Black CATS - Parrish, L: Black CATS
Posteingang gelandet. Offensichtlich wusste der Absender, dass die Nachricht abgefangen werden würde, denn sie war an Jasons Eltern gerichtet. Und ans FBI.«
Bis auf das Surren des Computers herrschte Stille im Konferenzzimmer. Wieder erschien ein Bildschirmfoto auf der Leinwand. Die Botschaft des Textes war simpel. Was für ein dummer Junge! Sie können mir dankbar sein, dass ich ihm die Chance gegeben habe, seine Existenzberechtigung unter Beweis zu stellen. Zu seinem Pech ist er kläglich gescheitert. Für alle anderen, muss ich hinzufügen, ist das eher ein Glücksfall – schließlich sind wir ohnehin von viel zu vielen Trotteln umgeben. Hochachtungsvoll, Ihr Freund.
Und mit einem Mal ging Alec ein Licht auf. Er begriff, warum Blackstone ihn aufgesucht hatte, warum er Alecs unvermeidliche Kündigung verhindert und ihn in sein Team aufgenommen hatte. Warum Alec nicht hochkant beim FBI rausgeflogen war.
Warum sie ihn so dringend brauchten.
»Mieses Arschloch « , flüsterte er, und jede Zelle seines Körpers stand unter Hochspannung.
Bereits zu dem Zeitpunkt, als diese junge Frau über die Online-Stellenanzeige ermordet worden war, hatte Blackstone vermutet, wer dahintersteckte, und alles Nötige in die Wege geleitet, um Alec ins Boot zu holen. Jetzt, an Alecs allererstem Arbeitstag, machte sich Blackstones Feingespür bezahlt.
Alec schlug das Herz bis zum Hals. Adrenalin jagte ihm durch den Körper – wie immer, wenn die Jagd eröffnet war. »Das ist er .«
Blackstone nickte, aber Alec benötigte seine Bestätigung nicht. Den Tonfall und die Arroganz der letzten E-Mail würde er immer und überall wiedererkennen. Die Unterschrift »Ihr Freund « war schon bei einem der früheren Morde, die Alec diesem Täter zuschrieb, auf einem Brief aufgetaucht. Aber Alec hatte sich so auf den irreführenden Namen »Dr. Waffi « konzentriert, dass ihm das nicht gleich aufgefallen war.
Schon einige andere Details hätten ihm als Hinweis dienen müssen. Der ungewöhnliche Tatort sagte eigentlich bereits alles, genau wie der Psychoterror, den die Opfer hatten erleiden müssen. Jason und Ryan waren bei vollem Bewusstsein aufs Eis gesetzt worden, damit die letzten Augenblicke ihres Lebens von panischer Angst beherrscht waren – während sie darauf warten mussten, dass die Eisdecke unter ihnen einbrach.
Der Täter hatte die beiden Jungen in eine wohldurchdachte, überaus grausame Falle gelockt. Er hatte sie ermordet, ohne auch nur ein einziges Mal die eigene Hand gegen sie zu erheben. Das allein verriet eine Menge über die Psyche des Menschen, mit dem sie es hier zu tun hatten. Oh ja! Es passte alles zusammen.
»Wer denn ?« Stokes klang leicht gereizt, weil sie nicht eingeweiht war. »Wovon redet er ?«
Alec konnte immer noch nicht glauben, dass er eine weitere Chance bekommen sollte, den Verbrecher zu schnappen, der ihn in seinen schlimmsten Albträumen heimsuchte. Fassungslos lehnte er sich zurück.
»Also ?« , fragte Taggert. Er schien genauso ungehalten darüber, dass der Neue der Einzige war, der im Bilde war, und blickte zwischen seinem Chef und Alec hin und her.
»Alec ?« , forderte Blackstone ihn zum Sprechen auf.
Ohne noch ganz zu begreifen, was ihm gleich über die Lippen kommen würde, fing Alec an zu lächeln – ein entschlossenes, bedrohliches Lächeln, das jeden Humors entbehrte. Dann sagte er: »Wir sind hinter dem Professor her .«
InXile: können wir uns unterhalten?
Wndygrl1: ja. ich hab gehofft, dass du online kommst. muss gleich zur arbeit.
InXile: ich wünschte, ich könnte dich besuchen. aber ich muss aufpassen. sie beobachten mich.
Wndygrl1: geh zur polizei! die können dich beschützen.
InXile: die polizei in meinem eigenen land konnte das nicht.
Wndygrl1: es ist einfach ungerecht, dass du deine heimat verlassen musstest. kann ich dir irgendwie helfen?
InXile: deine freundschaft hilft mir.
Wndygrl1: das genügt mir nicht. was kann ich noch tun?
InXile: übers internet darf ich nicht offen sprechen. kann abgehört werden.
Wndygrl1: was willst du damit sagen?
InXile: wenn wir uns treffen könnten …
InXile: hallo? liebes?
InXile: bist du noch da?
InXile: schon gut. das ist ziemlich viel verlangt – einem fremden zu helfen.
Wndygrl1: nein, gar nicht! ich habe das gefühl, dass ich dich schon mein ganzes leben lang kenne. aber wir haben uns noch nie persönlich getroffen.
InXile: alles klar. du glaubst, ich will dir dein geld abknöpfen?
Wndygrl1: natürlich
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