Black Dagger 14 - Blinder König
«
Alles drehte sich nach dem Mann mit dem blond-schwarzen Haar in der Ecke um, der die mächtigen Arme vor der Brust verschränkt hatte.
» Was ist? « , fragte er. » Kommt schon, das ist nicht Mary Tyler Moore. Kein Grund also, sich aufzuregen. «
Vishous, der mit dem schwarzen Handschuh, funkelte ihn an. » Das ist schlimmer als Mary Tyler Moore. Und ›Idiot‹ würde dir noch schmeicheln. «
» Machst du Witze? Bette Midler hat’s echt drauf. Und ich steh nun mal auf das Meer. Na und? «
Vishous blickte hilfesuchend zum König. » Du hast gesagt, ich darf ihn schlagen. Du hast es versprochen. «
» Sobald wir heimkommen « , sagte Wrath und stand auf. » Wir hängen ihn in der Turnhalle auf, und du kannst ihn als Sandsack benutzen. «
» Vielen Dank. Es gibt einen Gott. «
Der mit dem blond-schwarzen Haar schüttelte den Kopf. » Ich schwöre, bald gehe ich. «
Wie auf Kommando zeigten alle Brüder auf die offene Tür und ließen das Schweigen für sich sprechen.
» Ihr seid echt scheiße. «
» Okay, genug. « Wrath kam um den Tisch und …
Ehlena setzte sich ruckartig auf. Die Hand des Königs umschloss den Griff eines Geschirrs um die Brust des Hundes, und sein Gesicht war nach vorne gerichtet, das Kinn hochgeschoben, so dass er den Boden nicht sehen konnte.
Er war blind. Und zwar nicht im Sinne von kurzsichtig oder dergleichen. Er sah offenbar überhaupt nichts. Seit wann denn das, fragte sich Ehlena. Bei ihrem letzten Zusammentreffen schien er noch nicht blind gewesen zu sein.
Ehrfurcht erfüllte sie, als sie wie alle anderen im Raum zu ihm aufblickte.
» Die Sache wird heikel « , erklärte Wrath. » Wir brauchen genügend Leute, denn wir wollen sowohl Deckung als einen Such- und Rettungstrupp, aber wir sollten nicht mehr Wirbel verursachen, als unbedingt nötig. Ich will zwei Teams, das zweite in Bereitschaft. Außerdem brauchen wir eine Transportmöglichkeit, für den Fall, dass Rehvenge bewegungsunfähig … «
» Wovon redet ihr? « , fragte eine Frauenstimme aus der Tür.
Ehlena blickte über die Schulter und erkannte, wer es war: Bella, die Frau von Bruder Zsadist, die regelmäßig im Refugium half. Die Frau stand in dem verschnörkelten Rahmen, ihr Kind im Arm, das Gesicht aschfahl, die Augen leer.
» Was ist mit Rehvenge? « , fragte sie, und ihr Ton wurde schärfer. » Was ist mit meinem Bruder? «
Während Ehlena langsam verstand, ging Zsadist zu seiner Shellan.
» Ich glaube, ihr beide solltet euch unterhalten « , meinte Wrath sanft. » Zu zweit. «
Zsadist nickte und führte seine Familie aus dem Zimmer. Als das Paar den Flur hinunterging, hörte man Bella weiter mit zunehmend schriller und panischer Stimme Fragen stellen.
Und dann ertönte ein ungläubiges » Was?! « der absoluten Fassungslosigkeit.
Ehlena sah betroffen auf den hübschen blauen Teppich. Sie wusste nur zu gut, was Bella in diesem Moment durchmachte. Die Schockwelle, das in Schieflage geratene Weltbild, das Gefühl betrogen worden zu sein.
Kein schönes Gefühl. Und auch keins, das man leicht überwand.
Nachdem sich eine Tür geschlossen hatte, und die Stimmen dadurch gedämpft wurden, blickte Wrath in die Runde, als gebe er jedem die Chance, seine Entschlossenheit zu prüfen.
» Morgen Nacht ist Showdown, heute reicht das Tageslicht nicht mehr aus, um ein Auto hochzubringen. « Der König nickte Ehlena und Xhex zu. » Ihr beide bleibt bis dahin hier. «
Also hieß das, dass sie mitgehen konnte? Der Jungfrau der Schrift sei Dank! Was das Bleiben betraf, würde Ehlena ihren Vater anrufen müssen, aber mit Lusie im Haus machte sie sich keine Sorgen deswegen. » Kein Problem … «
» Ich muss nochmal weg « , sagte Xhex gepresst. » Aber ich komme zurück bis … «
» Das ist keine Einladung. Du bleibst, damit ich weiß, wo du bist und was du tust. Sollte es dir um Waffen gehen – davon haben wir genug. Scheiße, wir haben erst letzten Monat eine ganze Kiste voll von den Lessern kassiert. Also, willst du diese Sache durchziehen? Dann bleib bis heute Abend hier. «
Es war offensichtlich, dass der König Xhex nicht traute, so, wie er die Worte hervorpresste und dabei grimmig lächelte.
» Also, wie hätten wir es gerne, Sündenfresserin? « , fragte er ruhig. » So oder gar nicht? «
» In Ordnung « , knurrte Xhex. » Was immer du wünschst. «
» Ganz genau « , murmelte Wrath. » Ganz genau. «
Eine Stunde später stand Xhex mit ausgestreckten Armen und hüftbreit gespreizten Beinen im
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