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Black Cats 01. Was kostet der Tod

Black Cats 01. Was kostet der Tod

Titel: Black Cats 01. Was kostet der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
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stand neben einer niedrigen Kommode, deren Schubladen genau die richtige Größe für Kinderhände hatten. An jeder Wand hingen gerahmte Bilder von Schmetterlingen und Hundewelpen.
    Stacey blieb die Luft weg. Sie konnte weder ein- noch ausatmen. Sie konnte nur die Augen aufreißen, während dieser Anblick sie überwältigte.
    Es war, als hätte Lisa aufgehört zu wachsen – aufgehört zu altern – , und zwar ungefähr mit zwölf Jahren.
    Der einzige Hinweis darauf, dass hier eine erwachsene Frau gelebt hatte, war der Kleiderschrank, der Jeans und dünne Blusen enthielt, Stiefel mit Pfennigabsätzen und achtlos durcheinandergewühlte Dessous. Und der schwach nachklingende Duft von süßlichem Parfum, den die Fläschchen auf der Kommode verströmten.
    »Sie hat immer tadellos Ordnung gehalten, meine Lisa«, murmelte Winnie. Sie stand in der Mitte des Zimmers und öffnete die Arme, die ihren Körper umschlungen hielten, nur lange genug, um sanft über die weiche, flauschige Bettdecke zu streichen. Ein Laut, der halb wie ein Lachen, halb wie ein Schluchzen klang, drang aus ihrer Kehle. »Außer in ihrem Kleiderschrank. Ich hab sie nie dazu bringen können, den Schrank aufzuräumen. Ich glaube, er gefiel ihr so unordentlich und dunkel, weil sie immer hineinkroch und Höhlenforscher spielte. Da drin hab ich sie immer gefunden, wenn ich von der Arbeit nach Hause kam, sogar, als sie schon ein Teenager war.«
    Im Schrank versteckt. Großer Gott, konnte es wirklich sein, dass diese Frau keine Ahnung hatte, was in ihrem eigenen Haus vorging, mit ihrer eigenen Tochter?
    Stacey fiel das Sprechen schwer. Aber irgendwie schaffte sie es zu fragen: »Hat Lisa irgendwas zu Ihnen gesagt, bevor sie starb, über jemanden, der ihr gedroht haben könnte? Oder ihr Angst eingejagt hat?«
    Und hätten Sie ihr dann zugehört?
    »Alle liebten meine kleine Lisa.«
    »Sie war ein reizendes Kind.« Stacey war sich bewusst, dass sie auf einem schmalen Grat balancierte. Dennoch fügte sie hinzu: »Aber wir wissen beide, dass Lisa ihre Schwierigkeiten hatte, als sie älter wurde. Die hat sie mit ins Grab genommen, aber sie könnten trotzdem noch von Bedeutung sein. Sie müssen jetzt aufrichtig mit mir sein. Denken Sie darüber nach, wie es wirklich war, kurz bevor sie verschwand.«
    Winnies Mund zog sich zu einem kleinen Kreis zusammen. Wenn Stacey sie dazu drängte, sich daran zu erinnern, wie ihre Tochter wirklich gewesen war, dann verweigerte sie vielleicht völlig die Zusammenarbeit. Also fuhr Stacey sehr vorsichtig fort: »Ging es Lisa gut?«
    »Natürlich.«
    »War sie nie krank?« Stacey musste daran denken, dass Lisa einmal entsetzliche Angst gehabt hatte, schwanger zu sein, und fragte sich, ob Lisas Mutter davon überhaupt etwas gewusst hatte. »Gab es keine Anzeichen, dass irgendjemand ihr auf irgendeine Art wehgetan hat?«
    »Wehgetan?«
    »Ja. Verletzungen etwa – oder Prellungen?«
    Winnie hob unwillkürlich die rechte Hand und rieb sich den linken Arm knapp unter der Schulter. Dann zuckte sie zusammen – sie hatte eindeutig Schmerzen. Hätte dieser Hauskittel keine Ärmel gehabt, wäre sicher ein riesiger blauer Fleck auf Winnies papierdünner Haut zu sehen gewesen, darauf würde Stacey wetten.
    Sie schob die Hände in die Taschen ihrer Kakihosen, um nicht die Fäuste zu ballen und ihre Wut zu zeigen.
    »Nein, nichts dergleichen.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja«, fauchte Winnie. »Es ging ihr gut.« Mit leiser Stimme murmelte sie: »Ich habe sie ständig zum Arzt gefahren, als sie älter wurde. Um sicherzugehen … «
    »Um sicherzugehen, dass was?«
    Winnie hob trotzig den Kopf. »Um sicherzugehen, dass sie rundum gesund war und ihr nichts fehlte.«
    Also hatte Winnie etwas geahnt.
    »Sie können mit der Klinik in der Innenstadt sprechen. Ich gebe Ihnen die Erlaubnis, wenn Sie eine brauchen. Sie hatte Probleme, das gebe ich zu. Aber sie war in keiner Weise verletzt worden. Von niemandem.«
    Darauf würde ich nicht wetten wollen.
    »Na gut. Ich werde versuchen, dort vorbeizufahren und zu schauen, ob sie mir irgendwas sagen können, worüber Lisa mit Ihnen vielleicht nicht sprechen mochte.«
    Aus Winnies bleichem Gesicht wich jegliche Farbe, als hätte diese sanfte Drohung ihr mehr Angst eingejagt als irgendetwas anderes. Aber die gute Mutter, die immer noch irgendwo tief in ihr steckte, wollte wohl auch die Wahrheit erfahren. Ganz gleich, wie schmerzhaft sie war. »In Ordnung. Tun Sie das.«
    Stacey wusste, dass sie nicht viel mehr

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