Black Dagger 02 - Blutopfer
Sie wurde mitgenommen, irgendwohin, weg von ihm.
Wut machte sich in seinem Herzen breit, ein schwarzes, intensives Gefühl, das den Spiegel im Badezimmer zum Bersten brachte.
Endlich hob Fritz den Hörer ab. »Es wurde eingebrochen! Butch ist –«
»Hol mir den Bullen ans Telefon!«, schrie Wrath.
Eine Sekunde später war Butch am Telefon. Er war außer Atem. »Ich hab ihn nicht erwischt!«
»Hast du Beth gesehen?«
»Ist sie etwa nicht bei dir?«
Wrath stieß noch ein Brüllen aus, er hatte das Gefühl, die Wände um ihn herum rückten immer näher. Er war vollkommen hilflos, eingekerkert vom Sonnenlicht, das über ihm auf der Erde herrschte.
Mühsam zwang er sich, gleichmäßig zu atmen. Er schaffte nur einen Zug, bevor er wieder zu keuchen begann.
»Butch, ich brauche dich. Ich … brauche dich.«
24
Mr X saß am Steuer des Transporters. Er konnte es nicht fassen.
Er konnte es einfach nicht fassen.
Er hatte die Königin. Er hatte die Königin entführt.
Das war eine einmalige Chance im Leben eines Lesser. Und es war so reibungslos vonstatten gegangen, als wäre es Schicksal gewesen.
Er hatte eigentlich nur etwas das Anwesen auskundschaften wollen. Es war dann doch ein zu großer Zufall gewesen, dass die Adresse, die ihm der Vampir gestern Nacht auf der Straße gegeben hatte, dieselbe war wie die des Kriegers, den er in die Luft gejagt hatte. Warum sollte sich der Blinde König ausgerechnet im Haus eines toten Kriegers aufhalten?
Mr X war davon ausgegangen, dass es eine Falle sein würde, und war bis an die Zähne bewaffnet vor Sonnenuntergang zu dem Anwesen gegangen. Er wollte das Haus nur von außen in Augenschein nehmen, nachsehen ob von den
oberen Fenstern einige abgedunkelt waren und was für Autos vor der Garage parkten.
Doch dann hatte er die dunkelhaarige Frau in der Küche entdeckt. Die Frau, die den Rubin der Nacht am Finger trug. Den Ring der Königin.
Mr X war es immer noch ein Rätsel, warum sie tagsüber herumlaufen konnte. Außer, sie war zur Hälfte Mensch. Aber das war doch eher unwahrscheinlich, oder?
Wie dem auch sei, er hatte nicht gezögert. Obwohl er ursprünglich nicht geplant hatte, ins Haus einzubrechen, hatte er die Tür eingeschlagen. Überraschenderweise war die Alarmanlage nicht losgegangen. Die Frau war schnell gewesen, aber nicht schnell genug; und die Betäubungspfeile hatten perfekt funktioniert. Er hatte jetzt die richtige Dosis gefunden.
Er blickte über die Schulter.
Sie lag bewusstlos auf dem Boden des Transporters.
Dieser Abend würde heftig werden. Zweifellos würde ihr Mann sie suchen. Und da mit Sicherheit das Blut des Blinden Königs in ihren Venen floss, würde er sie auch finden können. Egal, wo Mr X sie hinbrachte.
Gott sei Dank war es noch hell, und er hatte Zeit, die Scheune zu sichern.
Er war versucht, sich Verstärkung zu holen. Zwar hatte er größtes Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten, aber er wusste auch, zu was der Blinde König fähig war. Seine mindeste Reaktion wäre, alles dem Erdboden gleichzumachen, das Haus, die Scheune und alles, was darin war. Totale Zerstörung.
Das Problem war nur, wenn Mr X andere Mitglieder der Gesellschaft auf den Plan rief, würde er den Mythos seiner eigenen Unfehlbarkeit zerstören.
Außerdem hatte er ja seinen neuen Rekruten.
Nein, er würde das ohne lästigen Anhang durchziehen.
Alles, was atmete, konnte auch getötet werden. Selbst dieser mächtigste aller Krieger. Und Mr X wollte wetten, dass er mit dieser Frau als Pfand ein nicht zu unterschätzendes Druckmittel in der Hand hatte.
Zweifellos würde der König sich selbst gegen die Sicherheit seiner Königin eintauschen.
Mr X kicherte in sich hinein. Mr R stand eine Wahnsinnsnacht als Einstand bevor.
Butch rannte aus Wraths Kammer nach oben in das Gästezimmer, in dem er und Vishous geschlafen hatten.
V lief darin auf und ab wie ein Tiger im Käfig, gefangen im oberen Stock, weil er nicht die Treppe hinunter konnte, ohne von der Sonne beschienen zu werden. Das Haus war eindeutig für den privaten Gebrauch konzipiert worden, nicht als Einsatzzentrale.
Und in einer Notsituation wie dieser war das ein ernsthaftes Problem.
»Was ist los?«, wollte V wissen.
»Dein Bruder Wrath ist in einem grauenhaften Zustand, aber er hat es immerhin geschafft, mir von dem Kerl in dem Hummer zu erzählen, den ihr gestern Nacht getroffen habt. Das klingt für mich nach dem Leiter einer Kampfsportschule, dem ich vor ein paar Tagen einen Besuch
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