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Black Cats 01. Was kostet der Tod

Black Cats 01. Was kostet der Tod

Titel: Black Cats 01. Was kostet der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
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in Sonnenblumenbeeten herumgewühlt.«
    Stacey verspürte einen Stich im Herzen. Sie machte sich eine gedankliche Notiz, ihre Nachbarn nochmals eindringlich zu bitten, die Fragen für sich zu behalten, die sie ihnen heute gestellt hatte. »Ich bin froh, dass du für ihn da warst, Tim.«
    Von jemandem gebraucht zu werden war wahrscheinlich das Beste, was ihrem Bruder jetzt passieren konnte. Das würde ihn vielleicht davon abhalten, darüber nachzugrübeln, was in seinem Leben schiefgelaufen war. »Also«, fragte sie, »bist du heute Nacht zu mir gekommen, um über Dads Hund zu sprechen?«
    Er zögerte. Dann gestand er: »Mir geht es nicht sonderlich gut.«
    Ach wirklich? Sie sprach es nicht aus – in seiner Stimme lag eine Verletzlichkeit, die sie nicht erwartet hatte. »Du hast deinen Job nicht wiederbekommen.«
    Er schüttelte den Kopf und murmelte etwas vor sich hin. Dann räusperte er sich und versuchte es noch einmal. »Nein. Und ich werde ihn auch nicht wiederbekommen.«
    Seine trotzige Bemerkung verriet ihr mehr darüber, als sie wissen wollte, was Tim mit dem fehlenden Geld in dem Gebrauchtwagengeschäft seines Chefs zu tun hatte. Dass er sich dazu herablassen konnte zu klauen – das verschlug ihr die Sprache.
    »Es waren fünfzig Mäuse und ein paar unerlaubte Spritztouren mit irgendwelchen Autos vom Hof«, sagte er rundheraus, nachdem er ihre Reaktion richtig gedeutet hatte. »Ich hab’s zurückgezahlt. Er meinte, er zeigt mich nicht an. Aber ich bin arbeitslos.«
    Ihr Bruder, der wahrheitsliebende Marinesoldat – ein Gelegenheitsdieb. Unglaublich!
    Sie verdrängte den gesetzestreuen Sheriff in sich und versuchte, sich in Tims kleine Schwester zu verwandeln. »Du wirst einen anderen Job finden.«
    »Ich pfeif auf einen Job.«
    »Geld brauchst du wohl keins?«, gab sie mit spitzem Tonfall zurück.
    Er ging nicht auf ihren Sarkasmus ein. »Ich arbeite ein bisschen mit Randy zusammen.«
    »Oh toll! Als Biertester?« Tim erstarrte und schob seinen Stuhl zurück, als wolle er aufstehen, und sie legte ihm schnell die Hand auf den Arm. »Tut mir leid.«
    Er blieb sitzen. Gerade so. »Ich bin nur bei ein paar seiner Fahrten mitgekommen. Keine große Sache – ich helfe ihm beim Be- und Entladen.«
    Stacey wollte hören, wie es weiterging. Denn sie ahnte, dass er noch mehr zu sagen hatte. Weil sie wusste, dass es nichts bringen würde, wenn sie drängelte, spielte sie es herunter. »Komm schon, willst du mir wirklich erzählen, dass Randy überhaupt irgendwas macht, außer den Sattelschlepper an die Warenannahme heranzufahren und zuzuschauen, wie das Ladenpersonal die großen Flachbildschirme rausrollt?«
    »Vielleicht komme ich einfach nur mit, um ihm Gesellschaft zu leisten; sein Sohn hat keine Lust mehr darauf«, gab er zu. Er betrachtete immer noch diesen blöden Keks, als wäre darin der Sinn des Lebens verborgen. Sein Tonfall wurde bitter, als er fortfuhr: »Das Geld brauche ich eigentlich gar nicht. Glaubst du, Vater Staat zahlt mir keine Entschädigungen?«
    »Warum hast du dann den Fünfziger genommen?«
    Er zuckte ratlos mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Langeweile. Dummheit.«
    Wut. In letzter Zeit schien Tim mit jedem einen Streit anfangen zu wollen.
    »Vielleicht will ich einfach nur, dass die Leute mich ansehen, statt wegzugucken.«
    Das war wohl das Aufrichtigste, was er bisher gesagt hatte.
    »Die Leute sehen dich an.«
    »Ja, wie eine Missgeburt aus dem Zirkus.«
    »Du übertreibst. Du hast wunderschöne Augen.«
    »Ein Wunder.«
    »Und ein hübsches Gesicht. Du bist zwar nicht mehr ganz der Schönling, für den du dich immer gehalten hast. Aber es ist nichts an dir auszusetzen, Tim. Abgesehen von ein paar Falten, die die Leute, die dich kennen und lieben, schon gar nicht mehr wahrnehmen.«
    »Und die Leute, die mich nicht kennen und lieben?«
    »Scheiß auf die!«
    Wieder dieses traurige Lachen. »Du hast noch nie ein Blatt vor den Mund genommen.«
    Der Kaffee war fertig. Stacey stand auf und schenkte zwei Tassen ein. Dabei drehte sie Tim den Rücken zu, damit er nicht sah, wie ihre Hände zitterten. Letzte Nacht hatte sie sich die Augen aus dem Kopf geheult. Dennoch ahnte sie, dass sie noch eine oder zwei Tränen für ihren Bruder übrig hatte. Er wirkte auf einmal so verloren, so niedergeschmettert. Seit zweieinhalb Jahren war er wieder in den Staaten, die ersten Monate in einem Militärkrankenhaus, die restliche Zeit hier in Hope Valley. Dennoch war dies das erste Mal, dass er sich ihr

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