Black Cats 01. Was kostet der Tod
Offensichtlich machte ihn das auch stutzig. »Wir rufen lieber Wyatt an.«
Lily griff nach dem Telefon auf Brandons Schreibtisch und wählte schnell die Nummer ihres Chefs.
Keine sechzig Sekunden später stand er blass und angespannt in ihrem Büro. Er war ebenso verblüfft wie sie. »Irgendwas stimmt da nicht. Er wird nachlässig und viel zu ehrgeizig. Bisher war er immer vorsichtig; er muss gemerkt haben, dass wir ihm auf den Fersen sind.«
»Unmöglich«, antwortete Brandon. »Lily und ich haben alle unsere Spuren verwischt; sie wissen nicht, dass wir zuschauen.«
»Brandon hat recht«, stimmte Lily überzeugt zu. »Wir haben Proxys aus dem ganzen Land verwendet und jedes Mal, wenn einer von uns reingegangen ist, unsere IP -Adresse geändert. Wir hängen uns an langjährige Mitglieder ran und hinterlassen keine Spuren, die uns verraten könnten. Sie können unmöglich wissen, wie tief wir vorgedrungen sind.«
Und das war ziemlich tief. Brandon hatte nahezu jede Bewegung des Sensenmanns beobachtet und war die Protokolle der Website durchgegangen, um jede Interaktion mit anderen Mitgliedern aufzuspüren: mit wem er »befreundet« war, von wem er Dinge erworben hatte, wer seine Opfer gewesen waren und wo in dieser unglaublich detailreichen Welt er lebte.
In der Zwischenzeit hatte Lily die spinnwebdünnen Fäden zu jeder Auktion nachverfolgt. Sie hoffte, dass sie so das Geld und den endgültigen Empfänger ausfindig machen konnte.
»Er weiß es«, erklärte Wyatt, »weil er weiß, dass wir nach der Leiche des ersten Opfers suchen.«
»Jemand in der Stadt … «, murmelte Lily.
»Ja.«
Die rot leuchtende Zeile, die am unteren Ende des Schildes durchlief, hatte sich während der letzten Minuten immer wiederholt, und die Worte »etwas Besonderes« blinkten ihre Botschaft in die Welt hinaus wie ein dunkler, böser Herzschlag. Jetzt allerdings veränderte sich die Textzeile.
Alle drei beugten sich weiter vor, um sie zu lesen. Eine ganz neue Erfahrung! So etwas gab es noch nie! Keine Zurückhaltung mehr!
»Als ob der Kerl sich bisher zurückgehalten hätte«, brummte Brandon.
Du wolltest mehr? Jetzt kriegst du mehr. Für den richtigen Preis liegen das Wie und das Wer in deinen Händen. Aber halte deinen Geldbeutel bereit; das wird nicht billig. Ausschließlich geeignete Bieter zugelassen.
Nur harte Währung.
»Er amüsiert sich. Es macht ihm einen Heidenspaß«, knurrte Brandon. »Er formuliert seine Anzeigen, als würde er ein verdammtes Haus verkaufen. Nur harte Währung, Herrgott noch mal!«
Nur harte Währung. Lily ließ sich diese Worte wieder und wieder durch den Kopf gehen, während sie versuchte, die Fäden zu entwirren, die in so viele verschiedene Richtungen liefen, und eine eindeutige Verbindung zu dem Täter herzustellen.
Wyatt, der hinter ihnen gestanden und tief in Gedanken versunken zugeschaut hatte, wirbelte plötzlich herum und schlug mit der Faust gegen die Tür, sodass sie mit einem lauten Knall zuflog. Seine steife, schlanke Gestalt erbebte, und sein Gesicht verzerrte sich vor Wut. »So ein Arschloch. So ein Arschloch!«
Sie hatte noch nie erlebt, dass er die Beherrschung verloren oder auch nur die Stimme erhoben hatte. War nie Zeuge gewesen, dass er jemals überhaupt irgendeine Gefühlsregung gezeigt hätte; er war immer ruhig, vernünftig und gefasst. Jetzt sah er allerdings aus, als würde er gleich jemanden verprügeln.
»Wann?«, zischte er.
Brandon, der über das untypische Auftreten ihres Chefs offensichtlich genauso schockiert war, antwortete mit leiser Stimme: »Er hat die Anzeige gegen acht Uhr morgens unserer Zeit ins Netz gestellt und angekündigt, dass die Auktion innerhalb einiger Stunden stattfinden wird.«
Lily hatte eine Idee. »Wir könnten … «
»Was?«
Sie schluckte. An diese Seite seines Charakters hatte sie sich noch nicht ganz gewöhnt. Dann fuhr sie fort: »Wir könnten versuchen, die Auktion zu stören, die Internetseite vorübergehend zu deaktivieren, damit die Auktion gar nicht stattfinden kann.«
»Ohne dass sie wissen, warum?«
Sie wechselte einen kurzen Blick mit Brandon. Der schwieg. »Wir könnten ihre Sicherheitsupdates benutzen, vielleicht sind sie veraltet. Oder wir versuchen es mit DNS -Spoofing.«
»Oh, sehr subtil«, bemerkte Brandon.
»Wir können es probieren«, beharrte sie. Dann wandte sie sich wieder Wyatt zu – schließlich war er derjenige, der überzeugt werden musste. »Es gibt Möglichkeiten, die Website vom Netz zu nehmen und
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