Black CATS - Parrish, L: Black CATS
Die Treffen wurden im Netz vereinbart. Was fehlt Ihnen da noch zum Internetbezug?«
Crandall schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Ich meinte, dass es bei diesem Fall um sehr viel mehr geht als um das Internet.«
»Das mag sein, aber wollen Sie bestreiten, dass alle grundlegenden Kriterien erfüllt sind?« Wyatt würde nicht lockerlassen, bis Crandall zugab, dass er keinen Grund hatte, Wyatt die Ermittlung zu entziehen. »Meine Aufmerksamkeit wurde ganz allein durch den Online-Köder, die E-Mail-Nachrichten und die Kinderpornoseiten, die die Opfer besucht haben, erregt. Wenn sich nicht die Definition einer Internetverbindung geändert hat, dann habe ich nichts als meine Arbeit getan.«
Crandall runzelte die Stirn, konnte aber keine Einwände erheben. Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und kniff die Schweinsäuglein zu Schlitzen zusammen. »Warum wusste der Rest Ihres Teams nichts davon?«
»Unsere Abteilung ist sehr beschäftigt. Die Ermittlungen gegen diesen Auftragsmörder hatten gerade ihren Höhepunkt erreicht, und bei den ersten Morden waren wir nicht offiziell um unsere Unterstützung gebeten worden. Im Prinzip war ich gerade dabei, Informationen zu sammeln und die Grundlage dafür zu schaffen, das Team dazuzuholen.«
»Sind Sie sich da sicher? Haben Sie nicht vielleicht das Ganze für sich behalten, als Ihnen klar wurde, dass es irgendwas mit Lily Fletcher zu tun hat?«
Das war das erste Mal, dass Lilys Name fiel, aber damit hatte Wyatt natürlich gerechnet. Daher gelang es ihm, völlig teilnahmslos zu bleiben. »Fletcher?«
»Spielen Sie nicht den Ahnungslosen.«
»Warum sollte ich den Fall mit ihr in Verbindung bringen? Der Anruf wegen des letzten Opfers, das mit ihrer Dienstmarke in der Hand gefunden wurde, ging nicht an mich. Gibt es irgendeinen anderen Grund für die Annahme, dass es eine Verbindung zu ihr gibt?«
Crandall riss eine Mappe von dem Stapel, der sich auf seinem Schreibtisch türmte, und schlug sie auf. »Wie wäre es mit den Lilien, die der Mörder an den Tatorten hinterlassen hat?«
»Wären Ihnen Tulpen lieber gewesen?«
Crandall blieben vor Wut die Worte im Halse stecken.
»Worauf ich hinaus will, ist, dass es bestimmt Hunderte verschiedener Blumensorten gibt. Warum sollte ich deswegen an eine Frau denken, die vor so vielen Monaten im Dienst verstorben ist?«, fügte Wyatt hinzu und betonte den Teil mit dem Dienst . Crandall mochte Lily vielleicht bereits als Verdächtige ansehen, doch das bedeutete noch lange nicht, dass er im Recht war. »Wenn wir das nächste Mal eine Leiche unter einem Olivenbaum finden, sollen wir dann eine Fahndungsausschreibung für alle Frauen namens Olivia rausgeben?«
Crandalls Gesicht lief immer röter an, je zorniger er wurde – und je weiter sie vom eigentlichen Thema abkamen. Was auch ganz gut war. Wyatt wollte ihn ablenken, damit er vielleicht vergaß, die entscheidenden Fragen zu stellen.
Doch eskalieren sollte die Unterhaltung nicht. Deshalb sagte Wyatt: »Es tut mir leid, dass ich gestern nicht hier war, als der neue Fall bekannt wurde. Wie Sie wissen, befand ich mich gerade in einem anderen Bundesstaat. Ich werde mich umgehend mit den neuen Informationen vertraut machen.«
Crandall antwortete nicht, sondern starrte ihn lediglich schweigend an. Wyatt fiel es nicht schwer, seinem Blick standzuhalten und dabei völlige Ruhe und Zurückhaltung zu bewahren. Er hatte schon weit bedrohlicheren Männern als Fred Crandall gegenübergestanden, und wenn der Kerl dachte, dass er ihn einschüchtern könnte, dann hatte er sich gründlich geirrt.
Crandall besaß genau eine Waffe, die er gegen Wyatt einsetzen konnte. Eine Karte konnte er ausspielen, die Wyatt gefügig machen würde, sodass er alles tat, was Crandall von ihm verlangte. Doch glücklicherweise wusste der stellvertretende Direktor noch nicht, dass er diese Waffe besaß.
Hätte Wyatt gelogen, wenn Crandall direkt nach Lily gefragt hätte? Hätte er behauptet, dass er nicht wüsste, ob Lily überlebt hatte oder wo sie sein könnte? Da er nicht gerne log, war er sich nicht so sicher. Gott sei Dank war ihm diese Entscheidung bisher erspart geblieben, weil die Frage nicht aufgekommen war.
Es klopfte an der Bürotür. Gleich darauf wurde sie geöffnet, und jemand trat unaufgefordert ein. »Ich habe gehört, dass Sie gerade eine Besprechung abhalten; da dachte ich, ich sollte mich besser dazugesellen.«
Tom Anspaugh. Mit seinem schlecht sitzenden Anzug, der zerknitterten Krawatte
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