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Black Cats 01. Was kostet der Tod

Black Cats 01. Was kostet der Tod

Titel: Black Cats 01. Was kostet der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
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waren und auf denen ein gipsgrauer Schleier lag.
    An jedem wackligen Tisch saßen Stammgäste. Lauter Gitarrenrock dröhnte aus einer altertümlichen Jukebox. Der Geruch von frisch gezapftem Bier wurde überlagert vom Gestank ungewaschener Körper und der Kotze vom Freitagabend – die letzten Gäste hatten diesen Ort wohl vor kaum mehr als zwölf Stunden verlassen.
    Lieber würde sie einen Tag hinter Gittern verbringen als hier drin.
    Staceys Puls setzte für einen Moment aus, als sie ihren Bruder entdeckte. Tim spielte ganz hinten in der Ecke mit Randy Covey Dart. Ein halb voller und ein leerer Bierkrug standen auf einem Tisch in der Nähe, und beide hielten ein Glas in der freien Hand. Keinem von ihnen war ihre Ankunft bisher aufgefallen.
    Das machte nichts. Sie würde sich ihnen sehr bald bemerkbar machen. Sie hatte Randy ein, zwei Dinge zu sagen – darüber, dass er Tim in seiner Dummheit noch ermutigte und sich mit ihm an einem Samstagnachmittag besoff.
    »Am Hinterausgang«, murmelte Dean.
    Stacey blickte dorthin. Ein bärtiger Rocker mit einem ziemlichen Wanst beobachtete sie scharf und schob sich Schritt für Schritt näher Richtung Tür. Stacey wettete, dass er irgendwo gesucht wurde. »Heute ist dein Glückstag, Freundchen«, flüsterte sie.
    Sie entdeckte Dick hinterm Tresen, ging hinüber und pochte mit dem Knöchel auf die abgewetzte Theke. Sie wusste ganz genau, dass der Mann den Kopf gehoben und gesehen hatte, wie sie hereingekommen war, aber er zapfte unbekümmert weiter, schenkte Schnaps aus und ignorierte sie.
    »Oh, hallo, Sheriff! Sie hier, am helllichten Tag? Wollten Sie sich ein kühles Bier genehmigen?«
    Stacey schüttelte den Kopf. Sie sah, wie seine Hand zitterte, und wusste, dass er nervös war. Diesem kleinen, dünnen, kahlköpfigen Mann um die sechzig war klar, wie abgrundtief Stacey diesen Ort hasste. Sie konnte ihre Verachtung nie verbergen, wenn sie hierherkam. Nur weil sie ihn nie bei etwas Illegalem erwischt hatte, musste sie nicht unbedingt glauben, dass er eine weiße Weste hatte. »Wohl kaum.«
    In der Bar wurde es still, als auch andere ihre Anwesenheit bemerkten. Ihre Erscheinung – Uniform und Hut, steife Haltung, gerecktes Kinn, Sonnenbrille – atmete die Aura eines knallharten Gesetzeshüters, und da der Großteil der Kundschaft Ex-Knackis, Trunkenbolde oder Junkies waren, wurden alle ein bisschen nervös. Das war einer der Gründe, warum sie immer ihr Holster öffnete, wenn sie diese Kneipe betrat – auch wenn sie die Waffe noch nie hatte ziehen müssen.
    Den Schlagstock schon. Sie hatte einige Prügeleien damit beendet. In eine war einer ihrer Deputys verwickelt gewesen, der von einem riesigen betrunkenen Grobian angegriffen worden war – dessen dicker Schädel ihren ersten Schlag nicht einmal gespürt hatte.
    »Das ist Special Agent Dean Taggert«, sagte Stacey. »Wir sind hier, weil wir mit Ihnen über die Nacht sprechen wollen, in der Lisa Zimmerman verschwunden ist.«
    Dick legte viel Mitgefühl in seine Stimme und sagte: »Ich habe die Gerüchte gehört. Ist es wahr? Sie ist tot?«
    »Wir brauchen eine Liste von allen Leuten, die in dieser Nacht in der Bar waren.«
    »Das ist lange her, Sheriff. Ich kann mich nicht an jeden erinnern, der zu mir kommt.« Er schaute nervös um sich, als befürchtete er, dass seine Kunden, die Diskretion sehr schätzten, bemerken könnten, dass er eine miese Ratte war, die jeden ans Messer liefern würde, um ihren eigenen kleinen Arsch zu retten.
    Stacey zog ein schmales Notizbuch aus ihrer Gesäßtasche und las die Notizen durch, die sie damals bei ihrer ersten Ermittlung gemacht hatte. »Sie haben gesagt, dass keine Fremden hier gewesen seien, nur Stammgäste. Ungefähr dreißig Leute. Und Sie nannten mehrere Namen.« Sie überflog die Liste, wie sie es in den vergangenen Tagen schon mehrmals getan hatte. Ihre Augen blieben an einigen Namen hängen, Männer, von denen sie wusste, dass sie amerikanische Lieferwagen fuhren. Warren Lee war einer davon. »Ich will nur wissen, ob Sie sich außerdem noch an irgendjemanden erinnern. Oder an irgendwelche Einzelheiten, die in jener Nacht ungewöhnlich waren.«
    Ihre Stimme war laut genug, dass alle in der Nähe sie hören konnten, und Dick kniff missmutig die Augen zusammen. Sein Blick schweifte durch den Raum und fiel schließlich auf die Dartscheibe in der Ecke. »Warum fragen Sie nicht Ihren Bruder und seinen feinen Freund Covey da hinten?«
    Sie biss die Zähne aufeinander. »Wie

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