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Black Cats 01. Was kostet der Tod

Black Cats 01. Was kostet der Tod

Titel: Black Cats 01. Was kostet der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
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zum Schlafen etwas angezogen hätte, das zumindest ein bisschen verführerischer war als das T-Shirt von den Washington Redskins und die kurze Sporthose. Der Gedanke an Möglichkeit zwei ließ sie nach ihrer Pistole greifen, die gleich neben ihr auf dem Nachttisch lag.
    Sie nahm die Waffe für alle Fälle in die Hand, schob ihre Schlafzimmerjalousien beiseite und versuchte, das Fahrzeug zu erkennen. Und da wurde ihr klar, dass es noch eine dritte Alternative gab.
    »Was machst du denn hier?«, fragte sie ihren Bruder, als sie eine Minute später die Haustür aufriss.
    Tim starrte sie an. Er schien überrascht, dass sie aufgemacht hatte, bevor er geklopft hatte, woraus sie schloss, dass er nicht sicher gewesen war, ob er überhaupt klopfen würde. Statt auf ihre Frage einzugehen, murmelte er: »Endlich hast du diese hässlichen Sträucher gestutzt.«
    »Komm rein«, bat sie ihn, als sie das seltsame Funkeln in seinen Augen sah. Dieser Blick gefiel ihr überhaupt nicht. Diesen Gesichtsausdruck hatte sie in den ersten paar Monaten, nachdem er aus der Armee entlassen worden war, oft an ihm gesehen. Er war völlig ausdruckslos. Getrieben. Traumatisiert. »Bitte!«
    »Tut mir leid. Ich hätte nicht herkommen sollen.«
    Als er Anstalten machte, gleich wieder zu gehen, nahm sie ihn am Arm und zog ihn ins Haus. Erst befürchtete sie, dass er betrunken hergefahren war. Sie umfasste sein Kinn, sah ihm in die Augen und versuchte, irgendetwas zu riechen.
    Er durchschaute sie sofort. »Ich bin völlig nüchtern«, brummelte er.
    Sie glaubte ihm. Der Tim, der aus dem Krieg heimgekehrt war, mochte aufbrausend und distanziert sein, aber er hatte nie versucht, seinen Alkoholkonsum zu verheimlichen. Und es war ihm nie gelungen, den gläsernen Blick und die schweren Lider zu verbergen – seine unweigerliche Reaktion auf zu viel Bier. »Willst du einen Kaffee?«
    »Ist es dir nicht zu spät?«, fragte er, als er ihr in das kleine Haus folgte.
    »Ich werde heute Nacht sowieso kein Auge zutun.« Dafür ging ihr noch zu viel durch den Kopf: zum einen Dean; und zum anderen das, was gestern Abend geschehen war. Der Fall und die Frage, was der heutige Tag gebracht hatte.
    Sie hatte die Nachrichten gesehen; die hatten nur noch mehr Fragen aufgeworfen. Von diesem hübschen blonden Mädchen, das verschwunden war, würde sie allerdings mit hoher Wahrscheinlichkeit schlecht träumen.
    Daher also: Nein, sie würde heute Nacht nicht besonders viel Schlaf finden.
    Stacey mutmaßte, dass Tim wieder verschwinden würde, wenn sie ihn aus den Augen ließ, und sagte deshalb: »Lass uns in die Küche gehen. Ich habe einen Haufen ungesundes Zeug da.«
    Fast hätte er gelacht, obwohl er sich sichtlich anstrengte, keine Miene zu verziehen. Er hatte mehrere Operationen hinter sich, aber das Narbengewebe in seinem Gesicht führte dazu, dass jeder Versuch zu lächeln nur in einem schiefen Grinsen endete.
    Es brach ihr jedes Mal das Herz, wenn sie ihn ansah. Seine linke Gesichtshälfte war vollkommen, so hübsch, wie ein Mann nur sein konnte. Die rechte Hälfte nicht.
    Stacey war das jüngere Kind, aber sie war es gewohnt, die ­Verantwortung zu tragen. Sie nahm ihn am Arm, zog ihn mit sich und bugsierte ihn an ihren kleinen Tisch. Sie holte Keksschachteln und Chipstüten hervor – Trostnahrung, von der sie eigentlich die Finger lassen wollte, die sie aber in letzter Zeit wirklich benötigt hatte – und stellte sie vor ihn hin. Dann setzte sie Kaffee auf.
    Er zupfte seinen Keks auseinander und aß die Zuckerfüllung – das hatte er schon immer getan, als sie klein waren. Einfache Freuden. Die musste er in all diesen Jahren ganz schön vermisst haben.
    »Was ist los?«, fragte sie ihn, als sie sich ihm gegenübersetzte.
    »Ich habe das mit dem Hund gehört«, antwortete er.
    Sie schwieg und fragte sich, wie viel er wohl erfahren hatte. Sie hoffte, dass ihre Nachbarn es nicht in der ganzen Stadt herumgetratscht hatten.
    »Dad ist ziemlich geknickt.«
    Sie nickte und war froh, dass er den Rest der Geschichte nicht kannte. Tim war vielleicht nicht mehr ganz der Alte, aber in dieser vernarbten Hülle steckte immer noch ihr großer Bruder mit seinem ausgeprägten Beschützerinstinkt. Wenn er die Wahrheit wüsste, wäre er genauso zornig und besorgt wie ihr Vater. »Ich weiß. Hat er dich angerufen?«
    »Ja. Ich hab ihn heute Nachmittag draußen besucht. Hab ihm geholfen, auf dem Grab ein paar Blumen zu pflanzen. Er wollte Sonnenblumen. Wahrscheinlich hat Lady immer

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