Black Cats 01. Was kostet der Tod
Knüppel an ihrer Hüfte anstellen kann – ich weiß es noch genau.« Dabei rieb er sich den Schädel und dachte offensichtlich daran zurück, wie Stacey ihn im letzten Frühling davon abgehalten hatte, bei einem Besäufnis in genau diesem Lokal noch mehr Möbel zu demolieren. Dann verschwand das grimmige Stirnrunzeln des kräftigen Mannes. »Außerdem weiß ich, worum es Ihnen geht. Dieses Zimmerman-Mädchen war ziemlich verkorkst, aber früher war sie mal ein süßes junges Ding. Und wenn irgendjemand sie wirklich ermordet, in Stücke geschnitten und an die Wildschweine verfüttert hat – dann hoffe ich, dass Sie diesen Mistkerl zur Strecke bringen.«
Stacey hörte Deans angewiderten Seufzer und überlegte, ob sie diese bescheuerte Geschichte richtigstellen sollte. Aber es war bereits zu spät. Die Gerüchteküche brodelte, und egal, was sie sagte: Die Märchen würden weiterhin umgehen und noch wildere Züge annehmen, so lange, bis Lisas Leichnam gefunden und ihre Todesursache offiziell bekannt gegeben wurde. Und selbst dann würden die Verschwörungstheoretiker die Geschichte weiter ausschmücken.
»Ich bin zwar meistens nicht auf Ihrer Seite«, fuhr der stämmige Kerl fort, »und ich kann Sie auch nicht ausstehen. Aber ich werde helfen, wenn ich kann. Um des kleinen Mädels willen.«
»Auch gut«, erwiderte Stacey.
Sie schlug ihr Notizbuch auf. Die Reaktion dieses Mannes überraschte sie kaum. Schließlich kannten auch Schlägertypen gewisse Regeln. Seine Grenze zwischen richtig und falsch mochte etwas anders verlaufen als Staceys, aber er war klug genug, um zu erkennen, wenn sie überschritten wurde.
Kooperationsbereitschaft von einem der härtesten Typen unter den Stammgästen der schmuddeligsten Kneipe im Bezirk – das war immerhin ein Anfang. Aber sie wusste, dass das nicht lange vorhalten würde. Wenn jeder Einzelne in diesem Lokal zur Zusammenarbeit bereit wäre, würde sie ihre Dienstmarke gegen ein Schminkköfferchen und einen rosa Cadillac eintauschen. Denn so einfach war das Leben nicht.
Sie suchten nach der Leiche von Lisa Zimmerman.
Als er gehört hatte, dass das FBI in Hope Valley war, hatte er sich weiter keine Sorgen gemacht. Was sollte das auch mit ihm zu tun haben? Hier in der Nähe hatte er seit Ewigkeiten nichts mehr gemacht, nichts, das die Aufmerksamkeit auf ihn lenkte. Den Spaß, den er auf dem Playground hatte, konnte niemand bis zu seinem realen Zuhause zurückverfolgen. Dafür war er viel zu vorsichtig gewesen.
Dann hatte er gehört, dass sie bei Warren Lees Grundstück herumgegraben hatten. Das war ein bisschen beunruhigend, aber immer noch nichts, weswegen man gleich in Panik verfallen musste.
Wie immer hatten die Schwätzer irgendwann alles durcheinandergeworfen. Die Geschichten über Lisas Verschwinden und ein eventuelles Mordopfer, das vom FBI gesucht wurde, hatten sich zu einem großen, sehr glaubhaften Gerücht verflochten.
Dann kam die Bestätigung: Sie suchten tatsächlich nach Lisa.
Als er am Samstagabend alleine an seinem geheimsten Ort saß – einem Raum, zu dem nur er Zugang hatte, vor allen neugierigen Augen verborgen – , musste er sich eingestehen, dass er eine gewisse Besorgnis verspürte. Keine Furcht. Er fürchtete sich nie, so wie er auch nie Schmerz empfand. Er hatte zu viel getan, hatte zu vielen Menschen ungeheure Qualen bereitet und zu vielen den Tod gebracht, um sich Gedanken darüber zu machen, dass es ihn erwischen könnte. Schließlich war er der Tod.
Nein, seine Unruhe galt den Unannehmlichkeiten, die ihm diese ganze Sache bereitete. Die Ankunft eines Haufens FBI -Agenten auf der Jagd nach Leichen, die sie niemals finden würden, könnte seine Pläne durchkreuzen und seine Bewegungsfreiheit einschränken.
Sie könnte auch noch andere Dinge zutage fördern. Dinge, für die nicht er verantwortlich war. Sondern jemand anders.
»Du Arschloch!«, zischte er und war plötzlich äußerst aufgebracht. Denn wenn diese anderen Vergehen ans Licht kamen, konnte das Interesse an diesen Verbrechen die Aufmerksamkeit auf ihn lenken. Leute könnten vorbeikommen, Fragen stellen, alles durchsuchen.
»Immer mit der Ruhe«, ermahnte er sich und konzentrierte sich auf das Hauptproblem. Lisa.
Woher wussten sie, dass sie tot war? Während der letzten anderthalb Jahre hatten alle die Tatsache hingenommen, dass die kleine Schlampe von ganz alleine abgehauen war. Warum hatte sich das geändert? Was für Beweise konnten sie haben?
»Das ist ein Bluff«, sagte er
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