Black Dagger 02 - Blutopfer
letzter Zeit wirklich gebessert.«
»Und was ist mit den toten Frauen?«
»Du weißt doch, dass er sich nicht anders ernähren will. Er muss doch irgendwie am Leben bleiben. Und trotz der Gerüchte hat er bisher noch nie die Menschen getötet, von denen er trinkt. Ich weiß nicht, was mit diesen beiden Prostituierten passiert ist.«
Wrath fluchte.
»Herr, er verdient nicht, für etwas getötet zu werden, das er nicht getan hat. Das ist nicht gerecht.«
Traurig schloss Wrath die Augen. Schließlich sagte er: »Bring ihn heute Nacht mit hierher. Ich werde ihm die Gelegenheit geben, vor der Bruderschaft zu sprechen.«
»Danke, Herr.«
»Danke mir nicht. Nur weil er den Mund aufmacht, heißt das noch nicht, dass er verschont wird.«
Wrath legte auf.
Das Publikum gestand er ihm sicher nicht um Zsadists willen zu. Das war für Phury. Sie brauchten ihn in der Bruderschaft, und Wrath hatte das Gefühl, er würde nur bleiben, wenn man seinen Bruder fair behandelte. Und selbst dann bestand noch die Gefahr, dass er fortging, sollte Z verurteilt werden.
Wrath dachte an Zsadist.
Havers hatte sich den richtigen Mörder ausgesucht. Jeder wusste, dass Z an nichts und niemanden gebunden war. Daraus hatte der Arzt richtig geschlossen, dass der Krieger kein Problem damit hätte, die Bruderschaft zu verraten. Ebenso klar war, dass Z einer der wenigen Männer auf dem Planeten war, der überhaupt in der Lage war, Wrath zu töten.
Nur eins passte nicht ins Bild: Z machte sich nichts aus materiellem Besitz. Als Sklave hatte er nie etwas sein Eigen genannt, als Krieger hatte er nie nach Besitz gestrebt. Daher war es schwer zu glauben, dass Geld ihn motivieren würde.
Andererseits war er durchaus in der Lage, einfach aus Lust zu töten.
Wrath erstarrte, als es plötzlich in seiner Nase kitzelte.
Mit gerunzelter Stirn ging er zu einer der Klappen, über die frische Luft in die Kammer geleitet wurde. Er atmete tief ein.
Ein Lesser war auf dem Grundstück.
Derselbe, der vor Billy Riddles Haus in dem Hummer gesessen hatte.
Beth klemmte etwas übrig gebliebenes Filet Mignon mit Meerrettichsoße zwischen zwei Scheiben Toast und biss herzhaft hinein. Himmlisch. Richtiges Essen schmeckte einfach am besten.
Während sie kaute, blickte sie aus dem Fenster auf einen Ahornbaum. Seine dunkelgrünen Blätter wirkten leblos. Sommerstill. Keine Andeutung einer Brise, als wäre die Luft selbst von der Hitze erschöpft.
Doch da bewegte sich etwas.
Ein Mann kam durch die Hecke, näherte sich dem Haus vom Nachbaranwesen aus. Sie bekam eine Gänsehaut.
Was eigentlich lächerlich war. Der Typ trug die graue Uniform der Caldwell Gas- und Elektrizitätswerke und hatte ein Klemmbrett unter dem Arm. Er sah nicht besonders bedrohlich aus, mit den hellen Haaren und der gebeugten Haltung. Er war zwar groß, aber er schlenderte entspannt über den Rasen, einfach nur ein gelangweilter Ableser, der sich insgeheim einen Job in einem klimatisierten Büro wünschte.
Das Telefon an der Wand klingelte, und sie schrak zusammen.
Sie hob ab, ohne den Blick von dem Mann zu wenden. Er blieb stehen, als er sie bemerkte.
»Ja?«, sagte sie in den Hörer. Der Mann vom Gas- und
Elektrizitätswerk nahm seine Schritte wieder auf und ging Richtung Hintertür.
»Beth, komm sofort hier runter«, blaffte Wrath.
Genau in diesem Moment sah der Ableser durch die Scheibe der Küchentür. Ihre Blicke trafen sich. Er lächelte und hob die Hand.
Eiskalte Schauer überliefen sie.
Er ist nicht lebendig, dachte sie. Sie war nicht sicher, woher sie das wusste; sie wusste es einfach.
Sie ließ das Telefon fallen und rannte los.
Hinter ihr ertönte ein klirrendes Geräusch, als die Tür eingeschlagen wurde. Dann hörte sie ein Plopp. Etwas traf sie in die Schulter, und sie spürte einen stechenden Schmerz.
Ihr Körper wurde schwer und langsam.
Mit dem Gesicht nach unten fiel sie auf die Küchenfliesen.
Wrath schrie auf, als Beth auf dem Boden auftraf. Er stürmte die Treppe hinauf und in den Salon.
Die Sonne brannte auf seiner Haut wie eine ätzende Flüssigkeit und zwang ihn zurück in die Dunkelheit. Blitzschnell raste er zurück in seine Kammer und rief wieder in der Küche an. Es klingelte und klingelte und klingelte.
Mühsam keuchte er, seine Brust hob und senkte sich krampfhaft.
Falle. Er saß in der Falle. Er saß hier unten in der Falle, während sie oben …
Mit einem Brüllen stieß er ihren Namen aus.
Er spürte, wie ihre Aura schwächer wurde.
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