Black Dagger 12 - Vampirträume
Morgengrauen.
Als er ins Badezimmer ging, um sich hastig zu waschen, wusste er, dass er sich jetzt beeilen musste.
15
Die Polizeiwache von Caldwell hatte zwei unterschiedliche Gesichter: den Vordereingang auf der Tenth Street mit den Stufen, wo die Fernsehteams den ganzen Quatsch drehten, den man in den Abendnachrichten sah; und die Hintertür mit den Eisengittern, wo die Drecksarbeit erledigt wurde. In Wahrheit sah die Seite von der Tenth Street nur wenig besser aus, weil das Gebäude aus den 1960ern wie das Profil einer alternden, hässlichen Frau war: Es gab keine guten Seiten.
Der Streifenwagen, auf dessen Rücksitz Lash saß, hielt direkt am Hintereingang.
Wie zum Henker war er hier gelandet?
Der Bulle, der ihn verhaftet hatte, machte die Tür von außen auf. »Bitte steigen Sie aus dem Wagen.«
Lash sah den Kerl an, dann schwang er seine Beine herum. Wunschträume, dem Mann die Kehle aufzureißen und seine Halsader in einen Springbrunnen zu verwandeln, konnte er nicht zurückdrängen.
»Hier entlang, Sir.«
»Kein Problem.«
An der Art, wie die Hand des Polizisten nach seinem Pistolengriff tastete, obwohl sie sich unter voller Beobachtung der gesamten Besatzung befanden, merkte Lash, dass er den Mann total nervös machte.
Lash wurde durch eine Tür und über einen Linoleumflur geführt, der aussah, als wäre er seit dem Bau der Polizeiwache nicht mehr renoviert worden. Vor einer Plexiglasscheibe, die so dick wie ein Arm war, blieben sie stehen. Der Polizist sagte etwas in eine runde Metallscheibe an der Wand.
Die Frau auf der anderen Seite der Scheibe wirkte ganz geschäftig in ihrer marineblauen Uniform und ungefähr so attraktiv wie ihr männlicher Kollege.
Doch sie erledigte den Papierkram schnell. Als sie befand, sie hätte genug Formulare zum Ausfüllen zusammengerafft, schob sie dem Polizisten neben Lash den Stapel unter dem Fenster durch zu und nickte. Die Tür neben ihnen stieß ein Piiieeep und ein dumpfes Klackern aus, und dann folgte ein weiterer total ramponierter Linoleumboden, der in einen kleinen Raum mit Bank, Stuhl und Tisch mündete.
Nachdem sie sich gesetzt hatten, holte der Beamte einen Kuli heraus und klickte die Miene heraus. »Wie lautet Ihr voller Name?«
»Larry Owen«, sagte Lash. »Wie ich Ihrem Kollegen schon gesagt habe.«
Der Mann beugte sich über seine Formulare. »Adresse?«
»Fünfzehn dreiundachtzig Tenth Street, Wohnung vier F momentan.« Er dachte sich, er könnte genauso gut die Adresse angeben, die auf dem Fahrzeugschein des Focus stand. Mr D würde den gefälschten Führerschein vorbeibringen,
den Lash benutzt hatte, als er noch bei seinen Eltern wohnte, aber er konnte sich nicht genau erinnern, was darauf stand.
»Haben Sie irgendein Dokument, das beweist, dass Sie dort wohnen?«
»Nicht dabei. Aber mein Freund bringt mir nachher meinen Ausweis.«
»Geburtsdatum?«
»Wann krieg ich meinen Anruf?«
»In einer Minute. Geburtsdatum?«
»Dreizehnter Oktober 1981.« Zumindest glaubte er, dass das auf dem gefälschten Führerschein stand.
Der Beamte stellte ein Stempelkissen auf den Tisch, stand auf und öffnete eine der Handschellen. »Ich brauche jetzt Ihre Fingerabdrücke.«
Na, viel Glück damit, dachte Lash.
Widerstandslos ließ er den Mann seine Hand nach vorn ziehen, eine Fingerspitze über die Tinte rollen und dann auf ein weißes Papier mit zehn in zwei Reihen angeordneten Kästchen drücken.
Der Polizist runzelte die Stirn und versuchte einen anderen Finger. »Da kommt nichts.«
»Ich hab mich als Kind verbrannt.«
»Aber klar doch.« Er probierte es noch ein paarmal, gab dann auf und steckte Lashs freie Hand wieder in die Handschelle zurück. »Rüber zur Kamera.«
Lash ging durch den Raum und stand still, während ein Blitzlicht vor seinem Gesicht aufleuchtete. »Ich will meinen Anruf.«
»Den bekommen Sie schon.«
»Wie hoch ist meine Kaution?«
»Das weiß ich noch nicht.«
»Wann komme ich raus?«
»Sobald der Richter die Kaution festsetzt und Sie bezahlen. Wahrscheinlich heute Nachmittag.«
Nun wurden Lashs Hände vor ihm mit den Handschellen gefesselt und ein Telefon vor ihn geschoben. Der Beamte drückte auf Lautsprecher und wählte Mr Ds Handynummer, die Lash ihm vorsagte.
Als der Lesser abhob, trat der Cop zurück.
Lash verschwendete keine Zeit. »Bring mir meine Brieftasche. Sie ist in meiner Jacke auf dem Rücksitz. Kaution wurde noch nicht festgesetzt, aber treib so schnell wie möglich Bargeld auf.«
»Wann soll
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