Black Dagger 12 - Vampirträume
Menschen beneidet; aber wenn er gewusst hätte, wie sich das anfühlte, dann hätte er es die ganze Zeit getan.
»Alles klar?«, fragte Mr D.
»Ja … ja, alles super.« Er schloss die Augen und atmete einfach nur ein und aus. »Meine Eltern haben mich nie rausgelassen. Obwohl ein Prätrans eigentlich kein Problem mit Sonnenlicht haben sollte, aber Mom und Dad wollten das nicht riskieren.«
»Ich kann mir ein Leben ohne Sonne gar nicht vorstellen. «
Lash konnte das ab sofort auch nicht mehr.
Er reckte das Kinn, schloss die Augen einen Moment lang … und schwor, seinem Vater zu danken, wenn er ihm das nächste Mal begegnete.
Das war einfach fantastisch.
Phury wachte mit einem brennenden, ekelhaften Geschmack im Mund auf. Um genau zu sein war der Geschmack sogar überall, als hätte jemand die Innenseite seiner Haut mit Backofenreiniger eingesprüht.
Seine Augen waren zugeklebt. Der Magen ein einziger Bleiklumpen. Die Lungen blähten sich mit der Begeisterung zweier Kiffer nach einer Grateful-Dead-Orgie. Und an vorderster Front der Tatenlosigkeit stand sein Gehirn, das offenbar nicht mit dem Rest seines Körpers wiederbelebt worden war.
Wobei – sein Brustkorb kam ihm auch vor wie ein Geschäft nach Feierabend. Aber nein, sein Herz musste wohl noch schlagen, denn … das musste es doch, oder? Sonst könnte er ja gerade nicht nachdenken.
Das Bild einer grauen Ödnis schob sich vor sein geistiges Auge, als Silhouette erkannte er den Zauberer vor dem weiten grauen Horizont.
Willkommen zurück, Sonnenschein, sagte der Zauberer. Das war doch ein Heidenspaß. Wann wiederholen wir das?
Wiederholen was, überlegte Phury.
Der Zauberer lachte. Ach, wie schnell die lustigen Zeiten in Vergessenheit geraten.
Phury stöhnte und hörte jemanden neben sich.
»Cormia«, krächzte er.
»Nein.«
Diese Stimme, diese tiefe, männliche Stimme. So ähnlich wie die, die aus seinem eigenen Mund kam. Identisch, um genau zu sein.
Zsadist war bei ihm.
Als Phury den Kopf drehte, schwappte sein Gehirn in seinem Kopf herum. Sein Schädel war ein Aquarium mit Wasser und Pflanzen und einer kleinen Schatztruhe mit Luftblasen, aber ohne Flossenträger. Nichts, was tatsächlich lebte.
Z sah schlimmer aus, als Phury ihn je zuvor erlebt hatte, unter seinen Augen lagen dunkle Ringe, die Lippen waren zu einem Strich verzogen, die Narbe überdeutlich sichtbar.
»Ich habe von dir geträumt«, sagte Phury. Mein Gott, seine Stimme war nur ein Krächzen. »Du hast für mich gesungen. «
Z schüttelte langsam den Kopf. »Das war ich nicht. Ich singe nicht mehr.«
»Wo ist sie?«, fragte Phury.
»Cormia? Im Heiligtum.«
»Ach ja …« Stimmte ja. Er hatte sie dorthin getrieben, nachdem er Sex mit ihr gehabt hatte. Und dann hatte er … Sich. Einen. Schuss. Gesetzt. »O mein Gott.«
Diese fröhliche kleine Erkenntnis stellte seinen Blick scharf, und er sah sich um.
Alles was er sah – überall – war eine zarte Lavendelfarbe, und er dachte an Cormia, wie sie in ihrem weißen Gewand mit der Rose in der Hand in das Büro gekommen war. Die Rose war immer noch dort, fiel ihm ein. Sie hatte sie vergessen.
»Willst du was trinken?«
Phury wandte sich wieder seinem Zwillingsbruder zu. Er sah aus, wie er sich fühlte – völlig erschöpft und leer.
»Ich bin müde«, murmelte Phury.
Z stand auf und brachte ihm ein Glas. »Heb mal den Kopf.«
Phury gehorchte, obwohl der Wasserspiegel in seinem Kopfaquarium dadurch in Schieflage geriet und überzulaufen
drohte. Er nahm einen Schluck aus dem Glas, das Zsadist ihm an die Lippen hielt, dann noch einen, und dann schluckte er mit verzweifeltem Durst.
Als das Glas leer war, ließ er den Kopf zurück aufs Kissen fallen. »Danke.«
»Mehr?«
»Nein.«
Zsadist stellte das Glas auf den Nachttisch und setzte sich dann wieder auf den lavendelfarbenen Stuhl, die Arme verschränkt, das Kinn fast auf der Brust ruhend.
Er hat abgenommen, dachte Phury. Seine Wangenknochen traten schon wieder hervor.
»Ich hatte keine Erinnerung«, begann Z leise.
»Woran?«
»Dich. Sie. Du weißt schon, woher ich kam, bevor ich gestohlen und verkauft wurde.«
Ob es am Wasser lag oder an dem, was Z gerade gesagt hatte – Phury war plötzlich bei vollem Bewusstsein. »Wie solltest du dich auch an unsere Eltern erinnern … an unser Haus. Du warst ein Säugling.«
»Ich erinnere mich an die Kinderfrau. Zumindest an eine Szene. Sie tauchte ihren Daumen in Marmelade und ließ mich daran nuckeln. Das ist schon
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