BKA - Die Jaeger des Boesen
Steinboden gefallen und habe sich tödlich verletzt. Daraufhin habe Kate panisch ihren Mann auf dem Handy angerufen, der sei sofort gekommen, und gemeinsam hätten sie den Plan gefasst, eine Entführung vorzutäuschen.
Nach seiner Theorie – und dabei hebt er die Stimme, als wollte er mich auch davon überzeugen – hätte Gerry in den verbleibenden
zweieinhalb Stunden, bevor er und Kate dann zum Essen in die Tapas-Bar gingen, das tote Kind ungesehen aus der Wohnung geschafft und auf dem Meer draußen entsorgt. Deshalb würde es keine Spur von Maddie geben, deshalb konnte man an Land trotz aller Bemühungen die Leiche nicht finden. Und die Freunde der McCanns? Haben die alle bei dieser Verschwörung mitgemacht?, frage ich ihn verblüfft und voller Zweifel, die zu meinem wie auch zu seinem Beruf gehören. Unvorstellbar, dass ein solches Kartell des Schweigens über so viele Jahre hält. Auch darauf hat er eine Antwort: Die Tapas Seven wissen nichts. Die waren nicht eingeweiht in die Aktion der Eltern, sind wie alle anderen Stunden später auf die raffinierte Inszenierung mit dem Schrei »They have got her« hereingefallen.
Amarals Unterstellung, die Engländer hätten ihre Aussagen abgestimmt, um die Umstände von Maddies Verschwinden zu verschleiern, überzeugte weder seine Vorgesetzten noch die aus England angereisten Profis. Er zog es vor, das Unmögliche zu glauben, statt ermittelnd, wie es seine Pflicht gewesen wäre, alles Unmögliche auszuschließen. Das kostete ihn am Ende dann auch seinen Job, als ein Kollege aus Lissabon den Fall übernahm. Nach seiner Abberufung schrieb er im Ruhestand ein Enthüllungsbuch, in dem er indirekt die Eltern bezichtigte. Nicht als Mörder ihrer Tochter, so weit ging er nicht. Aber schuldig des Vertuschens eines tödlichen Unfalls. Seiner Meinung nach, die sich mit der des anderen Beamten deckt, hätten die McCanns Maddie im Meer versenkt. Deshalb hat die Polizei trotz aller Anstrengungen nie eine Spur von dem Kind finden können.
Sein Buch ist gespickt mit Anschuldigungen gegen die britische Polizei, die ihn aufgrund einer von ihm nicht näher bezeichneten Intervention von oben – von wem? weshalb? – bei seinen Ermittlungen behindert hätte, um ihre Landsleute, die McCanns, zu entlasten. Ebenso gut ließe sich darüber schreiben, wie unter Missachtung aller professionellen Regeln die Polizei unter seiner Leitung versagt hat. Die Klage der McCanns gegen Amarals Behauptungen hatte Erfolg. Eine weitere Auslieferung seines Buches wurde
im Januar 2010 von einem Richter in Lissabon verboten. Da hatte seine Schrift samt der darin enthaltenen Verschwörungstheorien in Portugal bereits zweihunderttausend Käufer gefunden. Am 18. Oktober 2010 dann gab ein Berufungsgericht das Buch wieder frei für den Verkauf. Dagegen wiederum legten die Eltern von Maddie Einspruch ein. Ihre Anwältin: »Bei der Urteilsfindung wurde nicht berücksichtigt, dass das Buch gemacht wurde, um Geld zu verdienen, den Schmerz des Ehepaares McCann zu vertiefen und die Ermittlungen zu behindern.« Zusätzlich sammelten die McCanns hunderttausend Unterschriften, die nötig sind, um eine Wiederaufnahme der eingestellten polizeilichen Ermittlungen zu erreichen.
Der britische Journalist Danny Collins, der sich in seinem Buch »Vanished« bemüht, Licht in den Fall Maddie zu bringen, kommt dagegen zu dem Schuss, dass Maddie entführt worden ist, und vermutet, dass es in etwa so abgelaufen sein könnte: Zunächst habe ein Mister X die Lage ausgekundschaftet. Dabei sei er den Urlaubern nicht weiter aufgefallen, weil er erst abends mit seinem Auto auf den Parkplatz gefahren sei. Das würde sich wiederum decken mit der Aussage von Maria da Silva, mit ihrer nachgetragenen Erinnerung an jenes kleine graue Auto. Dieser Fremde habe festgestellt, dass die Schiebetür im Wohnzimmer des Appartements nie ganz geschlossen wurde, weil die Erwachsenen bei ihren Kontrollgängen, die er beobachtet hatte, diesen Zugang zur Wohnung wählten und nicht umständlich über die Treppe zur Haustür gingen, um die erst auf- und danach wieder abzuschließen. Der Unbekannte sei durch die gläserne Schiebetür über die Terrasse in die Wohnung eingedrungen, habe alle Räume überprüft, bis er im Zimmer der Kinder ankam, wo Maddie und ihre Geschwister schliefen.
Wie soll er das alles zwischen 21.05 Uhr, als Gerry McCann bei seinem Kontrollgang auftauchte, und 21.25 Uhr geschafft haben, war doch Matthew Oldfield nach eigenen Angaben
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