Black Cats 01. Was kostet der Tod
Anerkennung und Aufmerksamkeit, wenn der Fall einmal gelöst ist.«
»Politiker.«
»Allerdings. Jedenfalls hat er mir mitgeteilt, dass er nur deswegen nicht selbst mit ›seinen‹ Deputys rausgeht und mitsucht, weil er und seine Frau die Stadt für ein bis zwei Tage verlassen. Wahrscheinlich steht bei ihr mal wieder eine Schönheitsoperation an.«
Das verriet Dean alles, was er über den Bürgermeister von Hope Valley und seine Frau wissen musste. »Hoffentlich ist der ganze Albtraum vorbei, wenn sie zurück sind.«
»Amen.« Schnell wurde sie wieder ernst. »Erzähl mal, was los ist. Ich habe nicht damit gerechnet, dass du mitten am Tag zurückkommst. Am Telefon hast du geklungen, als wäre noch irgendwas passiert.«
Und ob etwas passiert war! Kurz und bündig brachte er sie auf den neuesten Stand.
»Ach du Schande«, flüsterte sie. »Jetzt schon?«
»Ja. Bist du mit den Überwachungsvideos weitergekommen?«
Frustriert fuhr sie sich mit der Hand durchs Haar, sodass ihr einige Strähnen aus dem lockeren Knoten auf die Wangen fielen. Wunderschön. »Meine Augen fühlen sich an, als würden sie gleich rausfallen, und mein Schädel hämmert wie verrückt. Wegen all der vielen verschiedenen Blickwinkel der Kameras habe ich den ganzen Tag und die halbe Nacht gebraucht, um einen Abschnitt von zwölf Stunden in dem Kaufhaus zu bewältigen.«
Sie mussten das Material von einer ganzen Woche durchgehen. Das würden sie niemals schaffen. »Wir haben nicht genug Zeit, um das alles anzuschauen.«
»Hast du eine bessere Idee?«
Er hatte mehrere Ideen, angefangen damit, noch mehr Leute zu befragen. Aber erst konnten sie es noch einmal mit den Überwachungsvideos versuchen. »Vielleicht. Wo hast du die Videos?«
»Hier.« Sie führte ihn in die Küche, wo sie ihren Laptop aufgebaut hatte. Das Video auf dem Bildschirm war mitten an einem Einkaufstag angehalten worden. Gehetzte, mit Tüten beladene Kunden und junge Gören mit Daddys Kreditkarte in der Tasche tummelten sich auf dem Bild.
»Gehen wir es ein bisschen effizienter an. Ich kenne die Arbeitszeiten des Opfers. Wenn wir davon ausgehen, dass er ungefähr wusste, wann sie dort sein würde, und dass er sie im Auge behalten wollte, konzentrieren wir uns am besten zuerst auf diese Zeiten. In der Woche vor ihrem Tod hatte sie nur vier Schichten mit jeweils vier und sechs Stunden.«
Sie schob einen Stuhl herum, sodass sie den Bildschirm beide gut sehen konnten, und forderte ihn mit einer Handbewegung auf, sich hinzusetzen. »In diesen Ordnern gibt es ein Dutzend verschiedener Kameraperspektiven. Wir könnten die Sache noch weiter eingrenzen und nur die untersuchen, die ihrem Laden am nächsten sind. Wenn er sich schon die Mühe gemacht hat, dorthin zu fahren, wollte er sie bestimmt genauer in Augenschein nehmen, oder?«
»Sollte man meinen.«
»Soweit ich herausgefunden habe, kann man wählen, welche Kameraperspektive man sehen will, und den Bildschirm teilen. Vielleicht sind wir schneller, wenn wir drei Blickwinkel nehmen: den Laden, den nächstgelegenen Kaufhauseingang und den Parkplatz. Mir wird es natürlich leichter fallen, jemanden wiederzuerkennen. Aber du kannst dich auf die Außenaufnahmen konzentrieren und mir Bescheid geben, wenn ein einzelner Mann ins Bild kommt.«
»Das machst du ziemlich gut«, bemerkte Dean. Zu gut, um ihre Zeit in einer kleinen Stadt zu verschwenden, in der das schlimmste Verbrechen, mit dem sie je konfrontiert wurde, hin und wieder ein Falschparker war.
Und hin und wieder ein Serienmörder.
Dean entdeckte die halb leere Kaffeekanne, stand auf, goss sich eine Tasse ein und füllte ihren fast leeren Becher wieder auf. Er ahnte, dass sie den Kaffee brauchen würden.
Und die nächsten zwei Stunden, in denen sie jede einzelne Sekunde der Videos anschauten, bestätigten diese Vermutung.
Je länger sie die Dateien durchgingen, desto größer wurde Deans Ärger. Er klopfte mit dem Fuß auf den Boden und trommelte mit den Fingern auf den Tisch. Nichts anderes zu tun, als auf einen Computerbildschirm zu starren, während ein Psychopath sich darauf vorbereitete, wieder zuzuschlagen, erfüllte ihn mit ohnmächtiger Wut. Offenbar spürte Stacey das; sie war sehr still geworden, sehr konzentriert und war näher an den Bildschirm herangerückt, sodass ihr nicht einmal entgangen wäre, wenn eine Fliege vor einer der Überwachungskameras vorbeigeflogen wäre.
»Lass uns doch eine kurze Pause machen«, schlug er schließlich vor. Er war es
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