Black CATS - Parrish, L: Black CATS
?«
Alec dachte darüber nach. Über diese Frage hatte er sich schon so oft das Hirn zermartert. Langsam schüttelte er den Kopf. »Ich glaube nicht. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass er zu beweisen versucht, wie viel schlauer er ist als alle anderen. Er will zeigen, dass es ihm leichtfällt, jemanden zu töten, weil er so intelligent ist. Und mit jedem Mord lacht er uns höhnisch ins Gesicht, weil ihm der Beweis mal wieder gelungen ist .«
»Klar, es ist wirklich intelligent, jemanden umzubringen .« Stokes runzelte die Stirn. »Ich kann mich nicht daran erinnern, dass sich der Professor aus Gilligans Insel irgendwelche komplizierten Fallen hat einfallen lassen. Vielleicht hättet ihr ihn lieber MacGyver taufen sollen .«
»Ich habe ihn überhaupt nicht getauft « , stellte Alec richtig. »Außerdem gab es noch einen anderen Grund für diesen Namen. Meistens schreibt er der Familie seiner Opfer nach der Tat einen Brief. Sein Tonfall ist unglaublich herablassend und arrogant, und er drückt sich immer ziemlich gewählt aus. Er hat stets das gleiche Briefpapier verwendet – ziemlich teuer, aber trotzdem nicht leicht zurückzuverfolgen .«
Bis er plötzlich auf E-Mails umgestiegen war.
»Was wissen Sie noch über ihn ?«
Da Alec an dem Täterprofil gearbeitet hatte, als er nach dem Mord in Richmond in den Fall einbezogen wurde, kannte er den Großteil auswendig und zählte rasch die Einzelheiten auf. »Er plant sein Vorgehen sehr genau. Er ist überdurchschnittlich intelligent. Zurzeit führt er wahrscheinlich keine Beziehung, aber in der Vergangenheit mag das der Fall gewesen sein. Vermutlich ist er hoch qualifiziert – ein Ingenieur, ein Rechtsanwalt oder vielleicht ein Arzt .«
Stokes schnaubte. »Genau. Weiß, männlich, Mitte dreißig, und seine Mami hat ihn verlassen? Ich hatte gefragt, was Sie über ihn wissen .«
Durch halb gesenkte Lider schaute er sie von der Seite an. »Sie halten wohl nicht besonders viel von Profiling ?«
Stokes zuckte mit den Schultern. »Ich finde, dass Profiler ziemlich viel Ähnlichkeit mit diesen Hellsehern haben, die in den Fernsehserien Verbrechen aufklären. Die schauen zurück und achten nur auf das, womit sie recht hatten – wie zum Beispiel: ›Die vermisste Person wird am Wasser auftauchen‹, und dann jubeln sie, wenn das Opfer eine Straße von einem Feuerhydranten entfernt gefunden wird .«
Gegen seinen Willen musste Alec lachen. Stokes hatte offensichtlich Haare auf den Zähnen. Wahrscheinlich war ihr Gemeckere in der Besprechung gestern, als sie sich das erste Mal begegnet waren, eher auf ihren Charakter zurückzuführen als darauf, dass sie irgendwelche Gerüchte über ihn aufgeschnappt hatte. Er lehnte sich zurück. Langsam kam ihm der Verdacht, dass er sie vielleicht tatsächlich mögen könnte – wenn sie nur aufhören würde, so viel zu reden. Und ihn nicht mit ihren Fahrkünsten ums Leben brachte.
»Zahlen und Berechnungen sind mir tausendmal lieber als Mutmaßungen und Hypothesen .«
Mit dieser Auffassung war sie nicht allein. Sowohl inner- als auch außerhalb des FBI gab es viele Leute, die das, was in der BAU geschah, misstrauisch beäugten. Normalerweise lag das daran, dass sie irgendwelche Krimis gelesen oder Filme über Serienmörder gesehen hatten, die die Arbeit der Profiler so schillernd darstellten, dass es mit der Realität nicht mehr viel gemein hatte. Als wären sie Hellseher, die Verbrechen aufklärten – wie Stokes es so verächtlich formuliert hatte.
»Menschen verhalten sich oft nach einem bestimmten Muster, genau wie Computerprogramme « , antwortete er. »Wenn wir Täterprofile erstellen, spüren wir diese Muster auf und nutzen sie zu unserem eigenen Vorteil. Da steckt keine Zauberei dahinter. Keine übersinnlichen Fähigkeiten. Eigentlich ist das schon fast Mathematik, glauben Sie mir. Statistik und Wahrscheinlichkeitsrechnung .«
»Und ein Haufen Psychogeschwafel. Aber mit Mathe und Computern kann ich was anfangen .« Stokes’ Stirn glättete sich. »Deshalb sollte vielleicht auch lieber ich mit dieser Ms Dalton reden. So von einer Computerexpertin zur anderen .«
Sie hatten gerade die Stadt verlassen und fuhren auf den Autobahnring Richtung Baltimore, um eine gewisse Samantha Dalton zu befragen. Als die IT -Spezialisten gestern einen PC untersucht hatten, der einem der beiden Opfer gehört hatte, waren sie auf E-Mails gestoßen, die zwischen Ms Dalton und Ryan Smith hin- und hergegangen waren – und zwar nur wenige Stunden,
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