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Black Cats 01. Was kostet der Tod

Black Cats 01. Was kostet der Tod

Titel: Black Cats 01. Was kostet der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
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Rhythmus überging und die Tränen in ihren Augen trockneten, beobachtete er, wie sie der Erschöpfung erlag. Ihre langen Wimpern ruhten auf rosigen Wangen; bei jedem Atemzug öffneten sich ganz leicht ihre Lippen. Ihr Haar war immer noch feucht und lag ausgebreitet auf dem Kopfkissen und seiner Brust.
    Er schaute sie einfach nur an. Und fragte sich, worauf er sich da eingelassen hatte – und warum er keine Reue empfand.
    Als seine Ehe sich ihrem Ende zugeneigt hatte, hatte er nur noch im Gästezimmer geschlafen. Damals hatte er wahnsinnig viel gearbeitet, war oft unterwegs gewesen und nachts spät nach Hause gekommen. Seine Frau hatte nicht geweckt werden wollen, da sie morgens früh aufstehen musste, um Jared zur Schule zu bringen. Er hatte dafür Verständnis gehabt. Noch größer war allerdings seine Erleichterung gewesen.
    Das hätte ein Wink mit dem Zaunpfahl sein und ihn über den Zustand seiner Ehe aufklären sollen. Er hatte sich nicht darum geschert. Er hatte kein körperliches Interesse mehr an der Frau verspürt, die er geheiratet hatte. Wenn er nicht gerade in Arbeit versunken gewesen war, hatte er nur noch an seinen Sohn gedacht. So hatte er überhaupt nicht wahrgenommen, dass seine Frau ihn hinterging.
    Er hatte wirklich einen armseligen Ehemann abgegeben.
    Als sie ihre Affäre eingestanden und die Scheidung gefordert hatte, war er aus allen Wolken gefallen. Aber jetzt, nach all dem, was er in den letzten Tagen begriffen hatte, sah er den ganzen jämmerlichen Schlamassel zum ersten Mal mit klarem Blick.
    Er war wütend gewesen. Gedemütigt. Beschämt.
    Aber nicht am Boden zerstört.
    Er hatte über ein Jahr gebraucht, um das zu begreifen. Seine Frau hatte ihm nicht das Herz gebrochen. Weil ihr sein Herz längst nicht mehr gehört hatte.
    Stacey seufzte im Schlaf, und ihre Unterlippe zitterte leicht. Dean zog die Decke hoch und legte sie über ihren nackten Kör­per – ein so weiblicher, so üppiger Körper, der einer so taffen, starken Frau gehörte.
    »Vielleicht zu taff«, murmelte er und strich ihr mit der Fingerspitze über die Wange.
    Nachdem sie beide einen Orgasmus gehabt hatten, der ihnen fast den Schädel weggesprengt hatte, war die Frau neben ihm in Tränen ausgebrochen. So etwas hätte ihn zu einem anderen Zeitpunkt, an einem anderen Ort ziemlich befremdet. Wenn nicht sogar beunruhigt.
    Aber er wusste, warum sie geweint hatte. Endlich hatte sie diese fest verschlossene Schatulle mit ihren düsteren Gefühlen aufgebrochen, die, wie er vermutete, in ihrem Kopf schon sehr lange immer voller wurde. Sie hatte diesen Gefühlen freien Lauf lassen müssen. Der Auslöser für ihren endgültigen emotionalen Zusammenbruch war ein bemitleidenswerter Hund gewesen, den jemand auf ihre Veranda gelegt hatte – und das deutete darauf hin, dass sie ohnehin kurz davor gewesen war zu kollabieren. Er war bloß froh, dass er in dem Moment bei ihr gewesen war.
    »Dean?«, murmelte sie, ohne auch nur die Augen zu öffnen.
    »Hmm?«
    »Es tut mir leid.«
    Er legte den Arm fester um ihre Taille. »Mir nicht.«
    »Ich meine, es tut mir leid, dass ich die Nerven verloren habe.«
    »Noch einmal: mir nicht.«
    Sie schmiegte sich fester an ihn und drückte ihr Gesicht an seinen Hals. »Ich mache so was normalerweise nicht.«
    Dean konnte es sich nicht verkneifen, und um ihre Laune aufzubessern, erwiderte er: »Wirklich? Dafür machst du es aber ziemlich gut.«
    Sie kicherte leise, gab jedoch keine Antwort. Und als sie einige Augenblicke später einschlummerte, verfiel ihr Atem wieder in einen tiefen, gleichmäßigen Rhythmus. Offensichtlich fühlte sie sich vollkommen sicher bei ihm.
    Nun, war sie das nicht auch? Schließlich würde er alles tun, um dafür zu sorgen, dass niemand ihr wehtat. Allerdings beschlich ihn irgendwie das Gefühl, dass er ihr bereits wehgetan hatte, zumindest ein bisschen. Nachdem sie dem Grauen entflohen war, das sie bei ihrer letzten Dienststelle miterlebt hatte, hatte sie sich in ihrer Stadt eine Welt eingerichtet, in der sie sich geborgen fühlte. Und er war hier aufgetaucht und in ihre Welt eingedrungen. Vermutlich hatte er ihr damit sogar sehr wehgetan. Entweder war ihr das noch nicht klar geworden, oder sie wollte es sich einfach nicht eingestehen.
    »Mir tut es leid«, flüsterte er in ihr Haar.
    Aus dem Badezimmer ertönte das Klingeln seines Handys. Normalerweise hätte Dean es ignoriert, aber nicht jetzt. Nicht, während er an einem Fall arbeitete – insbesondere an diesem

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