Black Cats 01. Was kostet der Tod
es wie ein zufälliges technisches Problem aussehen zu lassen.«
»Was, selbst wenn es klappt«, wandte Brandon ein, »die Auktion lediglich hinauszögern würde.«
»Das gäbe uns ein wenig mehr Zeit, ihn zu finden«, gab Lily zu bedenken.
Brandon nickte und ließ ihr Argument gelten. Dann brachte er ein weiteres vor. »Das Opfer hat er noch nie jemanden auswählen lassen. Wenn der Sensenmann darauf hinauswill, dass der Gewinner bestimmen darf, wer umgebracht werden soll, dann können wir ihn vielleicht dabei erwischen, wie er das auserwählte Opfer überwacht.«
Wyatt presste die Zähne zusammen, und seine dunkelblauen Augen funkelten missmutig. »Wir würden niemals rechtzeitig herausbekommen, wer das ist. Wir haben es nicht geschafft, einen einzigen Dollar ausfindig zu machen, der in den letzten anderthalb Jahren zu diesem Kerl geflossen ist. Glauben Sie wirklich, dass wir innerhalb weniger Stunden die Gespräche zwischen dem Sensenmann und dem Höchstbietenden abfangen können, um den Namen des Opfers zu erfahren?«
Lily senkte den Blick und murmelte: »Es tut mir leid.«
»Das können Sie sich sparen. Dafür haben wir keine Zeit.«
Sie nahm es ihm nicht übel. Wyatt konnte gestresster kaum sein. Sie war erstaunt, dass er überhaupt noch fähig war zu arbeiten – angesichts dessen, was der Fall mit dem Team gemacht hatte. Sie hatten Überstunden eingelegt; er hatte gar nicht erst aufgehört zu arbeiten. Sie hatten über kreative Strategien gegrübelt, um diesen Kerl zu schnappen; er hatte sich das Hirn zermartert. Außerdem litt Wyatt noch unter der zusätzlichen Belastung, dass seine Vorgesetzten ihm ununterbrochen Steine in den Weg legten. Wahrscheinlich scherten sie sich nicht einmal darum, dass noch mehr Opfer starben, wenn nur Wyatt gedemütigt wurde.
Oh, mittlerweile wusste das doch jeder. Und je länger Lily mit ihm und dem Team zusammenarbeitete, desto mehr ärgerte es sie. Wyatt war ein vorbildlicher Agent und ein hervorragender Vorgesetzter. Lily arbeitete gern für ihn. Und nicht nur sie.
»Also, was tun wir?«, fragte sie. Ihr Herz raste, als sie daran dachte, dass das Team vor weniger als einer Woche in genau der gleichen Situation gesteckt hatte.
Damals war es für ein junges Mädchen furchtbar ausgegangen.
Mussten sie hilflos dabei zusehen, wie dieser grausame Psychopath sich ein weiteres ahnungsloses Opfer schnappte und dessen Leben auslöschte?
Wyatt zögerte und dachte nach. Dann riss er die Tür auf, knurrte: »Nehmen Sie sie vom Netz. Nehmen Sie die ganze gottverdammte Seite vom Netz!«, und marschierte hinaus.
Am Donnerstagvormittag war Dean wieder auf dem Weg zurück nach Hope Valley. Die Nachricht, dass der Sensenmann nach so kurzer Zeit eine weitere Auktion plante, hatte das gesamte Team in höchste Alarmbereitschaft versetzt. Sie verließen sich darauf, dass Brandon und Lily eine Möglichkeit fanden, die Internetseite wenigstens einen Tag lang aus dem Netz zu hebeln. Dann konnten sie versuchen, den Mann zu finden und aufzuhalten.
Er wollte gar nicht erst darüber nachdenken, was geschehen würde, wenn sie scheiterten. Vor allem, da alles darauf hindeutete, dass der Täter immer mehr außer Kontrolle geriet. »Es geht zu schnell«, brummte Dean in seinem Auto vor sich hin. Serienmörder wurden am aggressivsten, wenn sie begannen, in Panik zu verfallen. Dann beschlossen sie meistens, dass sie nichts mehr zu verlieren hatten, und gaben ihren finstersten Trieben so oft wie möglich nach.
Irgendetwas hatte den Täter verunsichert. Umso überzeugter war Dean, dass der Sensenmann in Hope Valley lebte und wusste, dass das FBI am letzten Wochenende in der ganzen Stadt herumgelaufen war.
Ihm graute davor, das alles Stacey zu erzählen. Sie ahnte nicht, wie furchtbar viel inzwischen auf dem Spiel stand, und er wollte ihr diese Nachricht persönlich überbringen. Wenn er bedachte, dass sie wahrscheinlich völlig übernächtigt war, weil sie seit seiner Abfahrt gestern Morgen jede freie Minute vor diesen Überwachungsvideos aus dem Einkaufszentrum gesessen hatte, glaubte er nicht, dass sie in der Verfassung sein würde, noch mehr schlechte Nachrichten aufzunehmen.
Sie hält das aus. Sie ist ein Profi.
Ja, das war sie. Und sie war zu gut, um ihre Zeit mit einem Job zu vergeuden, der sie nie ausfüllen würde. Dean konnte ihre damalige Entscheidung nachvollziehen; er fand lediglich, dass es an der Zeit war, sie jetzt noch einmal zu überdenken. Das konnte er ihr natürlich nicht
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