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Black Dagger 11 - Blutlinien

Black Dagger 11 - Blutlinien

Titel: Black Dagger 11 - Blutlinien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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leibliche Gestalt flackerte in der Luft, blinkte auf und verblasste wieder, als würde jemand einen Lichtschalter an- und ausknipsen, aber er wechselte seine Position nicht. Der Hirsch stob von dannen, sein weißer Schwanz leuchtete durch das Unterholz.
    Der Vampir ließ sich auf den Hintern fallen. Er blickte in den Himmel hinauf, und bereute vieles und aufrichtig, das meiste davon die Toten betreffend. Doch nicht alles. Nicht alles.
    Wenn er auch ungeduldig auf das Wiedersehen wartete, das er im Schleier zu finden hoffte; wenn er auch nach der Umarmung derer hungerte, die er vor so kurzer Zeit verloren hatte, so wusste er doch, dass er einen Teil von sich selbst hier auf der Erde zurückließ.
    Es ließ sich nun mal nicht ändern. Das Zurücklassen musste sein.
    Sein einziger Trost war, dass sein Sohn in guten Händen war. Den besten. Seine Brüder würden auf ihn aufpassen, wie es sich für eine Familie gehörte.
    Er hätte sich allerdings verabschieden sollen.
    Er hätte so einiges tun sollen.
    Aber das war jetzt alles vorbei.
    Eingedenk der Selbstmordlegende machte der Vampir einige schwache Versuche, aufzustehen. Als sie scheiterten,
versuchte er sogar, den Ballast seines Körpers in seine Höhle zuzuschleppen. Er kam nicht weit, und ein Anflug von Freude durchzuckte sein finsteres Herz, als er sich schließlich gestattete, kraftlos auf die Kiefernnadeln und abgestorbenen Blätter zu sinken.
    Mit dem Gesicht nach unten lag er dort, das kühle, taufeuchte Waldbett erfüllte seine Nase mit Gerüchen, die so sauber und frisch waren, obschon sie der Erde entsprangen.
    Die ersten Strahlen der Sonne krochen hinter ihm über den Berg, und dann spürte er die Hitzewelle. Das Ende war gekommen, und er hieß es mit offenen Armen und mit vor Erleichterung geschlossenen Augen willkommen.
    Seine letzte Empfindung, bevor er starb, war die Befreiung von aller Erdenschwere; sein gebrochener Körper wurde ins helle Licht emporgezogen, hinauf zu dem Wiedersehen, auf das er acht furchtbare Monate lang gewartet hatte.

26
    Ein Haus kann leer sein, auch wenn es voller Leute ist. Und das war doch ein Glück.
    Ungefähr eine Stunde vor Morgengrauen torkelte Phury in einem der zahllosen Winkel des riesigen Hauses herum und musste sich mit einer Hand an der Wand abstützen.
    Er war allerdings auch nicht ganz bei sich, musste man sagen. Boo, der schwarze Kater, tapste neben ihm her und passte auf ihn auf. Ach was – eigentlich hatte das Tier hier das Kommando, denn irgendwann unterwegs hatte Phury angefangen, Boo zu folgen, statt umgekehrt.
    Vorauszugehen war im Augenblick einfach nicht besonders empfehlenswert. Phurys Alkoholpegel überschritt sämtliche gesetzlich zulässigen Grenzwerte, außer vielleicht dem fürs Zähneputzen. Und das war ohne den Sack roten Rauch gerechnet, den er dazu gequalmt hatte. Wie viele Joints waren das gewesen? Wie viel Sprit?
    Jetzt war es jedenfalls … Er hatte keinen blassen Schimmer, wie spät es war. Musste aber kurz vor Morgengrauen sein.

    Auch egal. Seinen Bedröhnungsinput durchzukalkulieren, wäre sowieso nur Zeitverschwendung gewesen. So breit, wie er war, bezweifelte er, dass er weit genug zählen konnte. Er wusste nur, dass er sein Zimmer verlassen hatte, als die Flasche Gin leer war. Ursprünglich war sein Plan gewesen, sich Nachschub zu besorgen, doch dann hatte er sich Boo angeschlossen und war einfach herumgewandert.
    Nach allen Regeln der Biologie müsste er bewusstlos auf seinem Bett liegen. Vergiftet genug war er, um das Licht auszuknipsen, und immerhin war das ja auch sein Ziel gewesen. Das Problem war nur, dass ihn trotz seiner Selbstmedikation vier Dinge nachhaltig fertigmachten: Cormias Situation. Die Verantwortung für die Auserwählten. Der Überfall auf Havers’ Klinik. Und Bellas Schwangerschaft.
    Wenigstens hielt der Zauberer mehr oder weniger die Klappe.
    Phury drückte irgendeine beliebige Tür auf und versuchte, sich zu orientieren. Wohin hatte die Katze ihn geführt? Ah, genau. Hier entlang käme er ins Doggen -Territorium, den weitläufigen Flügel, in dem die Angestellten wohnten. Was auf jeden Fall für Ärger sorgen würde. Denn wenn Fritz ihn hier entdeckte, bekäme er auf der Stelle Herzrhythmusstörungen, weil er annehmen würde, dass die Dienstboten ihre Pflichten nicht anständig erfüllt hatten.
    Also wandte er sich nach rechts, während gleichzeitig sein Gehirn Notsignale an diverse Synapsen abfeuerte, dass er dringend Rauch nachtanken musste. Schon wollte er

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