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Black Dagger 12 - Vampirträume

Black Dagger 12 - Vampirträume

Titel: Black Dagger 12 - Vampirträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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Augen, versuchte aber, nicht an das Treppenhaus in dem verwahrlosten Mietshaus zu denken, wo er damals allein gelebt hatte. Er versuchte, nicht an den Klang dieser Stiefel auf den Stufen zu denken. Er versuchte, nicht an den alten Schimmel und den frischen Urin und das von Schweiß durchsetzte Aftershave zu denken, das ihm in die Nase gekrochen war, als geschah, was man ihm angetan hatte …
    Er konnte die Erinnerungen nicht abschütteln. Besonders nicht die Gerüche.
    Der Schimmel war an der Wand gewesen, gegen die er mit dem Gesicht voran gedrückt worden war. Der Urin war sein eigener gewesen und ihm an den Innenseiten der Schenkel bis auf die brutal heruntergerissene Hose gelaufen. Das schweißige Aftershave war das seines Angreifers gewesen.

    Die Szene war für ihn so lebendig wie der Ort, an dem er sich jetzt gerade befand. Er spürte seinen Körper von damals genauso deutlich wie seinen jetzigen, sah das Treppenhaus so klar vor sich wie sein eigenes Zimmer. Alles war noch da, ganz frisch, und es schien für dieses grauenhafte Erlebnis kein Verfallsdatum zu geben.
    Man brauchte keinen Doktor in Psychologie, um zu verstehen, dass sein Jähzorn in dem wurzelte, was er in sich verschlossen hielt.
    Zum ersten Mal in seinem Leben wollte er mit jemandem sprechen.
    Nein … das stimmte so nicht ganz.
    Er wollte denjenigen zurückhaben, der ihn verstand. Er wollte seinen Vater.
     
    Nach Johns Muhammad-Ali-Nummer fühlte sich Phurys Gesicht an, als wäre es gegrillt und zusätzlich getreten worden. »Hör mal, Wrath … sei nicht böse auf John.«
    »Es war ein Missverständnis«, sagte Cormia zum König. »Weiter nichts.«
    »Was zum Teufel ist zwischen euch vorgefallen?«, wollte Wrath wissen.
    »Nichts«, erwiderte Cormia. »Absolut gar nichts.«
    Das kaufte ihr der König allerdings nicht ab, was wiederum bewies, dass der furchtlose Anführer der Vampire kein totaler Trottel war; aber im Augenblick fehlte Phury einfach die Kraft, sich herumzustreiten. Er tupfte sich einfach unablässig den geschundenen Mund mit dem Unterarm ab, während Wrath weitersprach und Cormia ihn verteidigte. Warum auch immer.
    Wraths Augen funkelten böse hinter der Sonnenbrille. »Muss ich erst noch mehr Sachen an die Wand schmeißen, bevor ihr beiden endlich mal aufhört, mir totalen Blödsinn
zu erzählen? Von wegen es war nichts. John ist ein Hitzkopf, aber er ist kein –«
    Cormia fiel dem König ins Wort. »John hat falsch interpretiert, was er gesehen hat.«
    »Was hat er denn gesehen?«
    »Nichts. Ich sage, es war nichts, und deshalb ist es auch so.«
    Wrath musterte sie von Kopf bis Fuß, als suchte er nach Verletzungen. Dann wandte er sich Phury zu. »Was hast du mir zu sagen?«
    Phury schüttelte den Kopf. »Sie hat Unrecht. John hat nichts falsch –«
    Cormias Tonfall war schneidend. »Der Primal hüllt sich unnötigerweise in Selbstvorwürfe. Meine Ehre wurde auf keine Art und Weise verletzt, und ich glaube doch, dass ich das zu entscheiden habe, oder etwa nicht?«
    Nach einer kleinen Pause neigte der König den Kopf. »Wie du wünschst.«
    »Danke, Eure Hoheit.« Sie verneigte sich tief. »Und jetzt werde ich gehen.«
    »Soll ich Fritz mit etwas Essen schicken –«
    »Nein. Ich gehe auf die Andere Seite. Ich kehre nach Hause zurück.« Wieder verbeugte sie sich, und dabei rutschte das vom Duschen noch feuchte Haar über ihre Schulter und streifte den Fußboden. »Ich wünsche Euch beiden alles erdenklich Gute und entbiete dem Rest dieses Haushalts die besten Grüße. Eure Majestät.« Sie verneigte sich vor Wrath. »Euer Gnaden.«
    Als sie sich vor Phury verbeugte, sprang er vom Bett auf und rannte panisch auf sie zu … doch sie löste sich einfach in Luft auf, bevor er sie erreichen konnte.
    Fort. Einfach so.
    »Würdest du mich bitte entschuldigen«, sagte er zu Wrath. Es klang nicht wie eine Bitte, aber das war ihm völlig egal.

    »Ich glaube nicht, dass du jetzt allein sein solltest«, wandte Wrath düster ein.
    Es entspann sich ein kurzes Gespräch, ein Hin und Her, das Wrath schließlich auf gewisse Weise überzeugt haben musste, denn der König ging.
    Als er weg war, blieb Phury reglos wie eine Statue mitten in seinem Zimmer stehen und starrte die Delle im Putz an, die der Aschenbecher hinterlassen hatte. Innerlich krümmte er sich, doch äußerlich war er vollkommen starr: Der erstickende Efeu wuchs unter seiner Haut, nicht darauf.
    Mit einer raschen Augenbewegung sah er auf die Uhr. Nur noch eine Stunde bis zum

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