Black Dagger 02 - Blutopfer
abgestattet habe. Und genau da fahre ich jetzt hin.«
Butch schnappte sich den Schlüssel für seinen Dienstwagen.
»Nimm das hier mit.« Vishous warf etwas in die Luft.
Butch fing die Waffe auf. Checkte die Munition. Die Beretta war geladen, doch solche Kugeln hatte er noch nie gesehen.
»Was zur Hölle ist das denn?« Die Dinger waren schwarz, an der Spitze durchsichtig und schimmerten, als wären sie mit Öl gefüllt.
»Du jagst keinen Menschen, Bulle. Wenn einer dieser Lesser auf dich zukommt, schießt du ihm damit in die Brust. Kapiert? Keine Mätzchen, selbst wenn es helllichter Tag ist. Du schießt ihm direkt in die Brust.«
Butch sah auf. Er wusste, er überschritt eine Grenze, wenn er jetzt diese Waffe annahm. Er betrat einen unbekannten Teil der Welt.
»Woran erkenne ich die Kerle, V?«
»Sie riechen süßlich, nach Talkum. Und sie sehen einfach durch dich hindurch, direkt in deine Seele. Meistens haben sie helle Haare, weiße Augen und weiße Haut, aber nicht immer.«
Butch steckte sich die halbautomatische Waffe in den Hosenbund. Und verabschiedete sich damit ein für alle Mal von seinem alten Leben.
Seltsam, wie leicht ihm die Entscheidung fiel.
»Alles klar, Mann?« Vishous klopfte ihm auf den Arm.
»Ja.«
Als Butch zur Tür stürmte, sagte V etwas in einer fremden Sprache.
»Was?«, fragte Butch.
»Ziel auf die Brust, okay?«
»Ich habe noch nie daneben geschossen.«
25
Marissa konnte es kaum erwarten, Butch wiederzusehen. Den ganzen Tag lang hatte sie an ihn denken müssen, und endlich war es an der Zeit, zu ihm zu gehen.
Trotzdem wollte sie unterwegs noch bei Havers vorbeigehen und mit ihm sprechen. Vergangene Nacht hatte sie lange auf ihn gewartet, hatte in der Klinik ausgeholfen, um sich die Zeit zu vertreiben, und später noch gelesen. Schließlich hatte sie aufgegeben und ihm eine Nachricht aufs Bett gelegt. Er war aber nicht gekommen.
Und dieser Mangel an Kommunikation zwischen ihnen dauerte jetzt schon zu lange an.
Sie wollte die Tür ihres Schlafzimmers öffnen, fand sie aber zu ihrer Überraschung verschlossen. Sie runzelte die Stirn. Probierte es wieder an der Klinke, rüttelte daran, warf sich mit ganzer Kraft dagegen. Die Tür war entweder verschlossen oder verrammelt.
Und die Wände waren mit Stahl verkleidet, so dass sie sich nicht dematerialisieren konnte.
»Hallo!«, rief sie und hämmerte an die Tür. »Hallo! Havers! Hört mich jemand! Könnte mich bitte jemand herauslassen? Hallo!«
Sobald sie zu rufen aufhörte, wehte Havers’ Stimme in den Raum, als hätte er die ganze Zeit schon auf der anderen Seite gewartet.
»Es tut mir leid, dass es soweit gekommen ist, aber es ist notwendig.«
»Havers, was machst du da?«, fragte sie durch die Tür.
»Ich habe keine andere Wahl. Ich kann dich nicht länger zu ihm gehen lassen.«
Sie sprach laut und deutlich. »Jetzt hör mir doch endlich zu. Wrath ist nicht der Grund, warum ich zu Darius’ Haus gegangen bin. Er hat den Bund mit jemandem geschlossen, den er liebt, und ich hege keinen Groll mehr gegen ihn. Ich … ich habe selbst einen Mann kennen gelernt. Jemanden, den ich sehr mag. Einen Mann, der mich begehrt.«
Ein langes Schweigen entstand.
»Havers?« Sie trommelte mit der Faust an die Tür. »Havers! Hast du gehört, was ich gesagt habe? Wrath hat eine neue Shellan, und ich habe ihm vergeben. Ich war nicht bei ihm.«
Als ihr Bruder endlich sprach, klang seine Stimme erstickt. »Warum hast du mir das nicht erzählt?«
»Weil du mich nicht gelassen hast! Ich versuche schon seit zwei Nächten, dir das klarzumachen!« Wieder schlug sie gegen die Tür. »Und jetzt mach die Tür auf. Ich muss jemanden treffen … in Darius’ Haus.«
Havers flüsterte etwas.
»Was?«, herrschte sie ihn an. »Was hast du gesagt?«
»Ich kann dich dort nicht hingehen lassen.«
Die Qual in seiner Stimme ließ ihren Zorn verlöschen, doch nun bekam sie es mit der Angst. »Warum nicht?«
»Es ist nicht mehr sicher dort. Ich … o mein Gott.«
Marissa schlug die Hände flach auf das Holz. »Havers, was hast du getan?«
Stille.
»Havers! Sag mir sofort, was du getan hast!«
Beth spürte einen harten Schlag, der sie ins Gesicht traf. Eine Hand. Jemand hatte sie geohrfeigt.
Benommen schlug sie die Augen auf und blickte sich um. Sie befand sich in einer Art Scheune. Ihre Hand- und Fußgelenke waren mit eisernen Fesseln auf einen Tisch geschnallt.
Und Billy Riddle stand über sie gebeugt. »Wach auf, du
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