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Black CATS - Parrish, L: Black CATS

Black CATS - Parrish, L: Black CATS

Titel: Black CATS - Parrish, L: Black CATS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
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Doppelhaushälfte im alten Bezirk Dundalk sah und erfuhr, dass er freigelassen worden war, dann würde sie wissen, dass er unschuldig war. Sie würde ihn zu Hause willkommen heißen, ihn in die Arme schließen und ihm einen Teller ihrer berühmten Krabbensuppe auftischen. Freudentränen würden ihr über das rundliche Gesicht strömen. Dann würde sie ihn in sein altes Zimmer führen, an dem sie nichts verändert hatte, seit er von zu Hause ausgezogen war.
    Doch es war anders gekommen. Seine Mutter hatte zwar wie erwartet die Tür geöffnet. Doch dann hatte sie einen spitzen Schrei ausgestoßen, sich bekreuzigt und ihm die Tür vor der Nase zugeschlagen.
    Fünf Minuten lang hatte er geklopft, hatte ihr versichert, dass er frei sei, nicht aus dem Gefängnis ausgebrochen, und dass sie nur die Nachrichten zu schauen brauche, wenn sie ihm nicht glaubte. Stattdessen hatte sie offensichtlich beim Nachbarn angerufen. Der fette Wichser Mr Watson aus der anderen Doppelhaushälfte war auf die Veranda getreten und hatte sich wie immer in Dinge eingemischt, die ihn nichts angingen.
    »Sie will dich nicht sehen, mein Junge«, brummte er.
    »Ich bin frei«, beharrte Jesse. »Sie haben mich entlassen. Ich bin ja nicht geflohen oder so. Aber sie will mir einfach nicht zuhören.«
    Schließlich wurde die Haustür geöffnet. Seine Mutter spähte durch den Spalt und lächelte in dankbarer Erleichterung, als sie Mr Watson sah. Der ging wieder zurück ins Haus, schloss seine Tür aber nicht, sondern blieb auf der Schwelle stehen. Dann warf Ma einen Blick ins Innere ihres Hauses und sagte etwas zu jemandem, der sich offenbar im Wohnzimmer befand. »Psst, ist schon gut. Ich gehe kurz raus und bin gleich wieder da.«
    »Wer ist da bei dir?«, fragte Jesse. Herrenbesuch würde seine siebzigjährige Mutter wohl kaum haben. Dann bewegte sich ein Vorhang im Fenster, und er sah das Gesicht eines kleinen Jungen herauslugen.
    Jesse erstarrte. Ein wohlbekanntes Gefühl breitete sich in ihm aus, von den Haarspitzen bis hinunter zu den Zehen. Sein Mund wurde trocken, die Kehle schnürte sich ihm zu. Ein Summen setzte in seinen Ohren ein, als sei ihm eine Fliege in den Schädel geflogen und würde dort nun auf der Suche nach einem Ausgang herumsurren.
    »Wer ist der Junge?«, flüsterte er.
    »Ich passe auf ihn auf.« Seine Mutter baute sich vor der Tür auf und verschränkte die Arme vor ihrem üppigen Busen. »Und du kommst hier nicht rein.«
    Wie verrückt war das denn? Sie wollte ihn nicht einmal in die Nähe eines Nachbarkindes lassen.
    So ein niedliches kleines Nachbarkind.
    Er schluckte und fragte sich, warum ihm so schwindelig war. Warum es ihm immer so ging, wenn er das fröhliche Gesicht eines Jungen sah, mit breitem Grinsen und großen Zähnen.
    Als er sah, dass seine Mutter ihn beobachtete, zwang er sich, aufrecht zu stehen und den Blick vom Fenster abzuwenden. »Ma, sie haben mich freigesprochen. Du musst mich reinlassen«, wiederholte er. Er stellte sich mit dem Rücken zu Mr Watson, der so nahe stand, dass er wahrscheinlich jedes einzelne Wort hören konnte. Er führte sich auf, als müsste er den Bodyguard markieren und Jesses Mutter vor ihrem eigenen Sohn beschützen.
    »Ich weiß, was für ein Scheusal du bist. Das warst du schon immer. Und du hast mein Haus zum allerletzten Mal betreten.«
    Vor Entsetzen klappte ihm die Kinnlade herunter. Das war nicht schön, was er da in ihren Augen sah. Abscheu. Vielleicht sogar Hass.
    »Sie haben mich doch entlassen«, sagte er schwach.
    »Aber nicht, weil du es nicht getan hast.« Sie trat näher heran, bis er erkennen konnte, dass die Falten in ihrem Gesicht tiefer geworden waren und sie dunkle Ringe unter den Augen hatte. Sie war um sehr viel mehr als nur zwei Jahre gealtert. Mit leiser Stimme, damit Mr Watson es nicht hörte, zischte sie: »Denn du hast es getan. Mir ist egal, was sie im Fernsehen sagen oder was die Anwälte behaupten – ich kenne dich, und ich weiß, dass du schuldig bist.«
    Jesse fing an zu heulen, schniefte wie ein dummes kleines Kind, das bei etwas Verbotenem erwischt worden war. »Nein, Ma! Nein, sie haben mich einfach eingelocht. Das war ungerecht!«
    Sie hob drohend einen zittrigen Zeigefinger vor seinem Gesicht. »Du brauchst gar nichts weiter zu sagen. Ich will nichts mehr hören. Ich will dich nicht mehr sehen. Wer auch immer dich aus dem Gefängnis rausgelassen hat, muss den Verstand verloren haben – ich weiß, dass du es nicht lange aushalten wirst, ohne

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