft auf die Familie McCann. Gerald geht als Erster die Gangway hinunter. Auf einem Arm trägt er Amelie. Sie schläft, Köpfchen an die Schulter ihres Vaters gekuschelt. Smith erstarrt, dann springt er auf, ruft seine Frau. Er glaubt plötzlich den Mann erkannt zu haben, der ihnen damals in der Rua da Escola Primaria entgegengekommen ist. Jenen schweigsamen Mann mit dem Kind. Gemeinsam schaut das Ehepaar Smith in den nachfolgenden Sendungen von Sky News und ITV noch einmal die Szenen auf der Gangway an. Dann ist Martin Smith überzeugt davon, dass der Mann, den er dreimal auf dem Bildschirm gesehen hat, identisch ist mit dem aus jener Mainacht an der Algarve. Mit Gerald McCann.
    Doch ist es nicht höchst unwahrscheinlich, dass er auf dem Bildschirm einen Mann identifizieren kann, den er vier Monate zuvor auf einer kaum beleuchteten Straße in Portugal nur flüchtig für ein paar Sekunden gesehen hat? Dessen Foto in Zeitungen bisher schon oft abgedruckt war, wobei Smith nie eine Ähnlichkeit
aufgefallen war? Doch, vorstellbar sei das schon, sagt mir ein deutscher Ermittler, denn wegen der »unterschiedlichen Sichtperspektiven« gibt es einen deutlichen Unterschied zwischen einem Standbild und einem Bewegungsvideo. Und durchaus denkbar sei es, dass jemand einen Menschen auf dem Foto nicht identifizieren kann, auf dem Video aber dann doch. Smith selbst jedoch zweifelt schon am Morgen nach der TV-Übertragung an seiner Erinnerung und hütet sich, die gar als Fakt zu beschwören.
    Amaral dagegen ist geradezu besessen von dem Wunsch, Smith habe recht. Dann wäre für ihn der Fall gelöst, die Behauptung widerlegt, dass Maddie, aufgewacht aus tiefem Schlaf, auf der Suche nach ihren Eltern barfuß umherirrend in einer dunklen Seitenstraße des »Ocean Club« entführt worden oder direkt aus ihrem Bettchen von einem Pädosexuellen geraubt worden sei. Dann hätte sich sein Verdacht bestätigt, dass Kate McCann angesichts der toten Maddie per Handy ihren Mann gerufen, der aus Angst vor einer Anklage wegen Verletzung der Aufsichtspflicht entschied, einen Entführer zu erfinden und sein totes Kind zu entsorgen. Ein Vater, geschockt vom Tod seiner Tochter, soll sich spontan und kühl auf den Weg gemacht haben, deren Leiche für immer verschwinden zu lassen?
    Und wie zum Teufel soll das zur übereinstimmenden Aussage der Tapas Seven passen, wonach Gerry McCann just zur Zeit, als Smith einem fremden Mann begegnete, von dem Amaral stur glaubt, dieser sei Maddies Vater mit seinem toten Kind gewesen, mit ihnen am Tisch der Bar gesessen und seinen Wein getrunken habe? Es spricht nach wie vor viel für eine Entführung, dass ein Unbekannter, der tagelang das Appartement beobachtete und wusste, in welchen Abständen die Eltern üblicherweise nach ihren Kindern schauten, Maddie entführt, dass Smith diesen Mann im diffusen Lichtschein der Straße gesehen und mit Gerry McCann beim Aussteigen aus dem Flugzeug verwechselt hat, und zwar nur deshalb, weil der Mann damals in der Nacht das Kind so auf seinen Armen trug wie jetzt zufällig Gerald McCann sein Kind bei der Ankunft in England. Das wiederum ist nun beileibe
nicht charakteristisch für Gerald McCann. So an ihre Schultern gelehnt tragen viele, wenn nicht gar alle Väter oder Mütter ihre schlafenden kleinen Kinder.
    Rätselhaft bleibt, warum Maddie nicht geschrien, sich nicht gewehrt hat, obwohl sie von einem Fremden durch die Nacht

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