Black Dagger 07 - Menschenkind
nach seinem Handy und rief einen seiner Untergebenen an.
Als es klingelte, war ihm sehr bewusst, dass er Van Dean, den modernen Kämpfer, diesen vierfingrigen Kerl, mehr brauchte als jeden anderen, dem er in seinem Leben begegnet war. Oder nach seinem Tod.
Sobald Marissa sich vor dem grauen Haus materialisiert hatte, griff sie sich mit der Hand an die Kehle. Mein Gott, so viel Gemäuer, das sich aus der Erde erhob, ganze Steinbrüche waren ausgebeutet worden, um das Material dafür zu gewinnen. Und so viele Bleiglasfenster, die rautenförmigen Scheiben sahen aus wie Gitter. Und dann war da noch die sechs Meter hohe Mauer, die den Innenhof und das gesamte Gelände umschloss. Und die Über wachungskameras. Und die Tore.
So sicher. So kalt.
Das Anwesen war genau so, wie sie es erwartet hatte, eher Festung denn Heim. Und es war von einer Pufferzone umgeben, die man im Alten Land Mhis genannt hatte. Jemand, der nicht hierher gehörte, konnte die Informationen, die ihm dieser Ort lieferte, nicht vernünftig verarbeiten, sodass ein ungebetener Besucher das Haus nicht fand. Der einzige Grund, warum sie überhaupt das Anwesen der Bruderschaft hatte finden können, war, dass Wrath sich dort befand. Nach dreihundert Jahren, die sie sich von seinem reinen Blut genährt hatte, floss noch so viel davon in ihr, dass sie ihn überall aufspüren konnte. Selbst durch das Mhis hindurch.
Als sie vor diesem Steinklotz stand, kitzelte sie etwas im Nacken, als würde sie beobachtet, und sie warf einen Blick über die Schulter. Im Osten gewann das Licht des Tages schon an Kraft, und die ersten Sonnenstrahlen brannten in ihren Augen. Sie hatte nicht mehr viel Zeit.
Immer noch die Hand auf die Kehle gelegt, trat sie vor eine massive Messingtür. Es gab weder Klingel noch Klopfer, also drückte sie einfach dagegen. Die Tür gab nach, was ein Schock war – zumindest, bis sie im Vorraum stand. Aha, hier wurde man überprüft.
Sie hielt ihr Gesicht vor eine Kamera und wartete. Mit Sicherheit musste ein Alarm ausgelöst worden sein, als sie die erste Tür durchschritt, deshalb würde entweder jemand kommen und sie einlassen … oder sie abweisen. In welchem Fall sie auf ihre zweite Wahl zurückgeworfen würde.
Rehvenge war der Einzige andere, an den sie sich wenden konnte, aber diese Lösung war ebenfalls kompliziert. Seine Mahmen war eine Art spirituelle Ratgeberin der Glymera und wäre ohne jeden Zweifel höchst gekränkt durch Marissas Anwesenheit.
Mit einem Stoßgebet an die Jungfrau der Schrift strich sie sich das Haar mit den Händen glatt. Vielleicht hatte sie aufs falsche Pferd gesetzt, aber sie war davon ausgegangen, dass Wrath sie so kurz vor Morgengrauen nicht abweisen würde. Nach allem, was sie seinetwegen ertragen hatte, konnte er ihr doch einen Tag unter seinem Dach gewähren. Außerdem war er ein Ehrenmann.
Wenigstens hielt sich Butch nicht bei der Bruderschaft auf, soweit sie wusste. Den Sommer über hatte er an einem anderen Ort gewohnt, und sie vermutete, dass er immer noch dort lebte. Sie hoffte es.
Die schwere Holztür vor ihr wurde geöffnet, und Fritz, der Butler, schien sehr überrascht von ihrem Anblick zu sein.
»Madam?« Der ältliche Doggen verneigte sich tief. »Werdet Ihr … erwartet?«
»Nein.« Sie wurde so wenig erwartet, wie es nur eben ging. »Ich, äh …«
»Fritz, wer ist denn da?«, hörte man eine weibliche Stimme.
Als die Schritte sich näherten, verschränkte Marissa die Hände und senkte den Kopf.
O Gott, Beth, die Königin. Es wäre so viel besser gewesen, zuerst Wrath gegenüberzustehen. Nun musste sie annehmen, dass ihr Plan nicht funktionieren würde.
Sicherlich würde ihre Hoheit sie aber das Telefon benutzen lassen, um Rehvenge anzurufen? Blieb ihr überhaupt noch die Zeit dazu?
Die Türe wurde ächzend weiter aufgezogen. »Wer ist denn … Marissa?«
Marissa hielt den Blick zu Boden gesenkt und vollführte einen Knicks, wie es der Brauch war. »Meine Königin.«
»Fritz, würdest du uns entschuldigen?« Einen Augenblick später sagte Beth: »Möchtest du nicht hereinkommen?«
Zögerlich trat Marissa durch die Tür. Ganz am Rande nahm sie ein Gefühl von unglaublicher Farbe und Wärme wahr, aber sie konnte den Kopf nicht heben, um es in sich aufzunehmen.
»Wie hast du uns gefunden?«, fragte Beth.
»Das Blut deines … Hellren fließt noch in mir. Ich … ich muss ihn um einen Gefallen bitten. Ich würde gern mit Wrath sprechen, wenn es gestattet wäre?«
Es war ein
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