Black CATS - Parrish, L: Black CATS
alles im Mittelatlantikraum abgespielt .«
»Und das Geschlecht der Opfer ?«
»Unterschiedlich .« Bevor sie nachfragen konnte, setzte er hinzu: »Und ja, das ist ungewöhnlich. Wir wissen ziemlich viel über ihn, aber es ist uns bisher nicht gelungen, ein konkretes Opferprofil zu erstellen. Der Kerl bringt die Leute ziemlich wahllos um die Ecke. Sie unterscheiden sich im Alter, in der Herkunft, dem Geschlecht, dem finanziellen Hintergrund. Das Schwein glaubt an Chancengleichheit .«
»Warum heißt er der Professor ?«
Alec ahnte, dass Stokes nicht lockerlassen würde, bis sie alle Antworten bekommen hatte, die sie wollte. Er klappte die Akte zu. Typisch, dass ihm ausgerechnet die neugierige Plaudertasche als neue Partnerin zugewiesen werden musste.
Alec wollte sich nicht unterhalten. Er wollte nachdenken, wollte tief in sein eigenes Hirn, in die unerforschten Gebiete seines Geistes vordringen, wo all die Bruchstücke an Informationen über den Professor, die er je erhalten hatte, Wurzeln geschlagen und Keime getrieben hatten. Er wollte herausbekommen, wie der Täter tickte – genau wie damals, bevor diese verdammte Frau und die verfluchten Kugeln ihn außer Gefecht gesetzt hatten.
»Lambert ?« , drängelte Stokes. »Was soll dieser Spitzname ?«
Er seufzte. »Ganz am Anfang, bei einem der ersten Fälle, hat ein Ermittler ihn so genannt – nach einer Figur aus der alten Fernsehserie Gilligans Insel , weil der Kerl seine Opfer immer in vertrackte Situationen bringt, um sie zu töten. Er hat sich darauf spezialisiert, sie in eine Falle zu locken, sodass sie sich selbst umbringen – er sorgt einfach nur dafür, dass sie unmöglich entkommen können .«
»So wie die beiden Jungen .«
»Genau. Er hat sie nicht unter Wasser festgehalten, damit sie ertrinken – er hat sie aufs Eis gesetzt und einfach abgewartet, dass es von selbst passiert. Ein anderes Opfer wurde von seinem eigenen Garagentor enthauptet. Und dieser Fall, von dem Wyatt uns berichtet hat, mit der Frau, die auf die Online-Stellenausschreibung reagiert hat … Sie haben ja gehört, was er ihr angetan hat .«
»Ja. Total krank. Und vorher hat er nie das Internet benutzt, um seine Opfer in die Falle zu locken ?«
Alec schüttelte den Kopf. »Kein einziges Mal. Wenn Ihr Chef wirklich schon vor einem Monat geahnt hat, wer dahintersteckt, ist das ziemlich beeindruckend. Ich … « Gerade lag ihm auf der Zunge, dass er krankgeschrieben gewesen war – doch das Thema wollte er ihrer Wissbegier noch nicht aussetzen. »Ich war zu dem Zeitpunkt nicht im Büro, aber wenn die BAU gewusst hätte, dass es einen neuen Fall um den Professor gibt, hätte ich davon erfahren .«
Und zwar auf der Stelle.
» Unser Chef « , erklärte Stokes, »ist der beste Agent, mit dem ich je zusammengearbeitet habe. Und der beste, mit dem Sie je gearbeitet haben .« In ihrer Stimme lag keinerlei sklavische Ergebenheit, keine Verteidigungshaltung. Lediglich festes Vertrauen. »Und dass der Professor jetzt seine Vorgehensweise geändert hat – hat das was zu bedeuten ?«
»Ich denke schon « , räumte Alec ein. »Jede Veränderung im gewohnten Muster kann ihn anfällig für Fehler machen, die er in der Vergangenheit mit Vorsicht vermieden hat .«
Es war ein glücklicher Zufall, dass diese Veränderung gerade jetzt eingetreten war. Der Mörder hatte ungefähr zum selben Zeitpunkt angefangen, seine Opfer übers Web zu ködern, als Alec gerade ein Disziplinarverfahren bevorstand und er unter Umständen sogar seinen Job verloren hätte. Da er mehr über den Professor wusste als irgendjemand sonst beim FBI , wirkte es wie ein Glückstreffer, dass er ausgerechnet in Blackstones Team gelandet war – trotz der Einschusslöcher in seinem Körper. Aber Alec ahnte bereits, dass dabei kein Glück im Spiel gewesen war. Wyatt Blackstone hatte gewusst, mit wem er es zu tun hatte, bevor es irgendwem anders aufgegangen war. Wie ein Schachmeister, der seinen Springer verrückt, hatte er Alec in Position gebracht.
Das faszinierte Alec, und er nahm ihm diese Manipulation nicht übel. Er wollte beim FBI bleiben. Er wollte den Professor schnappen. Daher war ganz im Gegenteil sein Respekt vor seinem neuen Chef noch ein Stück gewachsen, als er das ganze Manöver schließlich durchschaut hatte.
»Glauben Sie, dass der Professor sich die Hände nicht schmutzig machen will? Oder dass er denkt, er sei eigentlich gar kein Mörder, weil er nicht selbst den Abzug drückt oder mit dem Messer zusticht
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