Black Dagger 08 - Vampirherz
Blick auf sein Taschentuch. »Rehvenge, ich hätte jetzt wirklich sehr gern ein wenig Zeit für mich. Darf ich hier ein bisschen sitzen bleiben? Allein?«
Auch wenn er nicht gewöhnt war, fortgeschickt zu werden – schon gar nicht aus seiner eigenen Wohnung –, war er ihr gegenüber zu jeder Form von Nachsicht bereit. »Bleib, so lange du möchtest, Tahlly. Schließ einfach nur die Tür hinter dir, wenn du gehst. Ich aktiviere die Alarmanlage dann per Fernbedienung.«
Er zog die Anzugjacke über, ließ aber die Krawatte gelockert und den Hemdkragen geöffnet, denn die Bisswunden an seinem Hals waren zu empfindlich, um sie zu bedecken. Nicht, dass ihm das auch nur das Geringste ausgemacht hätte.
»Du bist so gut zu mir«, sagte sie, den Blick starr auf seine Schuhe gerichtet.
»Nein, das bin ich nicht.«
»Wie kannst du so etwas sagen? Niemals bittest du mich um eine Gegenleistung …«
»Marissa, sieh mich an. Sieh mich an.« Gütige Jungfrau im Schleier, sie war so wunderschön. Besonders mit seinem Blut in ihren Adern. »Mach dir doch nichts vor. Ich möchte dich als meine Shellan. Ich möchte dich nackt in meinem Bett haben. Ich möchte deinen Leib mit meinem Kind anschwellen sehen. Ich möchte von dir … das volle Programm. Ich tue das alles nicht, um nett zu dir zu sein, sondern um dir nahezukommen. Ich tue es, weil ich hoffe, dass ich dich irgendwann, irgendwie dahin bringen kann, wo ich dich haben will.«
Als ihre Augen sich weiteten, behielt er den Rest lieber für sich. Es war besser, nicht damit herauszurücken, dass der Symphath in ihm in ihrem Kopf herumwühlen und jede Emotion besitzen wollte, die sie jemals empfunden hatte. Oder ihr anzuvertrauen, dass Sex mit ihm … kompliziert wäre.
Ach ja, die Freuden seiner Veranlagung. Und seiner Anomalie.
»Aber auf eines kannst du dich unbedingt verlassen, Marissa. Ich werde niemals die Grenze überschreiten, wenn du es nicht willst.«
Außerdem hatte Xhex vermutlich recht. Mischlinge wie er blieben besser solo. Selbst wenn Symphathen nicht diskriminiert würden und leben und lieben dürften wie Normale,
sollten sie niemals mit jemandem zusammen sein, der gegenüber ihrer dunklen Seite wehrlos war.
Er zog seinen bodenlangen Zobelmantel an. »Dein Mann … sollte besser mal langsam die Kurve kriegen. Verdammt schade um eine so wertvolle Frau wie dich.« Rehv schnappte sich seinen Stock und ging zur Tür. »Wenn du mich brauchst, ruf mich.«
Butch marschierte ins ZeroSum, ging nach hinten zum Stammtisch der Bruderschaft und zog seinen Aquascutum-Regenmantel aus. Er hatte vor, ein Weilchen zu bleiben. Was nicht gerade sensationell neu war. Am besten sollte er hier sein Zelte aufschlagen und gleich einziehen.
Als die Kellnerin mit einem Scotch kam, fragte er: »Wäre es unter Umständen möglich, einfach eine Flasche zu bekommen? «
»Das geht leider nicht.«
»Na gut, dann komm mal her.« Er krümmte den Zeigefinger. Als sie sich nach unten beugte, legte er ihr einen Hunderter auf das Tablett. »Das ist für dich. Pass schön auf, dass mein Glas immer voll ist.«
»Geht klar.«
Wieder allein am Tisch betastete Butch die kreisrunden Bisswunden an seinem Hals. Er versuchte, sich nicht vorzustellen, was Marissa jetzt in diesem Augenblick mit einem anderen tat. Einem Aristokraten. Einem Kerl aus gutem Hause, der besser als er selbst war; Platin im Vergleich zu seinem armseligen Eisen. O nein.
Wie ein Mantra wiederholte er im Kopf, was V zu ihm gesagt hatte. Dass das Trinken nicht unbedingt etwas Sexuelles haben musste. Dass es eine biologische Notwendigkeit war. Dass Marissa keine Wahl hatte. Dass es … nicht sexuell sein musste. Er hoffte, wenn er die Litanei nur oft genug im Geiste aufsagte, dann würden seine Empfindungen sich
beruhigen, und er könnte die Unausweichlichkeit dieser Sache akzeptieren. Marissa war ja nicht absichtlich grausam zu ihm. Sie war ebenso verstört gewesen wie er selbst.
Lebhaft blitzte ihr nackter Körper vor seinem geistigen Auge auf, und er konnte das Bild eines anderen Mannes, der ihre Brüste streichelte, einfach nicht abschütteln. Eines anderen Mannes, dessen Lippen über ihre Haut wanderten. Der ihr die Unschuld raubte, während er sie nährte; dessen harter Körper sich auf ihr, in ihr bewegte.
Und die gesamte Zeit über trank sie … trank, bis sie genug hatte, bis sie gesättigt war.
Ein anderer sorgte für sie.
Butch kippte seinen doppelten Whiskey in einem Zug hinunter.
O Mann, er würde noch
Weitere Kostenlose Bücher