Black Dagger 14 - Blinder König
versuchte, ihr Handy aus der Tasche zu klauben und bemerkte, wie stark sie immer noch zitterte. Sie konnte sich das alles noch so vernünftig zurechtlegen, durch ihre Adern rauschte das Adrenalin und interessierte sich nicht die Bohne für ihre Argumente.
Wo war sie gerade stehengeblieben? Ach ja. Rehvenge. Sie wollte Rehvenge anrufen.
Als sie seine Nummer wählte, entspannte sie sich etwas. Sie würden diese Sache klären.
Kurzzeitig war sie überrascht, als sich die Mailbox meldete. Fast hätte sie aufgelegt, doch sie war nicht der Typ, der lange um den heißen Brei herumredete, und es gab keinen Grund zu warten.
» Hallo, Rehv, ich hatte gerade Besuch von dieser … Frau. Sie hat allen möglichen Unsinn über dich erzählt. Ich … äh … dachte nur, das solltest du wissen. Um ehrlich zu sein, sie ist verrückt. Wie dem auch sei, kannst du mich deswegen mal zurückrufen? Das wäre super. Bis bald. «
Sie legte auf und starrte ihr Handy an, und betete, dass er sich rasch meldete.
Wrath hatte Beth etwas versprochen, und er hielt sich daran. So schwer es ihm auch fiel.
Als er und die Brüder schließlich aus dem Sal’s kamen, ging er auf direktem Weg nach Hause, zusammen mit seinen zweitausend Pfund Personenschutz. Er war aufgedreht und kampfwütig, aufgepeitscht und angepisst, aber er hatte seiner Shellan gesagt, dass er nach seiner kleinen Blindheitsattacke nicht in den Kampf ziehen würde, also tat er das auch nicht.
Vertrauen musste man aufbauen, und nachdem er gerade ein mächtiges Loch in das Fundament ihrer Beziehung gerissen hatte, würde es eine Menge Arbeit erfordern, um allein wieder auf Erdgeschossniveau zu kommen.
Doch wenn er schon nicht kämpfen konnte, gab es schließlich noch einen anderen Weg, um sich abzureagieren.
Als die Bruderschaft die Eingangshalle betrat, hallten ihre schweren Schritte auf dem Mosaik wider, und Beth schoss aus dem Billardzimmer, als hätte sie nur auf diesen Klang gewartet. Mit einem Satz war sie in seinen Armen, bevor er auch nur blinzeln konnte, und es war gut.
Nach einer schnellen Umarmung trat sie zurück und hielt ihn auf Armeslänge von sich entfernt, um ihn zu inspizieren. » Bist du okay? Was ist passiert? Wer war da? Wie … «
Die Brüder fingen alle gleichzeitig an zu reden, allerdings nicht über das Treffen, das nicht stattgefunden hatte. Sie stritten darüber, wer in den verbleibenden drei Stunden der Nacht welches Jagdrevier übernehmen würde.
» Gehen wir ins Arbeitszimmer « , sagte Wrath über den Lärm hinweg. » Ich kann mich selbst nicht hören. «
Als er und Beth auf die Treppe zugingen, rief er zu seinen Brüdern zurück: » Danke, dass ihr mir mal wieder Deckung verschafft habt. «
Die Gruppe hielt inne und drehte sich zu ihm um. Nach einem Moment der Stille formten sie einen Halbkreis um den Fuß der Freitreppe und ballten die Waffenhände zu Fäusten. Mit einem gewaltigen Kriegsschrei gingen sie auf das rechte Knie und schlugen die Knöchel auf den Mosaikboden. Es donnerte wie eine Bombenexplosion und hallte durch das ganze Herrenhaus.
Wrath sah auf sie herab, auf die gebeugten Köpfe, die gebogenen breiten Rücken, die kraftvollen Arme am Boden. Jeder von ihnen war in der Bereitschaft zu diesem Treffen gegangen, eine Kugel für ihn aufzufangen, und das war die Wahrheit.
Hinter dem schmaleren Tohr stand Lassiter, der gefallene Engel, aufrecht, aber er riss keine Witze über die erneute Zusammengehörigkeitsbekundung. Stattdessen starrte er wieder die verdammte Decke an. Wrath blickte zu dem Deckengemälde mit den Kriegern auf, die sich von einem blauem Himmel abhoben, aber er sah nicht viel von den Bildern, die dort angeblich waren.
Dann besann er sich auf seine Aufgabe und sagte in der Alten Sprache: » Keine stärkeren Verbündeten, keine treueren Freunde, keine besseren Kämpfer für die Ehre könnte ein König haben als jene, die sich hier vor mir versammeln, meine Brüder im Geist und im Blute. «
Mit einem einstimmigen Knurren erhoben sich die Brüder, und Wrath nickte einem nach dem anderen zu. Er hatte keine Worte mehr für sie, weil sich ihm plötzlich die Kehle zuschnürte, aber sie schienen keine zu brauchen. Sie sahen ihn voller Respekt, Verbundenheit und Entschlossenheit an, und er nahm ihre großzügigen Geschenke feierlich, dankbar und entschieden an. Das war der uralte Bund zwischen König und Untertanen: Die Gelöbnisse kamen beiderseits von Herzen und wurden mit wachem Geist und starkem Leib erfüllt.
» Gott,
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