Black Dagger 12 - Vampirträume
abgeschnitten, und der Junge trug ihn an den Haaren, während ich einen Weg nach draußen für uns suchte.« Zsadist rieb sich über das Gesicht. »Ich wusste nicht, was ich mit dem Jungen anfangen sollte, nachdem ich ihn befreit hatte. Deshalb war ich damals drei Wochen unterwegs. Ich brachte ihn bis an die Südspitze Italiens, so weit weg wie nur irgend möglich. Da lebte damals eine Familie, die Vishous aus seiner Zeit bei diesem Kaufmann in Venedig kannte. Sie brauchten Hilfe im Haushalt und waren freundlich und gut. Sie nahmen ihn als bezahlten Diener bei sich auf. Als ich das letzte Mal vor ungefähr zehn Jahren von ihm hörte, hatte er gerade das zweite Baby mit seiner Shellan bekommen.«
»Du hast ihn gerettet.«
»Ihn da rauszuholen, hat ihn nicht gerettet.« Zsadist wandte den Blick zu Phury. »Genau darum geht es. Es gibt keine Rettung für ihn. Es gibt keine Rettung für mich. Ich weiß, dass du immer noch darauf wartest, dass du dafür lebst. Aber … es wird nie passieren. Verstehst du, ich kann dir nicht danken, weil ich … so sehr ich Bella und mein Leben heute liebe … immer noch dorthin zurückgehe. Ich kann nicht anders. Ich erlebe es immer noch jeden Tag.«
»Aber –«
»Nein, lass mich zu Ende reden. Diese ganze Drogensache bei dir … Du hast nicht versagt. Denn bei einer unmöglichen Aufgabe kann man nicht versagen.«
Phury spürte eine heiße Träne im Augenwinkel. »Ich will es doch nur in Ordnung bringen.«
»Das weiß ich. Aber es war nie in Ordnung, und das wird es auch nie sein, und dafür brauchst du dich nicht umzubringen. Ich bin doch angekommen.«
In Zsadists Miene lag kein Versprechen auf Zufriedenheit. Keine Aussicht auf Glück. Das Fehlen mordgierigen Wahnsinns war schon mal ein Fortschritt, aber die Abwesenheit jeglicher nachhaltiger Freude am Leben bot kaum Anlass zum Feiern.
»Ich dachte, Bella hätte dich gerettet.«
»Sie hat viel getan. Aber im Augenblick, sowie die Schwangerschaft verläuft …«
Er musste den Satz nicht beenden. Es gab keine passenden Worte, um den Grauen des Was, wenn auszudrücken. Und Z war fest davon überzeugt, sie zu verlieren, erkannte Phury jetzt. Er war zu dem Schluss gekommen, dass die Liebe seines Lebens sterben würde.
Kein Wunder, dass er nicht gerade mit Dankbarkeit über seine Rettung um sich warf.
Jetzt fuhr Z fort: »Den Schädel der Herrin habe ich diese ganzen Jahre über nicht aus einer Art kranker Anhänglichkeit behalten. Ich brauchte ihn gegen die Alpträume, in denen sie mich holen kam. Das Erste, was ich nach dem Aufwachen immer tat, war mich zu überzeugen, dass sie immer noch tot ist.«
»Das kann ich verstehen –«
»Willst du wissen, was in den vergangenen ein, zwei Monaten passiert ist?«
»Ja.«
»Ich wache auf und bekomme Panik, ob du noch am Leben bist.« Z schüttelte den Kopf. »Bei Bella muss ich nur unter der Decke neben mir tasten und ihren warmen Körper
spüren. Aber bei dir kann ich das nicht … und ich glaube, mein Unterbewusstsein ist sich sicher, dass ihr wahrscheinlich beide in einem Jahr nicht mehr da sein werdet.«
»Das tut mir so leid … Mist …« Phury legte sich die Hände vors Gesicht. »Es tut mir leid.«
»Ich finde, du solltest gehen. Ins Heiligtum. Dort bist du sicherer. Wenn du hierbleibst, schaffst du vielleicht nicht mal mehr ein Jahr. Du musst gehen.«
»Ich weiß nicht, ob das nötig –«
»Lass mich etwas deutlicher werden. Wir hatten eine Versammlung. «
Phury ließ die Hände sinken. »Was für eine Versammlung. «
»Eine hinter verschlossenen Türen. Wrath und ich und die Bruderschaft. Der einzige Weg für dich, hierzubleiben, ist ein Entzug. Und keiner glaubt, dass du das machen wirst.«
Phury runzelte die Stirn. »Ich wusste nicht, dass es Selbsthilfegruppen für Vampire gibt.«
»Gibt es auch nicht, aber es gibt welche für Menschen, die abends stattfinden. Das hab ich im Netz recherchiert. Aber das ist jetzt auch egal. Denn selbst wenn du dich dazu bereit erklären würdest, glaubt keiner, dass du das wirklich durchziehst, und ich … ich würde dir auch nicht glauben.«
Dagegen war schwer etwas einzuwenden, nachdem er sich hier im Haus einen Schuss gesetzt hatte.
Bei dem Gedanken an einen Entzug bekam Phury schwitzige Hände. »Du hast Rehv gesagt, er darf mir keinen roten Rauch mehr verkaufen, stimmt’s?« Weshalb auch Xhex neulich hinter ihm her gewesen war, als er sich Nachschub besorgt hatte.
»Ja, stimmt. Und ich weiß, dass er dir das H nicht
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