Black Dagger 06 - Dunkles Erwachen
und fing an, das Messer in die Luft zu werfen und wieder aufzufangen. Das tat er die ganze
Fahrt in die Stadt über. Als sie den ersten Halt erreichten, gab es ein längeres Zögern, nachdem die Trennwand sich geöffnet hatte. Dann huschten zwei Jungs eilig vorbei.
Zsadists schwarze Augen folgten ihnen mit eindringlichem Blick, als wollte er sich ihre Gesichter einprägen. Und die ganze Zeit flog das Messer hoch und wieder hinunter, das schwarze Metall blitzte, die große Handfläche fing es nach jedem Wurf an derselben Stelle des Griffs wieder auf – selbst, während er den Jungs nachschaute.
So ging das bei jedem Halt. Bis John und er allein im Bus waren.
Als die Trennwand sich wieder vorschob, steckte Zsadist den Dolch in sein Brusthalfter. Dann setzte er sich auf den gegenüberliegenden Sitz jenseits des Gangs, lehnte sich ans Fenster und schloss die Augen.
John wusste ganz genau, dass der Vampir nicht schlief, denn seine Atmung veränderte sich nicht, und er entspannte sich auch kein bisschen. Er wollte einfach nur nicht mit John kommunizieren.
John holte Block und Stift heraus. Er schrieb ganz ordentlich, dann faltete er den Zettel und behielt ihn in der Hand. Er musste sich bedanken. Selbst wenn Zsadist nicht lesen konnte, musste er etwas sagen.
Wieder hielt der Bus an, und die Tür ging auf, und beim Aussteigen ließ John den Zettel auf Zsadists Sitz liegen. Er versuchte gar nicht erst, ihn dem Krieger zu geben. Außerdem passte er auf, den Blick nicht zu heben, während er die Stufen hinunterkletterte und über die Straße lief. Erst auf dem Rasen vor dem Haus blieb er stehen, der Schnee rieselte ihm auf Kopf und Schultern und Tasche.
Als der Bus in den sich zusammenbrauenden Sturm
verschwand, gab er den Blick auf Zsadist frei, der auf der anderen Straßenseite stand. Der Bruder hielt den Zettel hoch. Dann nickte er einmal, steckte ihn sich in die Gesäßtasche und dematerialisierte sich.
John konnte den Blick nicht von der Stelle abwenden, an der Zsadist gestanden hatte. Dicke Flocken füllten die Spuren auf, die seine schweren Stiefel hinterlassen hatten.
Da öffnete sich mit einem Grollen das Garagentor hinter ihm und der Range Rover fuhr rückwärts heraus. Wellsie ließ das Fenster herunter. Ihr rotes Haar war hoch auf dem Kopf aufgesteckt, und sie trug einen schwarzen Skianorak. Die Heizung im Wagen war voll aufgedreht, ein dumpfes Dröhnen, das fast so laut war wie der Motor.
»Hallo, John.« Sie streckte die Hand aus, und er legte seine darauf. »War das gerade etwa Zsadist?«
John nickte.
»Was hat er hier gemacht?«
John stellte die Tasche ab und sagte in Zeichensprache: Er hat mich auf der Heimfahrt im Bus begleitet.
Wellsie runzelte die Stirn. »Mir wäre es lieber, du würdest dich von ihm fernhalten. Er ist … in vielerlei Hinsicht nicht in Ordnung. Weißt du, was ich meine?«
Da war sich John nicht so sicher. Gut, gegen den Typen kam einem Freddy Krueger manchmal vor wie das Sandmännchen, aber nach der heutigen Show hielt er ihn nicht mehr für so schlimm.
»Ist ja auch egal, ich bin jedenfalls auf dem Weg zu Sarelle. Es gab eine Panne bei den Vorbereitungen für das Wintersonnwendfest, und wir haben keine Äpfel. Wir werden zusammen ein paar spirituell begabte Leute abklappern und uns erkundigen, was man jetzt so kurz vor dem Fest noch machen kann. Willst du mitkommen?«
John schüttelte den Kopf. Ich muss noch Hausaufgaben für Taktik machen.
»In Ordnung.« Wellsie lächelte ihn an. »Ich habe dir etwas Reis und Ingwersoße in den Kühlschrank gestellt.«
Danke! Ich bin am Verhungern.
»Das dachte ich mir schon. Bis später.«
Er winkte ihr nach, bis sie nicht mehr zu sehen war. Auf dem Weg zum Haus, bemerkte er abwesend, dass die Ketten, die Tohr auf die Reifen des Rovers aufgezogen hatte, scharfe Rillen im Schnee hinterließen.
17
»Halten Sie hier an.« O drückte die Tür des Explorers auf, noch bevor der SUV an der Abbiegung zur Thorne Avenue zum Stehen gekommen war. Er warf einen schnellen Blick den Hügel hinauf, dann sah er den Beta hinter dem Steuer scharf an.
»Sie kurven hier in der Gegend rum, bis ich Sie rufe. Dann kommen Sie zur Nummer Siebenundzwanzig. Fahren Sie nicht in die Einfahrt, sondern am Haus vorbei. Etwa fünfzig Meter weiter gibt es eine Nische in der Steinmauer. Genau dort brauche ich Sie.« Als der Beta nickte, bellte O: »Wenn Sie das versauen, werfe ich Sie Omega zum Fraß vor.«
Erwartete nicht, bis der Jäger irgendetwas von
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