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Black Dagger 07 - Menschenkind

Black Dagger 07 - Menschenkind

Titel: Black Dagger 07 - Menschenkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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trotzdem fühlte es sich … falsch an, nichts anzuhaben. Skandalös, auch wenn niemand es je erfahren würde.
    Sie blickte sich um. Das Zimmer, das man ihr gegeben hatte, war wunderschön. Es war in einem dunklen Blau gehalten, und das Motiv einer adligen Dame und eines knienden Verehrers wiederholte sich auf den Wänden, den Vorhängen, der Bettdecke und dem Stuhl.
    Nicht unbedingt das, was ihrer derzeitigen Stimmung entgegenkam. Das französische Liebespaar bedrängte sie, als sähe sie es nicht nur, sondern hörte es auch, ein chaotisches Stakkato dessen, was sie mit Butch nicht hatte. Mit Butch niemals haben würde.
    Um das Problem zu lösen, löschte sie das Licht und schloss die Augen. Was wie ein Zauber wirkte.
    Gütige Jungfrau, was für ein Durcheinander. Und sie musste sich fragen, inwieweit sich die Dinge noch verschlimmern würden. Fritz und die anderen beiden Doggen waren unterwegs zu ihrem Bruder – zu Havers – und sie rechnete halb damit, dass sie mit leeren Händen zurückkehren würden. Vielleicht würde Havers beschließen, ihre Sachen einfach wegzuwerfen. So, wie er es mit ihr getan hatte.

    Während sie dort in der Dunkelheit lag, sortierte sie im Geiste die Trümmer ihres Lebens, versuchte herauszufinden, was noch brauchbar war und was sie als unrettbar ausmustern musste. Sie fand nur ein Sammelsurium von unglücklichen Erinnerungen, die ihr keine Richtung wiesen. Sie hatte absolut keine Vorstellung davon, was sie tun, wohin sie gehen sollte.
    Und das war doch nicht zu begreifen. Drei Jahrhunderte hatte sie damit verbracht, zu warten und zu hoffen, dass ein Mann ihr seine Gunst schenken würde. Drei Jahrhunderte hatte sie versucht, sich in die Glymera einzufügen. Drei Jahrhunderte sich verzweifelt bemüht, jemandes Schwester zu sein, jemandes Tochter, jemandes Gefährtin. All diese äußeren Erwartungen waren die Gesetze gewesen, die ihr Leben beherrscht hatten, tief greifender und unentrinnbarer als die Schwerkraft.
    Doch wohin hatte sie das alles geführt? Nun war sie verwaist, ungebunden, ausgestoßen.
    Also gut, ihre oberste Regel für den Rest ihrer Tage sollte lauten: Sie würde keine Einmischung von außen mehr suchen. Sie mochte vielleicht keine Ahnung haben, wer sie war, aber besser noch verloren sein und auf der Suche, als von anderen in eine gesellschaftliche Schublade gesteckt zu werden.
    Das Telefon neben dem Bett klingelte, und sie schrak zusammen. Nachdem es fünfmal geläutet hatte, hob sie ab, nur weil es einfach nicht aufhören wollte. »Hallo?«
    »Madam?« Ein Doggen. »Ihr habt einen Anruf von unserem Herrn Butch. Darf ich durchstellen?«
    Na großartig. Also hatte er davon erfahren.
    »Madam?«
    »Äh, ja, ich nehme ihn entgegen.«
    »Sehr wohl. Und ich habe ihm Eure Durchwahl gegeben. Bitte bleibt am Apparat.«

    Sie hörte ein Klicken und dann die unverkennbar raue Stimme. »Marissa? Geht es dir gut?«
    Eigentlich nicht, dachte sie, aber das ging ihn nichts an. »Ja, danke. Beth und Wrath waren sehr gütig zu mir.«
    »Hör mal, ich möchte dich gern sehen.«
    »Wirklich? Dann darf ich wohl annehmen, dass deine Probleme alle wie durch Zauberhand verschwunden sind? Du musst entzückt sein, dass alles wieder normal ist. Glückwunsch. «
    Er fluchte. »Ich mache mir Sorgen um dich.«
    »Das ist nett von dir, aber …«
    »Marissa …«
    » … wir wollen mich ja nicht in Gefahr bringen, oder?«
    »Hör mir doch zu, ich …«
    »Du hältst dich besser fern, damit ich nicht verletzt werde …«
    »Verflucht, Marissa. Scheiß auf die ganze Sache!«
    Sie schloss die Augen, zornig auf die Welt, auf ihn, auf ihren Bruder und sich selbst. Und wenn Butch jetzt auch noch wütend wurde, dann war dieses Gespräch wie eine Handgranate, die gleich explodieren konnte.
    Mit leiser Stimme sagte sie: »Ich weiß deine Besorgnis zu schätzen, aber es geht mir gut.«
    »Ach Mist …«
    »Ja, ich denke, das beschreibt die Situation sehr gut. Bis dann, Butch.«
    Als sie auflegte, wurde ihr bewusst, dass sie am ganzen Körper zitterte.
    Sofort klingelte es wieder, und sie blickte zum Telefon. Mit einer schnellen Bewegung zerrte sie das Kabel aus der Wand.
    Dann vergrub sie sich wieder unter der Decke und rollte sich auf der Seite zusammen. Schlafen würde sie auf keinen Fall können, aber die Augen schloss sie trotzdem.

    Während sie schäumend vor Wut in der Dunkelheit lag, kam sie zu einem Schluss. Selbst wenn alles … Mist war, um Butchs eloquente Zusammenfassung zu benutzen … konnte

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