Black Dagger 12 - Vampirträume
überzeugt, dass die Klausur die einzig funktionierende Lösung für sie wäre. Doch jetzt schrie alles in ihr danach, hier herauszukommen.
Vielleicht brauchte sie etwas, auf das sie sich konzentrieren konnte.
Sie nahm den Federkiel in die Hand und öffnete das Tintenfass vor sich. Um sich aufzuwärmen, schrieb sie einige einfache Zeichen in der Alten Sprache nieder.
Lange hielt sie das allerdings nicht durch.
Die Buchstaben wurden zu geometrischen Figuren. Die Figuren wurden zu Kästchenreihen. Die Kästchen wurden zu … Bauplänen.
Im Haus der Bruderschaft hob John den Kopf vom Kissen, als er ein Klopfen an seiner Tür hörte. Er rutschte vom Bett, ging zur Tür und machte auf. Draußen standen Qhuinn und Blay Seite an Seite, Schulter an Schulter, genau wie immer.
Wenigstens eine Sache hatte sich wieder eingerenkt.
»Wir brauchen ein Zimmer für Blay«, sagte Qhuinn. »Hast du eine Ahnung, wo wir ihn hinstecken können?«
»Und ich sollte bei Einbruch der Dunkelheit ein paar von meinen Sachen holen«, ergänzte Blaylock. »Was bedeutet, dass wir noch mal zu mir nach Hause müssen.«
Kein Problem, zeigte John.
Qhuinn wohnte in dem an seinen angrenzenden Raum, also ging er einen Raum weiter und öffnete die Tür zu einem zart lavendelfarbenen Gästezimmer.
Wir können es neu streichen lassen, sagte John, wenn dir das zu mädchenhaft ist.
Blay lachte. »Ja, ich weiß noch nicht, ob ich das aushalte. «
Sein Freund ging zum Bett und setzte sich probeweise auf die Matratze, während John die Flügeltür zum Bad aufstieß –
Phury lag bewusstlos mit dem Kopf neben der Toilette. Sein großer Körper war schlaff, sein Gesicht so bleich wie Kerzenwachs. Zu seinen Füßen lagen eine Nadel, ein Löffel und ein Gürtel.
»Ach du Scheiße«, Qhuinns Fluch prallte von dem cremeweißen Marmor ab.
John wirbelte herum. Hol Jane. Sofort. Sie ist wahrscheinlich bei Vishous in der Höhle.
Qhuinn raste los, während John sich auf den Boden kniete und Phury auf die Seite drehte. Die Lippen des Bruders waren blau, aber nicht von Johns Schlägen. Er atmete nicht. Offenbar schon länger nicht mehr.
Wie durch ein Wunder tauchte Jane buchstäblich eine Sekunde später mit Qhuinn in der Tür auf. »Ich war gerade auf dem Weg zu Bella – was zur Hölle ….«
Sie kam angerannt und überprüfte in Lichtgeschwindigkeit Phurys Vitalfunktionen. Dann klappte sie ihre Arzttasche auf und holte eine Spritze und eine Ampulle heraus.
»Lebt er noch?«
Alle vier wandten die Köpfe zur Badezimmertür. Dort stand Zsadist, breitbeinig, das vernarbte Gesicht bleich.
»Lebt er …?« Zs Augen wanderten zu dem Spritzbesteck, das neben der Wanne auf dem Boden lag.
»Bring ihn um Himmels willen hier raus«, zischte Jane John zu. »Auf der Stelle. Er braucht das nicht zu sehen.«
Was John in ihren Augen las, ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren: Sie war sich nicht sicher, ob sie Phury zurückholen konnte.
Halb unter Schock stand er auf und trat neben Z.
»Ich bleibe hier«, sagte Zsadist.
»O nein.« Jane hielt die aufgezogene Spritze hoch und drückte kurz auf den Kolben. Als ein dünner Faden irgendeiner Flüssigkeit aus der Spitze schoss, wandte sie sich wieder Phurys schlaffem Körper zu. »Qhuinn, du bleibst bei mir. Blaylock, schaff die beiden hier raus und mach die Tür zu.«
Zsadist öffnete den Mund, doch John schüttelte nur den Kopf.
Mit einer ganz eigenartigen Ruhe stellte er sich dicht vor das Gesicht des Bruders, legte seine Hände auf Zs Arme und schob ihn rückwärts aus dem Badezimmer.
In benommenem Schweigen ließ Z sich aus dem Raum führen.
Blay zog die Tür zu und baute sich vor den beiden auf, um ihnen den Weg zu versperren.
Zs erschütterter Blick hing unverwandt an John.
Und John konnte nichts anderes tun, als ihn zu erwidern.
»Er kann nicht fort sein«, sagte Zsadist heiser. »Er kann einfach nicht …«
18
»Was meinst du mit arbeiten?«, fragte der Kerl mit den Gefängnistattoos.
Lash stützte die Ellbogen auf die Knie und sah seinem neuen besten Freund in die Augen. Wie sie beide von großmäuliger Pöbelei auf Kuschelkurs gekommen waren, war ein Paradebeispiel für die Macht der Verführung. Zuerst schlug man frontal zu. Dann zeigte man Respekt. Dann sprach man über Geld.
Die anderen beiden – das Gangmitglied, das Diego RIP über dem Schlüsselbein eintätowiert hatte, und Mr Sauber mit dem blankpolierten Schädel und den Springerstiefeln –hatten sich angepirscht und lauschten
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