Black Dagger 09 - Seelenjäger
mehr Bedeutung als seine verschiedenen Subs. Für ihn zählte nur, dass er Freiwillige für das fand, was er sexuell brauchte. Das, was man sich über ihn erzählte, das, was die Frauen über ihn glauben wollten, war nur orale Selbstbefriedigung für gelangweilte Mäuler.
Auf dem Weg durch den Tunnel ins Haupthaus war er gründlich genervt. Dank diesem blöden Rotationsplan, den die Bruderschaft ausgearbeitet hatte, durfte er heute Nacht nicht raus auf die Straße, und das war ihm verhasst. Er würde viel lieber Untote, die seiner Spezies nachstellten, jagen und töten, als faul auf seinem Allerwertesten zu hocken.
Aber es gab noch andere Wege, die schädelspaltende Frustration zu verbrennen.
Dazu waren Fesseln und willige Leiber doch da.
Phury spazierte in die Großküche des Hauses und erstarrte wie beim Anblick eines Unfalls der blutigen Sorte: Seine Fußsohlen blieben am Boden kleben, der Atem stockte, das Herz setzte erst kurz aus und geriet dann in Hektik.
Bevor er noch leise rückwärts durch die Schwingtür fliehen konnte, wurde er jedoch erwischt.
Bella, die Shellan seines Zwillingsbruders, blickte auf und lächelte. »Hallo.«
»Hallo.« Bloß weg hier. Schnell.
Gott, sie roch gut.
Sie wedelte mit dem Messer in ihrer Hand, mit dem sie sich an dem gebratenen Truthahn zu schaffen machte. »Soll ich dir auch ein Sandwich machen?«
»Was?«, fragte er wie ein Vollidiot.
»Ein Sandwich.« Sie deutete mit der Klinge auf das fast leere Mayonnaiseglas und den Kopfsalat. »Du musst doch Hunger haben. Beim Letzten Mahl hast du nicht viel gegessen. «
»Äh, ja … nein, ich hab keinen …« Sein Magen strafte diesen Unsinn Lügen, indem er knurrte wie eine hungrige Bestie. Verräter.
Bella schüttelte den Kopf und machte sich wieder über die Truthahnbrust her. »Hol dir doch einen Teller und setz dich.«
Okay, das war jetzt so ungefähr das Letzte, was er gebrauchen konnte. Besser noch lebendig begraben zu werden, als allein mit ihr in der Küche zu sitzen, während sie ihm mit ihren schönen Händen etwas zu essen machte.
»Phury«, sagte sie ohne aufzublicken. »Teller. Setzen. Hopp.«
Er fügte sich, weil er sich trotz seiner Abstammung aus einer Kriegerblutlinie und seiner Zugehörigkeit zur Bruderschaft und seinen gut fünfzig Kilo mehr an Körpermasse kraftlos und matt fühlte, wenn es um Bella ging. Die Shellan seines Zwillingsbruders – die schwangere Shellan seines Zwillingsbruders – war jemand, dem Phury nichts abschlagen konnte.
Nachdem er einen Teller neben ihren gestellt hatte, setzt er sich ihr gegenüber an die Kochinsel aus Granit und schärfte sich ein, ihre Hände nicht anzusehen. Solange er ihre langen, eleganten Finger mit den kurzen, glänzenden Nägeln nicht …
Mist.
»Ich schwöre dir«, begann sie, während sie noch mehr Fleisch absäbelte. »Zsadist will mich ungefähr auf Bungalowgröße füttern. Wenn er mich noch dreizehn Monate lang so vollstopft, dann passe ich nicht mehr in den Swimmingpool. Ich bekomme meine Hosen kaum noch zu.«
»Du siehst gut aus.« Von wegen gut, sie sah vollkommen aus, mit ihrem langen dunklen Haar und den Saphiraugen und dem sportlichen Körper. Das Baby in ihr konnte man unter dem weiten Shirt noch nicht erkennen, aber die Schwangerschaft zeigte sich deutlich an ihrer schimmernden Haut und der Häufigkeit, mit der sie ihre Hand auf den Bauch legte.
Ihr Zustand war ebenfalls klar erkennbar an der Unruhe in Zs Augen, wann immer er sich in ihrer Nähe aufhielt. Da Vampirschwangerschaften von einer hohen Sterblichkeit sowohl der Mütter als auch der Kinder bedroht wurden, waren sie gleichzeitig Segen und Fluch für den jeweiligen Hellren.
»Fühlst du dich denn gut?«, fragte Phury. Zsadist war ja nicht der Einzige, der sich um sie sorgte.
»Im Prinzip schon. Ich werde schnell müde, aber so
schlimm ist das nicht.« Sie leckte sich die Finger ab, dann griff sie nach dem Mayonnaiseglas. Als sie darin herumkratzte, machte das Messer ein rasselndes Geräusch, als würde eine Münze auf und ab geschüttelt. »Aber Z treibt mich in den Wahnsinn. Er weigert sich, sich zu nähren.«
Phury erinnerte sich daran, wie ihr Blut geschmeckt hatte, und wandte den Kopf ab, als seine Fänge sich unwillkürlich verlängerten. In dem, was er für sie empfand, lag kein Edelmut, nicht im Mindesten, und als Mann, der sich immer etwas auf seine Ehrenhaftigkeit zugutegehalten hatte, konnte er seine Gefühle nicht mit seinen Prinzipien in Einklang
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