Black Dagger 06 - Dunkles Erwachen
Hauses, Schlafzimmer des Papstes.
Der einzige Grund, warum er überhaupt ins Innere gelangen konnte, war, dass jemand das so gewollt hatte.
Er lauschte. Totale Stille. Eine Falle?
Noch ein Weilchen blieb O regungslos stehen, atmete kaum, dann überprüfte er noch einmal seine Pistole, bevor er durch einige Räume spazierte, die aussahen wie aus einem Hochglanzmagazin. Am liebsten hätte er die Gemälde an den Wänden aufgeschlitzt, die Kronleuchter abgerissen, und die dürren Beinchen der antiken Tische und Stühle zertreten. Er wollte die Vorhänge verbrennen. Er wollte auf den Fußboden scheißen. Er wollte alles zerstören, weil es schön war. Und weil – sollte seine Frau jemals hier gelebt haben – sie aus einer verdammten, besseren Welt kam.
Er ging um eine Ecke herum in eine Art Wohnzimmer und blieb wie angewurzelt stehen.
Hoch oben an der Wand hing in einem vergoldeten, alten Rahmen ein Porträt von seiner Frau … und es war mit schwarzer Seide behängt. Unter dem Gemälde stand auf einem Marmortischchen ein umgedrehter goldener Kelch, daneben lag ein quadratisches weißes Tuch mit drei Reihen von jeweils zehn kleinen Steinen darin. Neunundzwanzig davon waren Rubine. Der letzte Stein, der in der linken unteren Ecke, war schwarz.
Das Ritual war zwar anders als der christliche Quatsch, mit dem er aufgewachsen war, aber dies war eindeutig eine Gedenkstätte für seine Frau.
Os Eingeweide verwandelten sich in Schlangen, wanden sich und zischten in seinem Bauch. Beinahe hätte er sich übergeben.
Seine Frau war tot.
»Schau mich nicht so an«, murmelte Phury, während er im Zimmer herumhumpelte. Seine Seite tat höllisch weh, während er versuchte, sich fertig zu machen, und Butchs Glucken-Getue war nicht gerade hilfreich.
Der Polizist schüttelte den Kopf. »Du musst zum Arzt, Großer.«
Dass der Mensch damit völlig recht hatte, ging ihm erst recht auf den Wecker. »Nein, muss ich nicht.«
»Wenn du den Tag auf der Couch verbringen würdest, vielleicht nicht. Aber Kämpfen? Komm schon, Mann. Wenn Tohr wüsste, dass du auf die Straße willst, würde er dir den Kopf abreißen.«
Stimmt. »Mir geht’s prima. Ich muss mich nur aufwärmen. «
»Genau, ein bisschen Stretching wird Wunder wirken bei dem Loch in deiner Leber. Ich hab eine noch viel bessere
Idee: Wir könnten dir eine Tube Mobilat besorgen und dich einfach ordentlich massieren. Toller Plan.«
Phury funkelte ihn quer durch den Raum an. Butch zog eine Augenbraue hoch. »Du gehst mir auf den Sack, Bulle.«
»Was du nicht sagst. Hey, wie wär’s damit: Du darfst mich anbrüllen, während ich dich zu Havers fahre.«
»Ich brauche kein Kindermädchen.«
»Aber wenn ich dich selber bringe, weiß ich, dass du auch wirklich da warst.« Schon zog er die Schlüssel zum Escalade aus der Tasche und wedelte damit. »Außerdem bin ich ein guter Taxifahrer. Frag John.«
»Ich will aber nicht.«
»Tja, ich fürchte, darauf können wir jetzt gerade keine Rücksicht nehmen.«
Rehvenge parkte den Bentley vor dem Haus von Havers und Marissa und ging bedächtig zu der prächtigen Eingangstür. Er hob den schweren Löwenkopf-Klopfer und ließ ihn herabsausen. Das Geräusch hallte im Inneren nach. Sofort wurde er von einem Doggen eingelassen und in einen Salon geführt.
Marissa erhob sich von einer mit Seide bezogenen Couch, und er verbeugte sich vor ihr, während er dem Butler mitteilte, dass er seinen Mantel anzubehalten gedachte. Sobald sie allein waren, kam Marissa eilig auf ihn zu, die Hand ausgestreckt, die lange, blassgelbe Robe hinter sich her wehend wie zarter Dunst. Er nahm ihre Hände und küsste sie.
»Rehv … ich bin so froh, dass du uns angerufen hast. Wir möchten euch helfen.«
»Vielen Dank, dass ihr Bella bei euch aufnehmt.«
»Sie kann so lange bleiben, wie sie möchte. Obwohl ich wünschte, du würdest uns sagen, was los ist.«
»Die Zeiten sind einfach gefährlich.«
»Das ist wahr.« Sie runzelte die Stirn und warf einen Blick um seine Schulter herum. »Ist sie nicht bei dir?«
»Wir treffen uns hier. Sie müsste eigentlich bald kommen. « Er sah auf die Uhr. »Ja … ich bin ein bisschen früh dran.«
Er zog Marissa zu der Couch, und als sie sich hinsetzten, fiel ihr der Saum seines Zobelmantels auf die Füße. Sie streichelte über den Pelz und lächelte. Dann schwiegen sie eine Zeit lang.
Er konnte es kaum erwarten, Bella zu sehen, stellte er fest. Er war sogar … nervös.
»Wie fühlst du dich?«, fragte
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