Black Dagger 07 - Menschenkind
Besseren zu gestalten.
Als sie einen Code eintippte und eine Stahltür öffnete, beneidete sie die Paare, die am anderen Ende des Hauses miteinander tanzten, und vermutlich würde sie das immer tun. Das aber war ihr nicht vorbestimmt.
Sie hatte andere Pfade zu beschreiten.
2
Butch verließ das ZeroSum um drei Uhr fünfundvierzig, und obwohl der Escalade hinter dem Gebäude geparkt war, ging er in die entgegengesetzte Richtung. Er brauchte Luft. Du lieber Himmel … er brauchte Luft.
Mitte März war immer noch Winter hier im Norden des Bundesstaates New York, und die Nacht war kühlhauskalt. Sein Atem kondensierte zu kleinen weißen Wölkchen und wehte ihm über die Schulter. Die Kälte und die Einsamkeit taten ihm gut: Ihm war immer noch zu heiß und zu eng, obwohl er das verschwitzte Gedränge des Klubs hinter sich gelassen hatte.
Seine Ferragamos schlugen hart auf das Pflaster der Trade Street, die Absätze zermalmten das Salz und den Sand auf dem kleinen Betonstreifen zwischen den schmutzigen Schneehaufen. Im Hintergrund wummerte gedämpft die Musik aus den anderen Bars der Straße, obwohl bald Zapfenstreich sein würde.
Als er beim McGrinder’s ankam, schlug er den Kragen
hoch und beschleunigte seinen Schritt. Diese Bluesbar mied er, weil die Jungs von der Polizeitruppe dort gern saßen und er sie nicht treffen wollte. Soweit seine ehemaligen Kollegen vom Caldwell Police Department informiert waren, hatte er sich einfach auf Nimmerwiedersehen aus dem Staub gemacht, und das konnten sie von ihm aus auch gern weiter glauben.
Nebenan lag das Screamer’s, aus dem Hardcore-Rap donnerte, der das gesamte Gebäude in einen einzigen Subwoofer verwandelte. Als er ans andere Ende der Kneipe gelangte, blieb er stehen und ließ den Blick über die kleine Gasse schweifen, die seitlich an dem Laden vorbeiführte.
Hier hatte alles angefangen. Der Startschuss für seinen bizarren Trip in die Vampirwelt war im vergangenen Juli genau hier gegeben worden, mit seinen Ermittlungen zur Explosion einer Autobombe: ein in die Luft gesprengter BMW. Ein Mann war zu Asche verbrannt. Keinerlei Beweismaterial war übrig geblieben, außer ein paar Wurfsternen. Der Anschlag war extrem professionell ausgeführt worden – die Sorte Attentat, die eine Botschaft enthält. Und kurz danach waren die Leichen der Prostituierten hier in der Gegend aufgetaucht. Aufgeschlitzte Kehlen. Vollgeknallt mit Heroin. Noch mehr asiatische Kampfsportwaffen im Umkreis.
Er und sein Partner José de la Cruz waren davon ausgegangen, dass die Sprengladung Teil einer Revierfehde zwischen Zuhältern gewesen war und die toten Frauen aus Rache ermordet worden waren. Aber schon bald hatte er die Hintergründe erfahren. Darius, ein Mitglied der Bruderschaft der Black Dagger, war von den Feinden der Vampire getötet worden, von den Lessern. Und die Morde an den Prostituierten gehörten zur Strategie der Gesellschaft der Lesser, um zivile Vampire zu kidnappen und zu verhören.
Mann, damals hätte er niemals auch nur in Betracht gezogen, dass es Vampire überhaupt gab. Erst recht nicht, dass sie 90 000 Dollar teure BMWs fuhren. Oder so raffinierte Feinde hatten.
Butch fand genau die Stelle, an der der 650i damals hochgegangen war. Immer noch konnte man einen schwarzen Rußstreifen von der Hitze der Bombe an dem Gebäude erkennen. Er legte die Fingerspitzen auf die kalten Ziegel.
Hier hatte alles angefangen.
Jetzt fuhr ihm ein Windstoß unter den Mantel, hob den edlen Kaschmirstoff hoch, drang zu dem schicken Anzug darunter vor. Er ließ die Hand sinken und betrachtete seine Aufmachung. Der Überzieher war von Missoni, ungefähr fünf Riesen wert. Der Ralph-Lauren-Anzug drei Riesen. Die Schuhe gab es für geschenkte Siebenhundert. Die Manschettenknöpfe von Cartier hingegen bewegten sich im fünfstelligen Bereich. Die Uhr von Patek Philippe kostete fünfundzwanzig Riesen.
Die beiden Vierzig-Millimeter-Glocks unter seinen Achseln kosteten je zweitausend.
Das bedeutete, er hatte … Hölle, ungefähr 44000 Dollar an Klamotten und Waffen am Leib. Und das war nur die Spitze des Eisbergs. In seinem Zimmer auf dem Anwesen hatte er zwei komplette Schränke voll von dem Zeug. Nichts davon hatte er selbst gekauft. Für alles hatte die Bruderschaft geblecht.
Scheiße … er trug Klamotten, die ihm nicht gehörten. Lebte in einem Haus und aß Lebensmittel und saß vor einem Plasmafernseher – und nichts davon war seins. Trank Scotch, den er nicht selbst bezahlte. Fuhr
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