Black CATS - Parrish, L: Black CATS
sondern brummte nur irgendetwas vor sich hin, dass das alles ja wohl kein Zufall sein konnte.
Derselbe Gedanke war ihr auch schon gekommen. »Es ist tatsächlich eigenartig, dass Boyd sich irgendeine neue Superanwältin angelt und genau dann entlassen wird, wenn jemand versucht, mir einen Mord anzuhängen. Klingt ganz danach, als würde irgendjemand alle Hebel in Bewegung setzen, um mich zu finden – koste es, was es wolle.«
Egal, wer darunter zu leiden hatte. Egal, ob Boyd gleich auf das nächste Kind losging.
Was Lovesprettyboys natürlich nicht weiter scherte. Der Kerl war ein Soziopath, kein klassischer Pädophiler.
Wie es solche Leute geben konnte, ging über Lilys Verstand. Jedes Mal, wenn sie einen festnahmen, schien ein anderer seinen Platz einzunehmen. Das bedeutete nicht, dass sie jemals aufgeben würde, sie zu schnappen und wegzusperren. Allen voran Jesse Tyrone Boyd.
Auch wenn das Gericht der Ansicht war, dass er keinen fairen Prozess bekommen hatte – Lily glaubte nicht eine Sekunde lang, dass irgendjemand ihn wirklich für unschuldig hielt. Schon gar nicht sie selbst. Sie hatte Zachs schmales Gesicht im Fenster seines Lieferwagens gesehen. Hatte sich sein Nummernschild gemerkt. Und bei der Gegenüberstellung hatte sie ihn sofort als den Mann erkannt, der in den Tagen vor Zachs Entführung in der Nachbarschaft rumgelungert hatte. Derselbe Mann, von dem Zach erzählt hatte, dass er einen seiner Freunde wegen eines angeblich entlaufenen Welpen angesprochen hatte.
Warum hast du ihn noch einmal in diesen Park gehen lassen, Laura? Warum nur?
Sie verdrängte diesen quälenden Gedanken und konzentrierte sich auf den Fall. Auf das, was sie unternehmen konnte. Nicht auf die Vergangenheit, die außerhalb ihrer Reichweite lag, unabänderlich und unverrückbar.
»Damals im Gerichtssaal ist Boyds Mutter nach dem Prozess zu mir gekommen, weißt du.«
Wyatt schaute besorgt zu ihr herüber.
»Ihr standen die Tränen in den Augen, und sie hat mir gesagt, wie leid es ihr täte, was ihr Sohn zu verantworten hatte. Wie er meine Familie zerstört und mir alle Menschen geraubt hat, die mir am Herzen lagen.« Den Gesichtsausdruck der alten Frau würde sie nie vergessen, als diese mit dem konfrontiert wurde, was ihr Sohn getan hatte. Was für ein Ungeheuer er war.
Wie überlebte eine Mutter so etwas?
Sie hatte Wyatt das jedoch nicht erzählt, um auf die Tränendrüsen zu drücken, sondern weil sie auf etwas Bestimmtes hinauswollte. »Sie ist seine einzige lebende Verwandte, und sie hat sehr deutlich gesagt, dass sie bei seiner Aussage sofort wusste, dass er log. Sie war fest von seiner Schuld überzeugt. Sie hat sich auf der Stelle von ihm losgesagt und wollte ihn nie wieder in ihr Haus lassen.«
»Das bedeutet also«, schloss Wyatt, der sofort begriff, »dass Boyd höchstwahrscheinlich keine Angehörigen hat, die ihm einen neuen Anwalt bezahlt haben.«
»Genau.«
»Wer war es dann?«
»Gute Frage. Vermutlich ist das der Grund, warum du mit dieser Anwältin, Claire Vincent, reden willst, oder?«
»Ja.«
»Sie wird dir nicht erzählen, für wen sie arbeitet. Darf sie auch gar nicht, oder?«
»Nein, das wird sie bestimmt nicht. Aber ich will trotzdem mit ihr sprechen. Nenn es meinen siebten Sinn oder so. Ich habe das Gefühl, dass es bei ihr etwas zu erfahren gibt.«
Lily zweifelte nicht an Wyatts siebtem Sinn, schließlich hatte sie schon mehr als einmal davon profitiert. Zum Beispiel in der Nacht, als er sie an dem kalten, dunklen Strand entdeckt hatte. Die Chancen dafür hatten ziemlich schlecht gestanden. Wie hatte er den richtigen Strand, geschweige denn die richtige Düne finden können, auf der sie zusammengebrochen war?
Oh nein, sie zweifelte Wyatts Eingebung nicht an.
»Versuchen kann man es ja mal«, räumte sie ein.
Dann fuhren sie vor Wyatts Haus vor, und Lily musste blinzeln. Wieder einmal zeigte sich, wie wohlhabend Wyatt war. Die eleganten Backsteinhäuser, die in dieser Gegend vier oder sogar fünf Stockwerke hoch aufragten und mehr als hundert Jahre alt waren, standen in keinem Vergleich zu dem winzigen Kabuff, das Lily bis letzten Winter ihr Zuhause genannt hatte.
Das leistete Wyatt sich definitiv nicht von seinem Gehalt als FBI -Agent.
Er schaute zu ihr herüber und bemerkte offensichtlich ihren ungläubigen Blick. »Ich bin hier aufgewachsen; das Haus habe ich von meinen Großeltern geerbt.«
Er war also im Haus seiner Großeltern aufgewachsen. Nun, sie machten Fortschritte, nicht
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