Black Dagger 12 - Vampirträume
jetzt auch. Was ebenfalls zu Lashs Strategie gehörte: Krall dir den Härtesten, und die anderen kommen von allein.
Lash lächelte. »Ich suche noch Verstärkung.«
In den Augen des Knackis leuchtete Bereitschaft zu den miesesten Schandtaten. »Hast du ne Kneipe?«
»Nein.« Lash warf dem Gangmitglied einen Blick zu. »Man könnte wohl sagen, es geht um ein Territorium.«
Der Typ mit dem Kopftuch nickte, als würde er sämtliche Regeln dieses Brettspiels in- und auswendig kennen.
Der Knacki ließ die Muskeln in seinen Armen spielen. »Wie kommst du auf die Idee, dass ich mit dir Geschäfte machen würde? Ich kenn dich ja gar nicht.«
Lash lehnte sich mit den Schultern an die Wand. »Dachte nur, du würdest vielleicht gern ein bisschen Kohle machen. Aber wenn ich da falsch liege – sorry, mein Fehler.«
Er schloss die Augen, als wollte er ein Nickerchen machen, da hörte er Stimmen und klappte die Lider wieder hoch. Ein Beamter brachte einen weiteren Straftäter in ihre Zelle.
Na, sieh mal einer an. Der Typ mit der Adlerjacke aus dem Screamer’s.
Der Neuankömmling wurde eingeschlossen, und die drei harten Kerle spulten wieder ihre finstere Pass-bloß-auƒ -Nummer ab. Einer der Junkies hob den Kopf und lächelte unfreundlich, als würde er den Neuen in geschäftlicher Funktion kennen.
Interessant. Dann war der Typ also ein Dealer.
Adlermann musterte die Truppe und nickte Lash zu, bevor er sich ans andere Ende der Bank setzte. Er wirkte eher genervt als eingeschüchtert.
Der Knacki beugte sich näher zu Lash. »Ich hab nicht gesagt, dass ich kein Interesse hätte.«
Lash drehte nur die Augen in seine Richtung. »Wo finde ich dich, um die Einzelheiten zu klären?«
»Kennst du Buss’s Bikes?«
»Das ist doch die Harley-Werkstatt auf der Tremont, oder?«
»Genau. Gehört meinem Bruder und mir.«
»Dann kennst du ja noch mehr Leute, die mir helfen können. «
»Vielleicht. Vielleicht auch nicht.«
»Wie heißt du?«
Der Knacki verengte die Augen. Dann deutete er auf die Abbildung einer Harley Low Rider auf seinem Arm. »Nenn mich Low.«
Diego RIP begann, mit der Fußspitze auf den Boden zu klopfen, als wollte er auch was sagen, aber Lash war nicht bereit, bei den Gangs und den Glatzen einzusteigen. Noch nicht. Erst mal klein anfangen, sicherheitshalber. Er würde probehalber ein paar Biker in den Lesser -Topf werfen. Wenn das klappte, würde er sich weiter umsehen. Sich vielleicht sogar noch mal einlochen lassen, um ins Gespräch zu kommen.
»Owens«, rief ein Bulle von der Tür.
»Bis die Tage«, sagte Lash zu Low. Er nickte Diego, der Glatze und dem Dealer zu und überließ die Fixer ihrer Unterhaltung mit dem Fußboden.
Draußen wartete er, während ein Polizist ihn vollquatschte: »Das sind die Anklagen gegen Sie«, »Das hier ist die Nummer des Pflichtverteidigungsbüros – da müssen Sie anrufen, falls Sie einen Anwalt zugeteilt bekommen wollen«, »Ihr Gerichtstermin ist in sechs Wochen«, »Wenn Sie nicht erscheinen, verfällt die Kaution und es wird ein Haftbefehl ausgestellt«, bla, bla, bla …
Er kritzelte ein paarmal den Namen Larry Owens auf ein paar Papiere, dann führte man ihn in den Flur, über den er vor acht Stunden in Handschellen angekommen war. Am Ende des Linoleumabschnitts wartete Mr D auf einem schäbigen Plastikstuhl, und als er aufstand, wirkte er erleichtert.
»Wir besorgen was zu Essen«, sagte Lash, als sie auf den Ausgang zuliefen.
»Jawohl, Sir.«
Zu beschäftigt mit dem ganzen Kram, den er regeln musste, stapfte Lash einfach – ohne einen Gedanken an die Uhrzeit zu verschwenden – aus dem Gebäude nach draußen. Als der Sonnenschein ihn mitten im Gesicht traf, machte er brüllend einen Satz nach hinten und prallte gegen Mr D, hielt sich die Arme vor das Gesicht und taumelte rückwärts.
Mr D hielt ihn an den Oberarmen fest. »Was –«
»Die Sonne!« Lash war schon beinahe wieder durch die Tür, als ihm auffiel … dass nichts passierte. Er verwandelte sich nicht in einen Feuerball, kein grausamer Flammentod wartete auf ihn.
Er blieb stehen – und drehte sich herum, um zum ersten Mal in seinem Leben das Gesicht in die Sonne zu halten. »Sie ist so hell.« Er schirmte seine Augen mit dem Unterarm ab.
»Sie dürfen nicht direkt reinschauen.«
»Sie ist … warm.«
Fassungslos ließ er sich mit dem Rücken gegen die Steinfassade fallen. Die Strahlen trafen ihn ungehindert, strömten durch seine Haut und in die Muskeln.
Noch nie zuvor hatte er
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