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Black Dagger 01 - Nachtjagd

Black Dagger 01 - Nachtjagd

Titel: Black Dagger 01 - Nachtjagd
Autoren: J.R. Ward
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es inzwischen nach Mitternacht war, konnte das kaum einer dieser nervigen Telefonverkäufer sein. Entweder war der Anruf also beruflich oder irgendein kranker Spinner hatte zufällig ihre Nummer gewählt.
    »Hi, B-Lady. Zieh deine Tanzschühchen an. Vor dem Screamer’s ist ein Auto in die Luft geflogen. Mitsamt Besitzer.«
    Beth schloss die Augen und wollte weinen. José de la Cruz war ein Cop, aber er war auch so etwas wie ein Freund.
    Wie die meisten Männer und Frauen in Uniform, wenn sie mal drüber nachdachte. Sie verbrachte so viel Zeit auf der Wache, dass sie fast alle, die dort arbeiteten, inzwischen ziemlich gut kennen gelernt hatte. José mochte sie allerdings ganz besonders gern.
    »Hey, bist du noch dran?«
    Erzähl es ihm. Erzähl ihm, was passiert ist. Mach einfach den Mund auf.
    Scham und furchtbare Erinnerungen schnürten ihr den Hals zu.
    »Ja, ich bin noch dran, José.« Sie schob sich das dunkle Haar aus dem Gesicht und räusperte sich. »Ich kann heute nicht.«
    »Ach was. Wann hast du denn schon mal einen guten Tipp abgelehnt?« Er lachte gern. »Aber bleib locker. Der Ironman hat den Fall übernommen.«

    »Ironman« war der Spitzname von Detective Brian O’Neal von der Mordkommission, besser bekannt unter dem Namen Butch. Oder schlicht und einfach Sir.
    »Ich … schaffe es heute wirklich nicht.«
    »Hast du jemanden kennen gelernt?« Neugier klang durch den Telefonhörer. José war verheiratet. Glücklich. Aber sie wusste, dass alle auf der Polizeistation sich so ihre Gedanken über sie machten. Eine Frau wie sie ohne Mann? Da musste doch was faul sein. »Und? Hast du?«
    »Um Himmels Willen, nein. Nein.«
    Ein kurzes Schweigen entstand, bis sich ganz offensichtlich der Polizeiradar ihres Freundes einschaltete. »Was ist los?«
    »Nichts. Ich bin nur müde. Ich komme morgen vorbei.«
    Und dann würde sie auch die Anzeige erstatten. Morgen wäre sie stark genug, alles noch einmal durchzugehen, ohne dabei zusammenzubrechen.
    »Soll ich vorbeikommen?«
    »Nein, aber vielen Dank. Es ist alles okay.«
    Sie legte auf.
    Fünfzehn Minuten später steckte sie in einer frisch gewaschenen Jeans und einem riesigen, ausgebeulten T-Shirt, das ihr bis über den Hintern reichte. Sie rief ein Taxi. Bevor sie die Wohnung verließ, wühlte sie noch im Schrank nach der anderen Handtasche, schnappte sich das Pfefferspray und hielt es fest umklammert auf Augenhöhe, als sie die Wohnung verließ.
    Auf den drei Kilometern zwischen ihrer Wohnungstür und dem Schauplatz des Attentats würde sie ihre Stimme wieder finden. Und sie würde José alles erzählen.
    So unerträglich die Vorstellung auch war, alles noch einmal zu durchleben, sie würde auf keinen Fall dieses Arschloch frei herumlaufen und dasselbe noch einmal tun lassen. Und selbst wenn man ihn nie fassen würde, dann
hätte sie wenigstens ihr Möglichstes getan, um ihn festzunageln.
     
    Wrath materialisierte sich in Darius’ Salon. Verflucht, er hatte ganz vergessen, wie stilvoll der Vampir wohnte.
    D mochte ein Krieger sein, aber er hatte den Geschmack eines Aristokraten. Was nicht überraschend war. Denn er war von edler Herkunft und hatte sein Leben als Princeps begonnen; ein vornehmer Lebensstil bedeutete ihm nach wie vor sehr viel. Sein gepflegtes Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert war voller Antiquitäten und Kunstwerke. Es war außerdem so sicher wie ein Schweizer Tresor.
    Doch die zartgelben Wände des Salons schmerzten Wrath in den Augen.
    »Welch angenehme Überraschung, Herr.«
    Fritz, der Butler, kam aus der Eingangshalle herein und vollführte eine tiefe Verbeugung, während er gleichzeitig das Licht dämpfte, um Wraths Blinzeln zu mildern. Wie üblich war der alte Mann in eine schwarze Livree gekleidet. Er arbeitete bereits seit etwa einhundert Jahren bei Darius und war ein Doggen; was bedeutete, dass er zwar tagsüber ausgehen konnte, und einige andere Vorzüge besaß, aber auch schneller alterte als ein Vampir. Seit Jahrtausenden diente seine Subspezies Aristokraten und Kriegern.
    »Bleibt Ihr länger bei uns, Herr?«
    Wrath schüttelte den Kopf. Nicht, wenn es sich vermeiden ließ. »Eine Stunde, maximal.«
    »Euer Zimmer ist bereit. Wenn Ihr mich brauchen solltet, ich stehe jederzeit zur Verfügung.« Wieder verneigte sich Fritz beinahe bis zum Boden, schritt rückwärts aus dem Zimmer und schloss die Doppeltüren hinter sich.
    Wrath trat vor das zwei Meter hohe Porträt eines – wie man ihm erzählt hatte – französischen Königs. Er
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