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Black Beauty

Black Beauty

Titel: Black Beauty Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Sewell
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natürlich Recht. Zum Glück hatte ich gute Herren wie Farmer Grey oder Mr. Gordon. Doch einige Male hatten wir auch nette Kutscher. Einmal holten wir zwei Herren ab. Der größere prüfte mein Zaumzeug, Zügel und Kummet. "Muss diese Kinnkette sein?", fragte er den Knecht.
    Der antwortete: "Wegen mir müsste das nicht sein. Er ist ein zuverlässiges Pferd, trotz seines Temperamentes. Aber die Leute wollen die Kinnkette."
    Der Herr wollte sie aber nicht und ließ das lästige Teil abnehmen. Nun waren die Zügel weiter oben und der Mann klopfte mir auf die Schulter und sagte: "Na, alter Junge, ein freies Maul macht die Fahrt doch viel schöner, oder?" Diese Fahrt mit dem Mann erinnerte mich an alte Zeiten. Meine Laune wurde zusehends besser.
    Scheinbar gefiel ich dem Herrn immer besser, denn er mietete mich mehrmals. Sogar mit dem Sattel probierte er mich aus. Dann überredete er meinen Herrn, mich einem seiner Freunde zu verkaufen. So wechselte ich im Sommer zu Mr. Barry.

Der Dieb
    Mr. Barry hatte mich erworben, weil sein Arzt ihm das Reiten empfohlen hatte. In der Nähe seines Hauses mietete der Junggeselle einen Stall für mich an. Filcher sollte mein Stallknecht sein. Von Pferden verstand Mr. Barry rein gar nichts, aber er scheute keine Kosten, mich zu versorgen. Ich bekam Heu, Hafer, gestampfte Bohnen, Kleie, Wicken und Roggen - alles nur vom Feinsten. Zumindest einige Tage lang sollte das so sein.
    Zuerst war ich mit meinem neuen Knecht auch zufrieden. Er säuberte den Stall und pflegte mich freundlich. Doch nach einiger Zeit wurden meine Futterrationen kleiner und nach einigen Wochen bekam ich nicht mal mehr ein Viertel von dem, was ich fressen sollte. Die Folgen ließen natürlich nicht lange auf sich warten, denn nach wenigen Wochen wurde ich kraftloser und mein Temperament wollte sich nicht mehr einstellen. 
    Zwei Monate ging das so. Bis mein Herr mit mir einen Ausritt aufs Land machte, zu einem Freund. Der war Pferdekenner und erkannte mit seinem geübten Blick sofort, dass ich nicht mehr so frisch aussah wie beim Kauf. Und das sagte er auch meinem Herrn. "Mein Knecht meint, dass das auf den Herbst hin normal sei", erklärte er. 
    "Blödsinn", antwortete sein Freund, "wir haben August." Und als er hörte, was ich angeblich alles zu Fressen kriegen müsste, untersuchte er mich kopfschüttelnd genauer. "Also, ich weiß zwar nicht, was der Gute hier frisst, aber sicher nicht dein Getreide. Wo auch immer das hinkommt."
    Der Freund riet meinem Herrn, bald einmal den Stall zu kontrollieren. Womöglich würde ihm Futter gestohlen. "Es lauern überall Schurken."
    Ich hätte es den Beiden schon erzählen können. Immer um sechs Uhr in der Frühe kam der Knecht mit einem Jungen, der das Futter in kleinen Beutelchen mitnahm. Aber mein Herr konnte mich ja nicht verstehen.
    So fünf oder sechs Tage später kamen zwei Polizisten in den Stall, begleitet von dem Jungen. Sie fragten ihn aus, wo der Vater das Kaninchenfutter hätte. Der Bub weinte. Trotzdem fanden sie die Haferkiste, in der noch so Beutel lagen, wie sie sie bei dem Jungen gefunden hatten. Filcher, der gerade meine Hufe reinigte, wehrte sich heftig, als die Polizei ihn und seinen Jungen mitnahm. 
    Später erzählte man mir, dass der Stallknecht für zwei Monate ins Gefängnis musste, aber dass man seinen Sohn freigesprochen hatte.

Der Angeber
    Nach wenigen Tagen kam ein ansehnlicher, hünenhafter Stallknecht. Leider entpuppte er sich als Angeber namens Alfred Smirk. Im Beisein meines Besitzers behandelte er mich oberflächlich gesehen pfleglich, damit ich elegant aussah. Doch vergaß er, mir die Hufe auszukratzen oder gar die Eisen zu überprüfen. Mit der Zeit wurde mein Zaumzeug rostig, der Sattel feucht und mein Schweifriemen war ganz starr.
    Er selbst stand vor Eitelkeit strotzend stundenlang vor dem Spiegel, um sich die Haare zu scheiteln und den Bart zu zwirbeln. Aufgrund seines gewandten Auftretens glaubte alle Welt, er wäre ein netter junger Bursche, der Mr. Barry nur Glück brächte. Aber ich wusste, dass er lediglich ein eingebildeter und bequemer Flegel war. 
    Ich war schon froh, dass er mich nicht schlug, doch ein Pferd braucht ein wenig mehr der Pflege. Was nutzte es mir, dass ich mich in meiner Box frei bewegen konnte, wenn Alfred zu faul war, dieselbe auszuputzen. Er wechselte nie die ganze Streu, immer nur einen Teil. So kam es, dass sich meine Augen entzündeten, ob der strengen Düfte. Außerdem ließ mein Hunger merklich nach und

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