Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Black CATS - Parrish, L: Black CATS

Black CATS - Parrish, L: Black CATS

Titel: Black CATS - Parrish, L: Black CATS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
Vom Netzwerk:
war nichts für sie. Endlich konnte Will sich bei den Menschen revanchieren, die zu ihm gehalten hatten.
    Ausnahmsweise einmal ging es in seinem Leben richtig bergauf.
    Toby schlang seine pummeligen Ärmchen um Wills Hals und griff mit den klebrigen Händchen in das kurze graue Haar hinter seinen Ohren. Und Will ging das Herz auf. So wie damals vor vielen Jahren, als er angefangen hatte, den Menschen zu entdecken, zu dem sein eigener erstgeborener Sohn heranwuchs, nachdem er monatelang in die Wiege geschaut und nur ein heulendes Bündel gesehen hatte.
    Der kleine Kerl hier hatte seinen eigenen Kopf. Und er war ungefähr das süßeste Kleinkind der Welt – das hatte sogar die Schwester im Krankenhaus gesagt.
    »Ich beschütze dich, Kleiner«, flüsterte er.
    Vor Krankheit. Vor Armut. Vor bösen Männern …
    Großer Gott. Wieder waren seine Gedanken dorthin gewandert. Genau zu dem Thema, an das er in den letzten Tagen am wenigsten hatte denken wollen, seit er in das Rechtsanwaltsbüro gegangen war und eine eidesstattliche Versicherung abgegeben hatte, dass ein Kerl namens Jesse Boyd an einem bestimmten Abend vor ein paar Jahren mit ihm in einer Bar gesessen hatte.
    Wenn Will vorher ein bisschen nachgeforscht hätte, wenn er an den Computer gegangen wäre, um nachzusehen, was der Mann verbrochen hatte, hätte er es dann immer noch getan? Was sagte das über ihn als Mensch aus, dass er für Geld gelogen und dazu beigetragen hatte, dass ein verdammter Kinderschänder und Mörder freigelassen wurde?
    »Opa-pa-opa-pa-opa-pa«, brabbelte Toby mit einem schläfrigen Lächeln das Wort, das Will ihm seit einer Woche jeden Tag beizubringen versuchte.
    Gott, vergib mir.
    Ein kleines Kind. Ein Junge, nicht viel älter als Toby. Boyd hatte ihn entführt. Ihm wehgetan. Ihn umgebracht.
    Wenn es eine Hölle gab, dann würde sich Will eines Tages dort wiederfinden, auf einem Logenplatz, zusammen mit dem Mann, dem er zu seiner Freilassung verholfen hatte.
    »Opa-pa.«
    »Ganz genau, ich bin dein Opa«, sagte er und küsste den Jungen auf die zerzausten blonden Locken. »Und ich werde immer für dich da sein. Ich werde auf dich aufpassen, mich um dich … «
    Ein lauter Knall schnitt ihm das Wort ab. Peng! Er wurde von irgendetwas getroffen, dann wieder, peng-peng , zweimal hintereinander.
    Die Kugeln schlugen mit voller Wucht in seinen Körper ein, Schmerz breitete sich in seinem Kreuz und seiner linken Schulter aus. Der Stoß ließ ihn vorwärtsstolpern; er taumelte auf den Bürgersteig und sank auf die Knie. Noch im Fallen bemühte er sich, den Jungen hochzuhalten, damit sein winziger Körper nicht auf den Beton knallte.
    Das scharfe Stechen an den Einschussstellen nahm rasch zu, zog sich durch alle Glieder, bevor es sich zu einer überwältigenden Lawine aus Qualen verband. Er hatte nicht gewusst, dass ein Mensch so starke Schmerzen haben konnte.
    »Toby.« Das Wort blieb ihm auf den Lippen hängen. Als er langsam nach vorn kippte und begriff, dass er auf dem Gesicht landen würde, schob er den Jungen sanft beiseite, raus aus der Gefahrenzone.
    »Hilfe«, flüsterte er, ohne zu wissen, was mit ihm geschah. »Hilfe.«
    Toby begann zu wimmern. Aber sein Weinen wurde vom Aufheulen eines Motors übertönt, als ein Auto scharf beschleunigte und mit quietschenden Reifen davonfuhr.
    »Opa-pa?«
    Will streckte die Hand nach dem Kleinen aus, nach seinem eigenen Fleisch und Blut, nach dem Jungen, der Wills Chance hätte sein sollen, alles richtig zu machen, noch einmal ganz von vorn anzufangen. Er wollte ihn berühren, ihm übers Haar streichen, mit den Fingern die kleine Wange tätscheln und ihm versprechen, dass alles gut werden würde.
    Aber seine Finger waren blutig und sein Arm schwach, und er lag im Sterben. Will konnte das Kind nur anschauen, während die Welt um ihn herum dunkel wurde und er auf seinen Logenplatz in der Hölle

Weitere Kostenlose Bücher